Bradley Smith (KTM): «Hoffe auf anderen Motor»
23. und letzter Platz, ernüchternde 3,798 Sekunden hinter der Bestzeit von Maverick Viñales (Yamaha) und immerhin 0,484 Sekunden hinter dem Teamkollegen Pol Espargaró – damit konnte Red Bull-KTM-Werksfahrer Bradley Smith (26) nach dem FP1 in Losail/Katar auf keinen Fall zufrieden sein.
Smith war schon bei den Wintertests immer langsam in Fahrt gekommen. Jetzt hat er noch heute zwei 45-Minuten-Trainings und morgen das 30 Minuten lange FP4, dann geht’s schon ins Qualifying.
«Die Streckenbedingungen waren nicht die besten, aber sie waren besser als erwartet nach all dem Regen letztes Wochenende bei den IRTA-Tests für die Moto3- und Moto2-Klasse», sagte Smith. «Bei uns sind die Verhältnisse ähnlich wie bei unserem Test vor zwei Wochen, eher schlechter, es war im FP1 sehr windig. Pol hat mit dem Medium-Hinterreifen begonnen und ist dann auf die weiche Mischung gewechselt, also haben wir Daten, die uns am Freitag helfen werden. Wir haben das Motorrad jetzt hinten höher gestellt, deshalb sind wir zuversichtlich für die nächsten Trainings.»
«Wegen des geringeren Grips habe ich sogar mit einem größeren Rückstand gerechnet, aber es ist ähnlich wie beim Test vor zwei Wochen. Wir müssen uns mit der Elektronik weiter beschäftigen und mit anderen Details. Ich weiß, wir hatten Gegenwind, aber ich habe mich hinter Valentino geklemmt und konnte an der Yamaha dran bleiben. Das baut mich auf, denn mit den Testmotoren hatten wir hier ein bisschen Mühe. Mit den frischen, neuen Motorversionen haben wir ein gewisses ‚Extra’, das spornt uns an für das Wochenende», ließ Bradley durchblicken.
«Bei den ersten vier Rennen werden wir mit dem Material antreten, das wir jetzt haben», meinte Bradley Smith, der WM-Sechste von 2015. «Wir werden uns bei diesen vier Rennen bemühen, das Maximum aus diesem Paket herauszuholen. Für den Montag-Test in Jerez bekommen wir dann neue Teile.»
Muss Bradley für die KTM RC16 seinen Fahrstil gehörig ändern?
«Ich muss mit der KTM wieder aggressiver fahren, das hatte ich mir in den vier MotoGP-Jahren bei Yamaha abgewöhnt», sagt der Brite. «Die Umstellung dauert bei mir länger als erwartet. Es ist zwar mein natürlicher Instinkt, aggressiv zu fahren. Aber nach vier Jahren dauert es einige Zeit, bis ich wieder angriffslustiger agieren kann. Ich bin momentan bei weitem nicht so aggressiv wie Pol, trotzdem sind bei den Rundenzeiten die Unterschiede überschaubar. Ein grosses Problem ist die Hinterradbremse. Du musst sie an der KTM viel mehr verwenden als an der Yamaha, damit du die Maschine besser einlenken kannst.»
Das KTM-Motorrad ist immer noch ein wildes Biest? «Das liegt am Charakter des Motors. Die meisten Hersteller wechseln deshalb zur Big-Bang-Zündfolge. Das hat ja seine Gründe... Und es gibt auch Gründe, warum wieder schwerere Kurbelwellen oder Ausgleichswellen zum Einsatz kommen. Das dient sicher nicht dazu, die Motorräder langsamer zu machen. In der MotoGP-WM geht es darum, wer die meiste Power nützen kann, um vorwärts zu kommen. Es hat keinen Sinn, die gesamte Leistung zu nützen und dann das Hinterrad durchdrehen zu lassen. Mit dieser Problematik befasse ich mich jetzt sehr eingehend mit meinem Team.»
Wird KTM diese Richtung einschlagen? Smith: «Ich kenne den Plan von KTM nicht. Ich hoffe, wir werden irgendwann in diesem Jahr eine neue Motorkonfiguration bekommen. Aber in welche Richtung es genau geht, da bin ich nicht sicher. Das müssen die Ingenieure entscheiden. Ich denke, die Maschine muss in der Beschleunigung weniger aggressiv werden, aber wie das zu schaffen ist, das kann ich nicht 100-prozentig beurteilen; momentan probieren wir es über die Elektronik.»
«Wo ich Zeit finden kann? Ich muss rausfinden, wie ich die vorhandene Power am besten nutze. Das Schwierigste ist, den Großteil der Leistung auf den Boden zu bringen und vorwärts zu fahren – statt dauernd Wheelies zu machen, Wheelspin und ein Pumpen im Fahrwerk zu haben. Das ist auch so ein Problem, das bei diesen Bikes auftauchen kann. Du brauchst in allen Bereichen die richtige Balance.»
Wie sieht es mit der Knieverletzung aus? «Damit bin ich super happy. Die Red Bull-Therapeuten in Thalgau haben mir sehr geholfen. Wir dürfen nicht vergessen, der Unfall in Oschersleben liegt erst rund sieben Monate zurück. Ich bin froh, wieder ein normaler Athlet zu sein. Ich kann mich tadellos bewegen, ich kann auf dem Motorrad die richtigen Dinge vollbringen und etliche Runden hintereinander fahren. Das konnte ich lange Zeit nicht tun.»