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Mahindra: Enttäuschte Kundenteams bald abtrünnig?

Von Günther Wiesinger
Keine Chance auf Punkte, gegenüber dem Aspar-Team dauernd technisch benachteiligt, deshalb wollen die Mahindra-Kundenteams auf KTM und Honda umsteigen.

Mahindra Racing hat zwar bei der Dutch-TT in Assen mit dem grandiosen Francesco «Pecco» Bagnaia in der sechsten Saison der MGP3O den ersten GP-Sieg errungen. Trotzdem kann der Mahindra-Racing-CEO den Erfolg nicht in Ruhe geniessen.

Denn ausser Bagnaia kommt mit dem indischen Gerät niemand zurecht, auch in Assen holte kein anderer der acht restlichen Fahrer von Mahindra und Peugeot (dieses Bike ist baugleich) einen WM-Punkt.

Das Peugeot-Werksteam hatte vor dem Jerez-GP sogar mit Streik gedroht, falls das gefährliche Getriebeproblem nicht endlich gelöst wurde.

Und längst haben die drei Mahindra-Kundenteams allesamt bei KTM und Honda wegen Material für die Saison 2017 angeklopft, denn es laufen ihnen Fahrer und Sponsoren davon.

Betroffen sind Fiorenzo Caponera vom Platinum-Bay-Real-Estate-Team, CIP-Chef Alain Bronec und Team-Italia-Chef Alfredo Mastropasqua.

Alle Teamchefs beschweren sich über die Bevorzugung des Aspar-Mahindra-Werksteams, obwohl das technische Reglement absolute Gleichbehandlung vorschreibt.

«Aber Mahindra-Technikchef Davide Borghesi ist der Wildcard-Fahrer Arenas wichtiger als das Peugeot-Werksteam», war im Frühjahr vom deutschen Peugeot-MC-Saxoprint zu hören.

Borghesi ist seit November 2014 Technical Director im neuen Mahindra-Racing-Hauptquartier in Besozzo/Italien, wo bald Tristesse einkehren könnte. Es wurde nämlich für eine stattliche Anzahl von Kundenteams konzipiert, aber momentan fühlen sich die Kundenteams hinters Licht geführt, nach zwei Jahren ist ihre Geduld am Ende.

In Besozzo wird nur improvisiert. Die angeblich neue Verkleidung ist zwei Jahre alt und stammt aus dem Suter-Fundus, das neue Getriebe wurde bei Nova in England in Auftrag gegeben. Eigenes Know-how? Fehlanzeige.

Dem Mahindra-Racing-CEO wird von den Betroffenen motorsportliche Ahnungslosigkeit vorgeworfen.

Es soll ein modifizierter 250-ccm-Einzylinder-Viertakt-Motor existieren, aber die Entwicklung ist seit dem Katar-GP eingefroren, er kann also erst für 2017 homologiert werden. Bagnaia soll ihn demnächst testen, am besten noch in der Sommerpause. Immerhn soll beim GP von Deutschland das neue Getriebe (bei Nova in England entwickelt und gebaut) an alle Fahrer ausgeliefert werden. Bagnaia hat es in Misano getestet. 

Die Mahindra-Kundenteams schmieden längst konkrete Pläne. Da Honda und KTM nicht unbedingt zusätzliche Moto3-Teams mit 2017-Material für die nächste Saison haben wollen, wird jetzt bei Dorna und IRTA ein neuer Vorschlag unterbreitet: Die leidgeprüften Mahindra-Kundenteams wollen bei KTM und Honda diesjährige Fahrzeuge kaufen und dazu das Motorenpaket von 2017.

«Wenn so ein Paket homologiert werden kann, können die bisherigen Mahindra-Team für kleines Geld konkurrenzfähiges Material von KTM und Honda kaufen», erklärte ein Teammanager gegenüber SPEEDWEEK.com. «Diese Hersteller würden zwar kein On-Track-Service anbieten, aber das ist ohnedies bei Mahindra nicht existent.»

Immerhin lässt sich Mahindra die «Track Assistance» aber mit 27.500 Euro pro Saison und Fahrer bezahlen. Ein nettes Taschengeld. Die einzelnen Preise sind reglementiert: 85.000 Euro fürs Chassis pro Jahr, 60.000 für die Motoren, 1500 fürs Getriebe. Aber samt Sturzteilen, Öhlins-Deal und so weiter addiert sich das auf rund 350.000 für zwei Fahrer im Jahr.

Das Motorrad-Paket für zwei Fahrer liegt bei rund 350.000 Euro. Wenn alle drei Kundenteams wegfallen, wird bei Mahindra ein Umsatz von 1 bis 1,5 Millonen Euro wegbröckeln. Bisher hat bei Mahindra kein Kundenteam für 2017 zugesagt.

Und es könnte noch viel schlimmer kommen. Peugeot sieht sich längst nach eigenen Möglichkeiten für die Weiterentwicklung oder sogar den Bau einer eigenen Moto3-Rennmaschine um. Dabei ist Mahindra 51-Prozent-Eigentümer von Peugeot Motocycles.

Aber die Franzosen wollen innerhalb von drei Jahren Weltmeister werden. Dass dieses Ziel mit Borghesi (in der Vergangenheit im GP-Sport erfolglos) nicht zu erreichen ist, das kann sich Peugeot-Manager Enrico Pellegrino bereits ausmalen.

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