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Mike Leitner (KTM): «Lehren ziehen und besser machen»

Von Günther Wiesinger
Mike Leitner

Mike Leitner

​ Nach den bescheidenen Ergebnissen von Mugello hofft das KTM-Werksteam in Mugello auf ein besseres Abschneiden. Teamchef Mike Leitner über die aktuelle Situation der MotoGP-Neulinge.

Das Red Bull KTM-MotoGP-Werksteam glänzte beim Le-Mans-GP im Qualifying mit den Rängen 8 und 10 und im Rennen mit den Plätzen 12 (Pol Espargaró) und 13 (Bradley Smith).

Doch in Rennen blieb die neue Mannschaft aus Oberösterreich punktelos, Pol Espargaró schied aus.

Red Bull-KTM-Teammanager Mike Leitner ahnte aber schon im Winter: «Für wird die Saison 2017 ein Lernjahr. Wir werden ein paar schwarze Tage erleben.»

Mike, dass es nicht immer so erfreulich laufen würde wie in Frankreich, durfte man erwarten. War Mugello trotzdem mühseliger als erwartet? Was war das Hauptproblem?

Die Zeitrückstände im FP4 und Qualifying waren nicht so schlecht. Im Quali waren wir nur 1,3 Sekunden hinter der Bestzeit von Viñales.

Das Schlimme in Mugello war, dass 17 Fahrer innerhalb von 1,2 Sekunden lagen...

Wir haben zum ersten Mal mit unseren Stammpiloten dort aufgeschlagen. Wir sind zum ersten Mal mit dem Big-Bang-Motor auf so eine High-Speed-Piste gekommen.

Unser letzter Mugello-Test mit Mika Kallio und Tom Lüthi war letztes Jahr im Sommer. Was wir damals rausgefunden haben, konnten wir jetzt gar nicht mehr vergleichen, auch das Reifenmaterial ist anders.
Es wird hier in Barcelona nicht anders auschauene. Wir sind zum ersten Mal mit unseren Werkspiloten und mit dem Big-Bang hier.

Am Freitag in Mugello haben wir einen deutlichen Rückstand gehabt, das lagen wir auf den Plätzen 22 und 23 und waren 2,1 und 2,2 Sekunden hinten. Aber bis Samstag haben wir uns ganz schön gesteigert.

Pol ist im Qualifying 1:47,9 min gefahren. Das hätte ich nie geglaubt.

Denn ich erinnere mich an meine Zeit bei Repsol-Honda. Da haben wir lange gebraucht, bis Dani Pedrosa mal eine 1:48er-Zeit min gefahren ist.

Pol fuhr dann als 18. los, Bradley Smith nur als 23.

Pol hätte wieder punkten können, er hat ja im Rennen rundenlang mit Jonas gekämpft. Das hätte wieder ein Punkteplatz werden können.

Pol Espargaró ist in MUgello wegen eines Elektronikdefekts ausgefallen. Was ist da genau passiert?

Wir haben ein Elektronikproblem gehabt, das uns auf einem Zylinder einen Streich gespielt hat. Das war ein blöder Fehler.

Bradley Smith war in Mugello meist deutlich langsamer als Espargaró.

Ja, er hat sich schwerer getan. Es war nicht einfach, ein gutes Setting für ihn zu finden. Er hat viel probiert, hat es aber nicht wirklich gefunden, vielleicht hat man sich ein bisschen verlaufen. Er war ein bisschen verloren. Im Rennen ist es etwas besser gelaufen für ihn. Aber für Punkte hat es nicht gereicht.

Mugello, Barcelona, Brünn – das sind so Strecken, wo man auch mit ausgereiften Motorrädern immer Schwierigkeiten hat.

Es liegt alles so dicht beisammen. Nur ein Bespiel: Dani Pedrosa gewinnt in überlegener Manier Jerez, vier Wochen später kommt er in Mugello nicht in die Top-Ten. Und Rossi führte in der WM, aber er war in Las Termas und Jerez nur Siebter.

In Mugello kam dazu, dass du dort viele starke Ducatis hast.

Deshalb war dort eine Leistungsdichte zu sehen, wie man nicht überall in dieser Art vorfindet.

Generell können wir uns über Mugello nicht wirklich beklagen. Nur der Ausfall von Pol, der tat richtig weh.

Aber die Performance hat einfach die Realität widergespiegelt.

Warst du in Mugello etwas enttäuscht von den Top-Speed-Werten? Da seid ihr auf den letzten fünf Plätzen gewesen, rund 11 km/h hinter der besten Ducati.

Die Ducatis haben dort alles niedergetrommelt. Sie haben die ersten Plätze im Top-Speed eingenommen. Von den Honda und Yamaha waren wir ein paar km/h entfernt. Nein, enttäuscht war ich nicht.

Geht durch den Big-Bang beim Top-Speed ein bisschen was verloren?

Das könnte schon sein. Aber wir waren mit unserem Paket erstmals auf einer Strecke mit einer 1,1 km langen Geraden.

Da haben wir unsere Schwachstellen gesehen, das muss man ganz klar sagen. Aus diesen Informationen müssen wir die Lehren ziehen und schauen, dass wir es künftig besser machen.

Cal Crutchlow vermutete, Ducati habe in Mugello vom neuen, steiferen Vorderreifen profitiert. Wie passen diese neuen Vorderreifen zur KTM?

Wir haben ja keinen Vergleich, wir sind letztes Jahr noch nicht in der WM gewesen.

Aber die Reifen waren in Italien für uns nicht das Riesenproblem.  Für Barcelona werden wieder ganz andere Mischungen gebracht. Jetzt schauen wir, wie es uns hier gehen wird.

Es wird noch etliche Rennstrecken geben, wo KTM mit dem Big-Bang und den Werkspiloten noch nie getestet hat. Demnächst in Assen und auf dem Sachsenring. Dort werden die Bäume auch nicht in den Himmel wachsen?

Es hilft uns natürlich am meisten, wenn wir mit unseren GP-Piloten testen können, das hat man in Le Mans klar gesehen. Wir versuchen, auf manchen Strecken zu testen, aber es geht von den Terminen her nicht überall. In Aragón haben wir für die Sommerpause einen Test geplant, dort fahren wir unmittelbar nach dem Sachsenring.

Wir versuchen, das Beste draus zu machen. Aber wir müssen dieses Jahr so durchziehen. Es ist nun mal unsere Rookie-Saison.
Das können wir nicht wegreden und wegtesten... Da müssen wir durch.

Nächstes Jahr werden wir überall eine Basis haben.

Bradley Smith will in diesem Jahr 38 Punkte einsammeln; nach einem Drittel der Saison hält er bei 6. Hat er die Situation im Winter etwas optimistisch eingeschätzt?

Naja, momentan schon, ja, würde ich sagen. Aber die Saison dauerte noch eine Zeit lang.

Man weiß in diesem Geschäft nie, was noch alles passiert.

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