Heiko Klepka: Wie der Vater von Ken Roczen begann
Heiko Klepka, der Vater von Ken Roczen, war immer dabei
Anfang des Jahres besuchte ich Heiko Klepka in Mattstedt an jenem magischen Ort, wo Ken Roczen aufwuchs. Auf der von Vater Heiko Klepka angelegten Strecke konnte er sein Talent entwickeln, das uns seit mehr als einem Jahrzehnt bis heute erfreut und begeistert. Zwischenzeitlich ist Ken bekanntlich in die USA nach Florida gezogen, wo er bereits eine eigene Familie gegründet hat. Die Beziehung zwischen Vater und Sohn ist aber eine ganz besondere geblieben, denn Heiko Klepka kennt den Sport aus seiner eigenen Lebenserfahrung. Heiko war selbst aktiver Motocrossfahrer.
In der damaligen DDR, in der Heiko Klepka aufwuchs, spielte Breiten- und Leistungssport eine große Rolle. Im Leistungssport gab es die 'Sportschulen', wo herausragende Talente insbesondere im Bereich der olympischen Disziplinen gefördert wurden. «Ich habe Leichtathletik betrieben und war sogar für die Sportschule nominiert», erinnert sich Klepka. «Ich habe Zehnkampf betrieben, war auf der Mittel- und Langstrecke aktiv und sollte sogar auf die Sportschule kommen. Doch ich war zu klein. Dann bin ich über die GST (Gesellschaft für Sport und Technik) zum Enduro und später zum Motocross gekommen.» Was es mit der GST auf sich hatte, erfahren Sie in diesem Artikel.
«Als ich zum ersten Mal im Sand gefahren bin, dachte ich, dass ich mich für den falschen Sport entschieden habe», erinnert sich Klepka. «Das war in Schwedt auf der alten Strecke [Anm.: In den Müllerbergen]. Ich bin auf der Geraden einfach nur umgekippt. Damals bin ich für den Club MC Erfurt Süd gefahren. Athletisch habe ich alle in den Schatten gestellt, aber Fahren ist eben etwas ganz anderes.»
Während er seine eigene Zeit als Motocrossfahrer eher in den Bereich des Hobbysports einordnet, ging er das Thema für Ken mit der nötigen Ernsthaftigkeit an: «Um in dem Sport etwas zu erreichen, muss man eine Vision haben. Wir hatten das große Glück, dass der Kontakt zu Bert Poensgen zustande kam. Einen solchen Menschen kennengelernt zu haben, war für mich ein Highlight im Leben. Heute hoffe ich wieder, so eine Persönlichkeit für Philipp [Tonn] zu finden.»
Nachdem sich sein Sohn nach Amerika verabschiedet hatte, begann für Heiko Klepka ein neues Kapitel im Bereich des Straßenrennsports. In Philipp Tonn erkennt er großes Potenzial und legt sich mit der gleichen Intensität ins Zeug, wie er es schon für seinen eigenen Sohn Ken getan hat. «Ein Bert Poensgen hätte das Talent ganz sicher erkannt», meint Klepka.
Die private Strecke, auf der Ken aufwuchs und auf der von den Lawrence-Brüdern bis zu Philipp Tonn bis heute zahlreiche Talente trainieren, hatte Heiko aber noch für sich selbst konzipiert. «Ich hatte sie für mich und meinen Freundeskreis gebaut. Wir haben einfach ein paar Hügel zusammengeschoben und sind dort gefahren, bis wir Probleme mit den Ämtern bekamen, die wir zum Glück lösen konnten. Ich hatte damals auch einen Club mit eigenem Team.»
Heiko Klepka wurde in Apolda geboren, als Paul Friedrichs weltweit Furore machte. «Auch der Tannengrund in der unmittelbaren Nachbarschaft in Apolda war eine WM-Strecke, wo jedes Jahr mindestens 25.000 Zuschauer zu den Rennen pilgerten. Hier ist auch Roger De Coster gefahren. Durch die WM-Strecke in Apolda hat die Region auch eine spezielle Geschichte. Die Jugend von heute weiß das nicht mehr und die Strecke ist heute veraltet.»
Zu Paul Friedrichs und vielen anderen Fahrern entwickelten sich Freundschaften. «Paul war auch öfter mit seinem Sohn hier zum Training. Mit Gunter Frohn bin ich groß geworden. Wir sind auch zusammen Rennen gefahren und wir sind heute noch befreundet. Das sind Sportherzen, die mit Leib und Seele dabei sind. Gunter ist ja schon zu DDR-Zeiten auf Suzuki gefahren [Anm. Was zu jener Zeit mit großen Problemen verbunden war]. Auch mit Heinz und Wolfgang Hoppe haben sich die Sportfreundschaften erhalten. Heinz Hoppe ist hier auf der Strecke noch mit der Husaberg gefahren. Wir sind eine große Familie geblieben.»
Heiko Klepka hat Ken Roczen von frühester Jugend an aufgebaut und trainiert. Wie das funktionierte, welche Erfahrungen er dabei sammelte und wie es später in den Werksteams zuging, davon berichtet er im nächsten Teil.