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Mike Leitner: Die KTM-Ziele für das Debüt in Valencia

Von Günther Wiesinger
Das Red Bull KTM Factory Racing Team erlebt in Valencia seine MotoGP-Feuertaufe. Teammanager Mike Leitner hat sich drei klare Ziele gesteckt.

Der ehemalige 125-ccm-GP-Pilot Mike Leitner ist jetzt bei KTM vom «Vice President Onroad» zum MotoGP-Teammanager befördert worden, er ist also nur noch für die Königsklasse zuständig.

Die Box des Red Bull KTM Factory Racing Teams wurde heute in Valencia selbst nach Einbruch der Dunkelheit von den Fans, Fotografen und von TV-Crews belagert. Das Interesse an den zwei RC16-Maschinen von Wildcard-Pilot Mika Kallio war groß.

Mike Leitner beantwortete vor dem ersten Kräftemessen in Valencia die Fragen von SPEEDWEEK.com.

Mike, KTM hat mit der MotoGP-Maschine zwölf Tests inklusive Rollout absolviert und insgesamt 35 Testtage abgespult. Seid ihr bereit für das erste Kräftemessen? Habt ihr noch viele Ideen für Verbesserungen?

Ja, unsere ganze Truppe wüsste noch einige Details, wo wir uns verbessern können. Wir haben jetzt einen Stand, den wir mit Hilfe der Tests hingebracht haben. Aber wir denken schon weiter. Für den Start ist es okay. Wir haben insgesamt vier Motorräder hier, die werden wir dann am Dienstag und Mittwoch auch für den ersten Test mit unseren nächstjährigen Piloten Pol Espargaró und Bradley Smith brauchen. Wir haben vier Bikes auf einem identischen Level. Aber wir haben auch einige Test- und Entwicklungsteile dabei. Wenn uns die GP-Fahrer die ersten Schwachstellen aufzeigen, können wir also ein bisschen reagieren.

Wo liegen die Stärken und Schwächen dieses Motorrads?

So ein neues Motorrad hat mehr Schwächen als Stärken, das ist ganz klar. Du willst vom Motor her besser werden, noch mehr Power, noch schöner fahrbar, von der Traktionskontrolle wilst du besser werden, vom Fahrwerk her sowieso. Wir haben als einziges MotoGP-Werk Federelemente von WP Suspension eingebaut. Das gehört zur Firmenstrategie, genau so wie der Stahlrahmen.

KTM war beim Spielberg-Test im Juli 1,8 Sekunden hinter der Bestzeit. Rechnest du für Valencia mit ähnlichen Abständen?

Das ist schwer zu sagen. Ich weiß nicht, um wie viel die Gegner seither schneller geworden sind. Wir hoffen schon, dass wir seit Spielberg noch etwas schneller geworden sind. Aber wie sich das auf der Stoppuhr auswirkt, lässt sich schwer abschätzen.

Der V4-1000-ccm-Motor ist offenbar ein gelungenes Triebwerk. Das sollte ein Pluspunkt bei diesem jungen Projekt sein?

Der Motor ist eigentlich in Spielberg Power-mässig gut dabei gewesen. Aber die Konkurrenz hat sich auch verbessert. Suzuki und Aprilia sind seither sicher auch stärker geworden.
Wir wissen, dass unsere Leistung noch nicht reicht.

Valencia ist sehr kurvenreich, die maximale Leistung steht hier nicht im Vordergrund. Ein Nachteil für KTM?

Ich glaube, die Winglets helfen der Konkurrenz auf dieser Strecke auf jeden Fall. Wir haben für diesen Wildcard-Einsatz kein Flügel-Projekt gestartet. Unser Plan war, dass wir ein Motorrad für 2017 bauen, und mit diesem Stand fahren wir auch dieses Rennen. Sonst hätten wir uns verzettelt. Diese Energie haben lieber wir in andere Details investiert.

Ist also zu befürchten, dass der Abstand zur Spitze in Valencia grösser sein wird als in Spielberg, weil hier viel im Teillastbereich gefahren wird?

Wenn uns hier 1,8 sec zur Spitze fehlen, müssen wir zufrieden sein.
Ich will nicht über Rundenzeiten spekulieren. Für uns sind drei Dinge entscheidend: Wir möchten für das ganze Team wieder einmal den Ablauf eines Grand Prix erleben. Dann möchten wir Rundenzeiten fahren, die wir hier beim Testen schon gezeigt haben. Und außerdem möchten wir, dass das Ding am Sonntag ins Ziel kommt.
Wenn wir das alles schaffen, können wir den nächsten Schritt machen und am Dienstag mit den künftigen GP-Piloten fahren, die uns dann die Schwachstellen aufzeigen.

Mika Kallio ist 2015 hier noch das Moto2-Rennen gefahren. Seit einem Jahr fehlt ihm das Rennerlebnis. Ein großer Nachteil?

Der Mika ist ein cooler Typ mit sehr viel Erfahrung. Er kann damit umgehen. Aber eines ist klar: Wenn du beim 18. Rennen mit einer Wildcard auftauchst, dann triffst du auf Gegner, die mit ihren Motorrädern das ganze Jahr gefahren sind und jetzt das Maximum herausholen. Die sind natürlich jetzt auf einem anderen Level als beim sechsten Grand Prix...
Deshalb müssen wir die Ereignisse so nehmen, wie so kommen.

Was ist wichtiger für das Projekt? Die drei GP-Tage oder dann die zwei Testtage?

Das ist von der Wichtigkeit für uns gleich. Für unsere Truppe und für Mika... Er hat jetzt ein Jahr lang den Fokus gehabt und auf diesen Grand Prix hingearbeitet. Er hat die Motivation immer aufrechterhalten. Es ist für uns wichtig, dass er hier ein schönes Rennen fahren kann. Das sind wir ihm schuldig. Und er sich selber auch.

Seid ihr von 21. bis 25. November auch in Jerez – wie Ducati und Yamaha?

Ja, dort werden wir mit Bradley und Mika fahren.

Wie viele Motoren habt ihr mitgebracht?

Ausreichend. Wir dürfen für einen Wildcard-Fahrer an diesem Wochenende drei Motoren einsetzen.
Es wäre eine Überraschung, wenn wir hier ein Problem mit dem Motor haben würden. Wir haben vom Motor her wirklich eine sehr stabile Testsaison gehabt.
Aber du weißt: Ein Rennbetrieb ist ein Rennbetrieb.

Bist du nervös vor der ersten großen Bewährungsprobe?

Sicher sind wir aufgeregt. Aber dieses Wochenende ist der falsche Zeitpunkt, um nervös zu werden. Wir können jetzt nur agieren und reagieren.
Vor Spielberg war die Belastung irgendwie größer. Dort waren wir wirklich zum ersten Mal zeitgleich mit allen Gegnern auf der Piste. Seither haben wir uns bei den Tests zum Beispiel hier mit Ducati-Testfahrer Pirro messen können. Inzwischen haben wir ein bisschen einen Eindruck gekriegt.
Aber welche Performance von uns an diesem Wochenende zu erwarten ist, dazu können wir vor dem ersten Training gar nichts sagen.

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