Racing Team Germany: Weitere Ungereimtheiten
Ich sehne seit geraumer Zeit den Tag herbei, an dem ich nicht mehr über das trostlose Racing Team Germany und vor allem über dessen unseligen Manager Dirk Heidolf berichten muss.
Wenn jemand glaubt, das habe mit persönlichen Animositäten zu tun, dann irrt er gewaltig.
Aber ich habe eine gewisse Abneigung gegenüber Menschen, die sehr sparsam mit der Wahrheit umgehen. Um nicht zu sagen: Die lügen, sobald sie den Mund aufmachen.
Zudem sorgt das RTG immer wieder für Unterhaltung und für Gesprächsstoff, nicht zuletzt dank Heidolf.
Und natürlich weiss ich, dass schon in der griechischen Antike immer die Überbringer der schlechten Nachrichten geköpft wurden und nicht die Verursacher.
Und wer einst die DDR kritisierte, bekam den Zorn der gesamten Staatsmacht zu spüren.
Vielleicht müssen die Sachsen auch irgendwann erkennen, dass man mit Kritik leben muss, wenn man in der Öffentlichkeit steht und dass man grossen Worten auch Taten folgen lassen muss.
Wer im September 2009 für 2011 den Einstieg in die MotoGP-WM ankündigt, muss damit rechnen, dass sich irgendein Journalist irgendwann an diese Aussagen erinnert. Besonders dann, wenn das Racing Team Germany nur ein einzelnes Jahr in der Moto2-WM (2010) überstanden hat und sich dann wieder auf die kleinste Klasse (zuerst 125 ccm, dann Moto3) beschränken musste.
Andere Eskapaden von RTG-Teammanager Dirk Heidolf wollen wir jetzt nicht zum x-ten Male wiederholen.
Dass der Ex-Rennfahrer kein Glanzlicht ist, ist irgendwann auch den Verantwortlichen von Dorna und IRTA aufgefallen, die ihm im August beide Moto3-Startplätze für 2016 verweigerten. Als Begründung wurden die ständigen Meldungen von unbezahlten Rechnungen aufgeführt, dazu der illegale Verkauf von Paddock-Tickets und so weiter.
Sind an diesen Vorwüfen auch die bösen Medien schuld gewesen?
Heidolf schenkte jedenfalls nach dieser beispielhaften Entscheidung des Selektions-Komitees (normal wird kein Team auf diese Weise fallen gelassen) nicht einmal seinen Mitgesellschaftern reinen Wein ein, wie Teamteilhaber Uwe Fischer damals gegenüber SPEEDWEEK.com einräumte.
Schliesslich bekam der deutsche Rennstall zuerst einen und dann einen zweiten Teamplatz zurück, als die Gesellschafter versprachen, Heidolf völlig aus der Schusslinie zu nehmen und Terrell Thien als neuen Teammanager zu installieren.
Es tauchten aber bald wieder E-Mails von Heidolf auf, die nahelegten, dass er immer noch seine Finger im Spiel hat.
Terrell Thien betonte in einem Interview mit SPEEDWEEK.com vor wenigen Wochen noch, Heidolf habe mit dem neuen Team und der neuen Firma nichts mehr zu tun, er bekleide bei der im Winter neu gegründeten SP Racing GmbH keine Position. Schon im Oktober war von Thien verkündet werden, Heidolf werde keinen permanenten Ausweis mehr erhalten und keine Teamuniform.
Vor einer Woche hat aber SPEDWEEK.com aufgedeckt, dass es die Verantwortlichen von SP Racing mit der Wahrheit nicht so genau nehmen.
Denn Dirk Heidolf ist mit einer Einlage von 5000 Euro Gesellschafter des neuen Rennstalls.
Das wirkt irgendwie unverständlich. Denn in den Jahren zuvor ist die Racing Team Germany GmbH unter der Regie von Heidolf in eine gehörige finanzielle Schieflage geraten. Laut der erst vor wenigen Wochen eingereichten Bilanz für 2013 sass die RTG GmbH schon damals auf Verbindlichkeiten von insgesamt rund 750.000 Euro.
Da ist aber zum Beispiel die offene HRC-Rechnung von 2015 in der Höhe von mehr als 100.000 Euro noch nicht einkalkuliert.
Heidolf bestreitet die Höhe der Verbindlichkeiten und dementierte gestern schriftlich, Gesellschafter der neuen SP Racing GmbH zu sein.
«Ich, Dirk Heidolf, bin in der SP Racing kein Teameigner, denn mein Austritt/Rücktritt wurde in mündlicher sowie schriftlicher Form von allen Teameignern bestätigt», erklärte Heidolf per E-Mail in holprigem Deutsch.
Naja, da hat wieder mal jemand ein schlechtes Gedächtnis – oder er nimmt es mit der Wahrheit nicht so genau.
Denn mit dieser befremdlichen Stellungnahme stellt Dirk Heidolf die beglaubigten Unternehmenseintragungen im Handelsregister und im Bundesanzeiger in Frage, die wir per Faksimilie gern veröffentlichen und in die jeder Interessent Einsicht nehmen kann.
Warum die Racing Team Germany GmbH für 2014 und 2015 noch keine Bilanz eingereicht hat, kann nur vermutet werden. Es zwickt finanziell wohl hinten und vorne.
Im Worst Case kann das irgendwann zum Vorwurf der Insolvenzverschleppung führen.
Terrell Thien liess durchblicken, dass die RTG GmbH 2016 keine Geschäftstätigkeit mehr ausübt und stillgelegt werden soll.
Da möchte man aber nicht in der Haut der RTG-Gesellschafter Uwe Fischer, Bernd Keller und Frank Beierlein stecken, die für einen Teil der Schulden selbstschuldnerisch bürgen. Das heisst: Sie haften im Extremfall mit dem Privatvermögen.
«Die Gesellschafter Bernd Keller, Frank Beierlein und Uwe Fischer haften selbstschuldnerisch», das kann jeder nachlesen.
Natürlich kann jede Firma ihren Firmensitz nach ihrem Gutdünken wählen, das bestreitet niemand. Aber wenn die SP Racing GmbH ihren Firmensitz in den ehemaligen Büroräumlichkeiten der RTG GmbH in Callenberg ansiedelt, wo bisher in erster Linie Dirk Heidolf seiner unrühmlichen Tätigkeit nachging, dann nährt das natürlich zwangsweise die Vermutung, Heidolf habe auch im neuen Rennstall seine Finger im Spiel.
Das Ausscheiden von Dirk Heidolf war jedoch gegenüber Dorna und IRTA von den SP-Racing-Teamverantwortlichen im Herbst hoch und heilig versprochen worden.
Das neue SP Peugeot Saxoprint Team ist momentan auch auf der Rennstrecke ein Sorgenkind: Alexis Masbou und John McPhee belegten beim letzten Test in Katar die Ränge 29 und 30 – unter 33 Teilnehmern.
Es geht also bergab, Peugeot-Werksteam hin oder her. Denn 2015 siegte Masbou auf der Werks-Honda NSF 250RW beim Saisonauftakt in Doha für das RTG.