Karel Hanika: «Keine 200.000 Euro oder reichen Vater»
Karel Hanika mit neuem Haarschnitt
Bei der Abschiedsfeier nach seiner letzten Saison im Team Red Bull KTM Ajo rasierte die Mannschaft Karel Hanika seine Mähne ab. Der 19-Jährige hat nun nicht nur ein neues Aussehen, sondern auch ein neues Team. Und er träumt nach wie vor von einem Podestplatz. Mit SPEEDWEEK.com sprach er über seinen Wechsel von KTM zu Mahindra.
Karel, wo sind deine Haare gelandet?
Im Mülleimer.
Wie kam es überhaupt dazu?
Das Team hat meine Haare beim letzten gemeinsamen Abendessen geschnitten. Die Mechaniker sprangen plötzlich auf mich und hielten mir Arme, Beine und Kopf fest. Es blieb mir keine Zeit, um mich zu verteidigen. Sie haben es mir die ganze Saison versprochen, doch ich habe diese Drohung nicht wahrgenommen. Sie schleppten mich nach draußen, wo ein Sessel vorbereitet war. Die erste Spur rasierten sie mir mitten auf dem Kopf. Dann haben sie es mir gezeigt, es war eine Katastrophe. Also habe ich mich dann entschieden, die kompletten Haare abschneiden zu lassen. Mein Teamkollege Miguel Oliveira hat sehr intensiv mitgeholfen, andere hielten sich zurück.
Aber die langen Haare gehörten von Anfang an zu deinem Image.
Ich habe meine Haare schon immer lang getragen. Meine Mama hat gesagt, dass ich schon mit langen Haaren geboren wurde. Dann hat sie entschieden, dass es so bleiben soll. Natürlich musste ich mir dazu immer die unterschiedlichsten Meiningen anhören. Manche sagten, dass ich ein bisschen komisch bin oder wie ein Mädchen aussehe. Für andere war das in Ordnung.
Was sagten deine Eltern, nachdem die Haare ab waren?
Mein Vater [Anm.: Er ist ehemaliger tschechischer Superbike-Meister] hat gelacht, meine Mutter weinte. Sie hat den ganzen Abend geschimpft und in der Nacht nicht geschlafen. Sie sagte: «Ich war auf deine Haare sehr stolz, das hättest du nicht gemacht.» Aber Haare wachsen schnell, ich werde sie wieder lang tragen. Mit kurzen Haaren habe ich ein komisches Gefühl, außerdem ist mir am Kopf immer kalt.
Und deine persönliche Meinung zum ungewollten Haarschnitt?
Naja, vielleicht waren die langen Haare daran schuld, dass ich im letzten Jahr so oft stürzte. [Anm.: 2015 stürzte Hanika 24 Mal] Ich nehme es als Neuanfang.
2016 wirst du für das Team Outox Mahindra antreten. Das indische Bike hat nicht den besten Ruf.
Ich hoffe, dass es ein Schritt nach vorne ist. Sie haben sehr fähige Mechaniker und schon 2015 schaffte Mahindra einen Podestplatz. Dieses Motorrad ist in den Kurven besser und hat einen längeren Sattel, was wichtig ist. Mit meiner Größe hatte ich auf der KTM wirklich Probleme. Ich bekam immer unglaubliche Schmerzen am ganzen Körper. Ich werde sicher nicht unter dem Umstieg von KTM zu Mahindra leiden.
Warum hast du dein Team nicht um Änderungen gebeten?
Das habe ich natürlich getan, ich habe meinen Teamchef auf dieses Thema angesprochen. Das Problem war: Mit einem neuen Sattel hätte das Bike neu homologiert werden müssen, was Kosten verursacht hätte. Das wollte das Team nicht. Und ich war in diesem Team nur der dritte Pilot... Für die nächste Saison wird das nun gemacht, aber ich will nicht schlecht über mein ehemaliges Team sprechen. Es war für mich eine sehr nützliche Erfahrung, denn es waren meine ersten beiden WM-Jahre.
Hast du das Team verlassen oder war das die Entscheidung des Teams Red Bull KTM Ajo?
Sagen wir es so, beide Seiten wollten diese Situation nicht so beibehalten. Etwa fünf Rennen vor dem Saisonende wusste man nicht, wie es weitergeht. Sie sagten mir, dass ich bleiben kann, ich sagte ihnen, dass ich auch mit anderen Teams in Verbindung stehe. Dann kam der Red Bull Rookies-Sieger und mir war klar, dass ich auf der Straße stehe. Nun freue ich mich sehr auf mein neues Team.
Verdienst du in deinem neuen Team mehr als in den letzten Jahren?
Ich verdiene nichts, aber ich muss auch kein Geld mitbringen.
War das ein entscheidender Faktor bei der Wahl des Teams?
Sicher. Ich habe keinen reichen Vater oder starke Sponsoren. Ich habe deshalb nicht die Wahl. Ich habe auch andere Angebote bekommen, aber sie waren nur mit viel Sponsorgeld verbunden. Es waren mindestens 200.000 Euro, die ich aber nicht habe. Also fahre ich nicht Honda, sondern Mahindra. Das ist in der Moto3-Klasse nicht perfekt, aber ich werde die Nummer 1 im Team sein.