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MX-Rückblick 2017-4: Cairolis Husarenritt in Trentino

Von Thoralf Abgarjan
April 2017: In Trentino fährt Antonio Cairoli (KTM) das Rennen seines Lebens und legt hier den Grundstein für seinen späteren Titelerfolg. Jeremy Seewer verliert die MX2-WM-Führung an Pauls Jonass. Eli Tomac hadert.

April 2017: Tim Gajser und Jeremy Seewer, die in Argentinien die WM Führung übernommen hatten, können ihren Schwung nach Mexiko mitnehmen und gewinnen beide den ersten Lauf.

Gajser wieder auf Titelkurs
Tim Gajser scheint nun endgültig entschlossen, seinen WM-Titel zu verteidigen. Er gewinnt beide Läufe und baut seine Tabellenführung auf satte 20 Punkte aus.

Seewer verteidigt WM-Führung
Seewer geht im 2. MX2-Lauf über das Limit. Erst rutscht ihm das Vorderrad weg, dann das Hinterrad und der Schweizer wird neben sein Bike katapultiert. Er kann aber den Lenker gerade noch festhalten, wieder auf sein Bike aufspringen und einen Sturz im letzten Moment verhindern. Rang 4 im 2. Lauf reicht trotzdem für das Podium hinter Sieger Thomas Covington und den Ausbau der WM-Führung. Er reist nun mit 8 Punkten Vorsprung zur Eröffnung der Europarunde der Motocross-WM nach Trentino.

Cairoli: In Mexiko in der Defensive
Cairoli ist nun in der Defensive: «Die Höhe, die warme Luft und der Staub: Das sind keine Bedingungen für mich», erklärt der Sizilianer nach dem Rennen.

Wird 2017 wieder das Jahr von Tim Gajser?

Die WM kommt nach Europa
In den Bergen Trentinos herrscht Frühlingsstimmung, als der WM-Tross in die Europarunde zieht. Tausende angereiste Slowenen feiern ihren Helden, der sich auf dem Weg zur Titelverteidigung zu befinden scheint.

Doch sie haben ihre Rechnung ohne den Wirt gemacht: Antonio Cairoli wird genau hier das Rennen seines Lebens fahren und den Grundstein für seinen neunten Titelgewinn legen.

Trentino: Das Renn-Epos des Jahres 2017
Am Startgatter nimmt sich der Sizilianer viel Zeit und zählt die Gates ab. Moto-1 gewinnt er mit einem klaren und ungefährdeten Start-Ziel-Sieg.

In Moto-2 zeigt der Sizilianer, aus welchem Holz er geschnitzt ist: Der zweite Lauf von Trentino wird zum Renn-Epos des Jahres 2017.

Nach einem Crash in der ersten Runde startet er eine unglaubliche Aufholjagd, die ihm am Ende den Grand-Prix-Sieg einbringt, den hier niemand mehr für möglich gehalten hatte.

Angetrieben von den einheimischen Fans überholt der Sizilianer einen Gegner nach dem anderen. Dafür hat er sich einen Streckenabschnitt ausgesucht, wo er Gegner wie Arnaud Tonus, Jeffrey Herlings, Clement Desalle und Evgeny Bobryshev immer wieder mit dem gleichen Manöver austrickst. Er holt Schwung in einer langgezogenen Rechtskehre und erreicht am nachfolgenden Step-Up-Doppelsprung so viel Geschwindigkeit, dass er in der nachfolgenden Linkskurve innen hineinstechen kann.

Einige Fahrer treibt er so über den Anlieger und auch in den Wahnsinn. Doch auch seine Gegner beurteilen Cairolis Manöver am Ende als hart, aber fair.

Cairoli fährt an diesem Tag wie von einem anderen Stern.

Seewer verliert die WM-Führung
Aber auch in der MX2-Klasse kochen die Emotionen hoch: Jorge Prado steht zum ersten Mal in seinem Leben auf dem obersten Treppchen und Pauls Jonass kann mit einem 1-2-Ergebnis die WM-Führung zurückerobern.

Cairoli erneut kämpferisch
Als der WM-Tross im Sandkasten von Valkenswaard in Holland gastiert, scheint Cairoli nach schlechtem Start in Moto-1 zunächst gestoppt. Mit Sand in der Brille kämpft sich der Sizilianer bis in die Top-10 und duelliert sich rundenlang mit Max Nagl, der weiterhin mit Traktionsproblemen an seiner Husqvarna hadert. Mehr als Rang 9 war unter diesen Umständen nicht drin.

WM-Leader Tim Gajser kann aber aus der Situation kaum profitieren: Der Slowene stürzt und kommt über Rang 6 im ersten Lauf nicht hinaus. Cairoli ist für Moto-2 entschlossen. Er will sich nicht länger im Gewühl des Feldes aufhalten lassen und katapultiert sich von der Pole-Position zum 'holeshot' zum souveränen Laufsieg. Gautier Paulin (Husqvarna) gewinnt mit einem 1-2-Ergebnis den Grand-Prix.

Jorge Prado, der MX2-Sieger von Trentino, geht in der ersten Runde von Moto-2 über das Limit und fliegt beinahe in die Zuschauer, während sich Pauls Jonass mit einem Doppelsieg in der WM weiter absetzt. Seewer hat mit einem 4-2-Ergebnis inzwischen bereits einen Rückstand von 19 WM-Zählern.

Tomac weiter in der Offensive
In der Supercross-WM feiert Eli Tomac in St. Louis seinen 5. Sieg in Folge. Es ist bereits sein achter Sieg in 13 WM-Läufen. Ihn trennen jetzt nun nur noch 4 WM-Punkte von Ryan Dungey, der immer weiter in die Defensive gerät.

In Seattle muss Dungey die Gesamtführung abgeben. Seit dem 3. WM-Lauf in Anaheim 2 hatte er die WM-Führung inne. Dungey wird in der ersten Kurve eingeklemmt, muss zu Boden und das Feld danach komplett von hinten aufrollen. Das ist die Chance für Tomac. Doch auch er begeht einen Fehler und stürzt. Zwischenzeitlich kann Dungey von ganz hinten das halbe Feld aufrollen. Mit enorm viel Einsatz und Kampfgeist kann er auf Rang 4 Schadensbegrenzung betreiben, während Tomac hinter Marvin Musquin auf Platz 2 ins Ziel kommt und die WM-Führung übernimmt.

Bei nur noch 3 ausstehenden WM-Läufen spitzt sich die Supercross-WM zu.

Als WM-Führender reist Tomac zum 15. Lauf nach Salt Lake City, doch er versiebt den Start. Von Platz 15 aus muss er sich nach vorn arbeiten und er ist mit Abstand der schnellste Mann im Feld. Als er Spitzenreiter Dungey erreicht, lässt er seinen Widersacher förmlich stehen und gewinnt mit einem soliden Vorsprung von mehr als 6 Sekunden.

Tomac sieht bei nur noch 2 ausstehenden Rennen Ende April wie der sichere Champion aus.

Doch es sollte anders kommen.

Drama in New Jersey
In New Jersey wendet sich das Blatt: Tomac patzt gleich zweimal im Finale, während Dungey mit Schützenhilfe seines Teamkollegen Marvin Musquin siegt und die WM-Führung zurück erlangt.

Tomac ist deutlich der schnellste Mann im Feld, übernimmt in der 3. Runde nach einem Crash von Jason Anderson die Führung und scheint dem Rest des Feldes davonzufahren. Doch nur wenige Kurven später stürzt er in einer Kehre und braucht eine gefühlte Ewigkeit, seine Maschine wieder in Gang zu setzen. Tomac fällt auf Platz 14 zurück. Doch der Kawasaki-Star hatte schon in den letzten Rennen bewiesen, dass er auch Aufholjagden starten kann. Diesmal jedoch ist es anders. Tomac ist wie von der Rolle: Er findet keinen Rhythmus, kämpft verkrampft und verbissen im Mittelfeld und hängt fest. Dann begeht er einen weiteren Fehler, springt zu kurz und kommt dabei von der Strecke ab. Nach diesem Zwischenfall geht nichts mehr.

Dungey gewinnt durch KTM-Teamorder
Bis zur Hälfte des Rennens kann Dungey seinen Teamkollegen Marvin Musquin auf Distanz halten. Doch der Franzose ist klar schneller und geht an Dungey vorbei in Führung. In der KTM-Box kommt Unruhe auf: Darf man zulassen, dass Musquin seinem Teamkollegen 3 wichtige WM-Punkte in der Meisterschaft wegnimmt?

Offiziell gibt es seitens KTM natürlich keine Teamorder. Doch es kommt, wie es kommen musste: Musquin begeht in der letzten Runde einen absichtlichen Fehler - Dungey kommt vorbei und gewinnt das Rennen.

Musquins Laune ist nach dem entgangenen Sieg am absoluten Nullpunkt.

Tomac verliert vor dem Saisonfinale in Las Vegas die Tabellenführung und handelt sich durch Platz 8 einen Rückstand von 9 Punkten ein.

Jetzt kann er nur noch auf ein Wunder im letzten Rennen Anfang Mai hoffen.

Ken Roczen kommt nach Deutschland
Ken Roczen hat Ende April die elfte und vorerst letzte Operation hinter sich gebracht. Dem Deutschen wird ein Spender-Transplantat eines Knorpels in den Ellenbogen eingesetzt. Danach macht er Urlaub in seiner Heimat Thüringen, wo er Ende April seinen 23. Geburtstag feiert

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