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Márquez gegen Maverick: Jetzt wird es persönlich

Kolumne von Michael Scott
In der ersten MotoGP-Saisonhälfte haben wir vier unterschiedliche WM-Leader erlebt. Aber es zeichnet sich ab, dass der Titelfight auf Márquez gegen Viñales hinauslaufen wird.

Die erste Hälfte der MotoGP-Saison ist vorbei und bald startet die zweite. Jetzt werden wir sehen, wer sich in der Sommerpause hat gehen lassen und wer die Zeit genutzt hat, um noch näher an sein Ziel zu kommen.

Bisher war das Jahr ziemlich verwirrend für die Top-Techniker der MotoGP-Weltmeisterschaft. Sie kämpfen gegen die Tücken der Elektronik, die sich zurück statt nach vorne entwickelt und gegen Reifen, die unberechenbar sind. Niemand weiss wirklich, welche Michelin-Reifen mit welchem Chassis funktionieren und bei welchen Strecken und unter welchen Konditionen.

Die «Motorrad»-Seite des Motorradsports wurde notgedrungen zu einem beweglichen Fest.

Von der technischen Seite aus gesehen gibt es da nicht viel zu tun. Design-Stopps für die Aerodynamik und eine limitierte Anzahl von Motoren bedeuten, dass die Teams und Fahrer sich mit dem zufrieden geben müssen, was sie haben. Was wir gespannt erwarten, ist die neue Ducati-Version einer Downforce-Verkleidung mit innenliegenden Flügeln.

Es geht in erster Linie nur noch um die Fahrer, die schließlich 70 Prozent der Gleichung ausmachen. Obwohl weniger als 20 Prozent von ihnen eine wirkliche Rolle spielen, wenn es um die Weltmeisterschaft geht. Eigentlich geht es nur um zwei von ihnen.

Bisher haben wir in neun von 18 Rennen vier verschiedene WM-Leader gesehen: Viñales, Rossi, Dovizioso – und Márquez. Der letzte Name scheint der wichtigste zu sein, wenn auch schwer auszumachen ist, warum. Vielleicht wegen der jüngsten Ereignisse.

Und es scheint, als wäre er auch für die letzten neun Rennen der spannendste Kandidat.

Seine Repsol-Honda ist kein Kinderspielzeug, wie die Ertebnisse der anderen anderen RC213V-Fahrer (Pedrosa, Crutchlow, Miller und Rabat) beweisen. Aber Marc Márquez hat es trotzdem geschafft, die meisten Punkte zu sammeln und die WM-Führung wieder zu übernehmen. Trotz all seiner Rückschläge. Dazu gehören, dürfen wir nicht vergessen, zwei (durch Stürze) nicht beendete Rennen in Argentinien und Frankreich, bevor er sich zusammengerissen und auf den Hauptpreis konzentriert hat.

Vor der Saison wurde gemunkelt, dass es sich dieses Jahr zwischen ihm und Viñales entscheiden würde, wobei viele auf den 22-jährige Movistar-Yamaha-Neuling tippten. Die Zahlen nach der erste Hälfte der Saison zeigen etwas anderes: Márquez 129 Punkte, Viñales 124.

Die zwei haben eine lange gemeinsame Geschichte, die in Zeiten zurückreicht, bevor beide im GP-Sport bekannt waren. Als junge Teenager, als beide in ihrer Heimat Katalonien fuhren, haben sie sich oft auf Minibikes oder örtlichen Dirt-Tracks getroffen. Und dann auf dem Asphalt.

Márquez war und ist zwei Jahre älter, was im jungen Alter einen viel größeren Unterschied machte als heute. Vor allem, als er häufig vom jüngeren, aber entschlossenen Viñales besiegt wurde.

Márquez’ vergoldeter Weg durch die kleineren Klassen entfernte ihn aus Mavericks Reichweite. Als der junge Katalane vor zwei Jahren in der grossen Klasse ankam, passierte dasselbe mit den Nachteilen seiner Suzuki.

Dieses Jahr, auf der Werks-Yamaha, ist der feierlich aussehende Hippie-Vagabund endlich Kopf an Kopf mit dem gnadenlosen Sängerknaben-Killer auf der Repsol-Honda.

Wie wir gesehen haben, konnte sich Maverick (der nicht nach einem Filmstar benannt wurde, wie die Leute behaupten, sondern nach einem Filmcharakter) zu Beginn der Saison besser durchsetzen. Aber die WM ist ein langer Weg und als die Situation sich für ihn verschlechterte, begann seine Fassade zu bröckeln. Auch er ist zwei Mal gestürzt: in Texas und erst kürzlich in Assen.

Stürze, die ein Fahrer verstehen und erklären kann, sind eine Sache. Das zeigt ihm, auf was er beim nächsten Mal achten muss.

Wenn du allerdings überraschend stürzt, kann das sehr beunruhigend sein. Im achten Rennen verlor er den Grip am Vorderreifen in der Mitte des Richtungswechsels in Assens Schickane. Er sagte, dass er hunderte Mal sicher da durch gefahren ist. Und dass er vorher noch nie auf diese Weise gestürzt ist. Die beste Erklärung, die er finden konnte (und die schwach war), war, dass der Druck auf den Bremsen zu stark war. Er lächelte reuevoll und sagte, dass er sein Krafttraining zurückschrauben muss, um die Yamaha gefahrlos meistern zu können.

Der direkte Kampf auf der Rennstrecke wird noch erwartet, aber es ist eine genüssliche Aussicht. Etwas Ähnliches geschah beim nächsten Rennen in Deutschland, direkt vor der Sommerpause. Das Paar kollidierte während des Qualifyings in der langsamen zweiten Kurve. Es schien, als wäre es ein einfach zu erklärender Renn-Zwischenfall: zwei Typen, die verschiedene Linien fahren und sich deshalb berühren. Márquez fuhr langsam rein, Viñales wollte vorbeifahren und fuhr dann weit raus. Márquez, der später sagte, dass er seinen Rhythmus und die Reifentemperatur kalt halten wollte, ist wieder hineingefahren. So haben sie sich berührt.

Aber während Márquez ruhig blieb und sich entschuldigte, war Viñales kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Es gab reichlich Kopfschütteln und Arm-Winken vor Ort, dann einen Protest, als das Paar am Ende der Session stoppte, um einen Start zu üben.
Und es ging weiter, als Viñales sich bei der spanischen Presse ausließ, die glücklich über seinen Ärger berichteten.

«Es ist schwierig, so etwas nicht extra zu machen», sagte er. «Es war geplant. Ich werde es mir merken und wenn die Zeit kommt, werde ich mich rächen. Wenn Márquez mich ärgern will, werde ich zurückschlagen.»

Mhmm... Hat er vielleicht schon.

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