Pit Beirer (KTM): «Wir sind wieder am Drücker»
Zum dritten Mal hintereinander nach 2013 und 2014 verlor das Red Bull Ajo KTM-Werksteam beim WM-Finale einen Titelfight in der Moto3-Weltmeisterschaft. Luis Salom zog 2013 gegen Maverick Vinales (KTM) den Kürzeren, Jack Miller im Vorjahr gegen Alex Márquez (Honda).
Und jetzt nützte dem Portugiesen Miguel Oliveira die fantastische Aufholjagd der letzten sechs Rennen nichts mehr.
Danny Kent beendete die 38-jährige britische Durststrecke, er gewann als erster Brite seit Barry Sheene (auf Suzuki 500) 1977 eine GP-Weltmeisterschaft.
Und auch die Kiefer-Truppe durfte sich freuen: Zweiter Titelgewinn nach der Moto2-Krone mit Stefan Bradl 2011.
Eigentlich gab es diesmal keine besonders traurigen Gesichter. Denn KTM hat bei den letzten sechs Rennen mit Oliveira nicht weniger als 140 von 150 möglichen Punkten (vier Siege, zwei zweite Plätze) erobert, während Kent in diesem Zeitraum gehörig schwächelte und nur 36 Punkte erbeutete. Auch der siebte Rang von Valencia war kein echtes Glanzlicht, zumal im Finish mit Vazquez, Fenati und Antonelli noch drei Vorderleute stürzten.
«Der Beste soll Weltmeister werden», hatte KTM-Firmenchef Stefan Pierer, erstmals seit Valencia 2013 bei einem Grand Prix, vor dem Rennen gesagt.
«Oliveira ist ein starkes Rennen gefahren», freute sich Hubert Trunkenpolz, Marketing-Vorstand von KTM.
Auch KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer war zufrieden.
«Naja, dieses Jahr haben wir den WM-Titel definitiv nicht erst in Valencia verspielt», erklärte Pit Beirer. «Wir hatten anfangs der Saison Probleme mit dem Chassis. Wir mussten reagieren und haben reagiert. Aber als wir in Misano den Teams die neuen Chassis geliefert haben, war es für die Meisterschaft schon etwas spät. Ich bin aber glücklich, dass wir am Ende der Saison bei den letzten sechs Grand Prix noch einmal zeigen konnten, dass wir auch aus eigener Kraft Rennen gewinnen können. Wir haben jetzt die Saison konkurrenzfähig abgeschlossen und können alle ruhig in die Winterpause gehen. Wir haben von KTM aus im Frühjahr dazu beigetragen, dass es die Fahrer schwer hatten. Der Abstand war ja nicht gross, wir haben die Rennen mit fünf oder sechs Zehntel Rückstand verloren. Aber die Fahrer haben in den Kurven nicht das richtige Vertrauen gehabt, zum richtigen Zeitpunkt ans Gas zu gehen. Seit wir dieses Vertrauen mit den neuen Chassis in Misano wieder herstellen konnten, läuft wieder alles ganz normal. Wir gewinnen nicht mit Glück, sondern aus eigener Kraft. Das passt schon so. Wir haben die Fahrer-WM mit sechs Punkten Rückstand verloren. Aber wir müssen gratulieren, die andern waren saustark in diesem Jahr.»
Honda will jetzt die Moto3-Entwicklung etwas einschläfern, ist zu hören. KTM will hingegen 2016 im grossen Stil zurückschlagen mit Piloten wie Brad Binder, Romano Fenati und Fabio Quartararo?
Beirer: «Ich weiss nicht, was die Konkurrenz plant. Wir werden die Entwicklung nicht einschläfern. Wir wollen Vollgas weitermachen. Das wird in der Moto3-WM ein Kopf-an-Kopf-Rennen bleiben, weil das Reglement so eng gestrickt ist. Du hast ein Drehzahllimit von 13.500/min. Wo soll es denn noch hingehen? Es geht um kleine Feinheiten. Und der, der den nächsten kleinen Joker findet, wird die Nase wieder vorne haben. Im Moment sind wir auf jeden Fall wieder am Drücker.»