Wayne Gardner: «Meine Geschichte ist inspirierend»
500-ccm-Held Wayne Gardner 1992
Wayne Gardner, 1987 Weltmeister in der 500-ccm-Klasse auf Rothmans-Honda, kümmert sich seit 2015 um die GP-Karriere seines Sohnes Remy, der 2018 erneut im Tech3-Team von Hervé Poncharal die Moto2-WM bestreiten wird. SPEEDWEEK.com traf den 58-Jährigen zum Interview und schwelgte mit ihm in Erinnerungen an die Zeit der Zweitakter und GP-Legenden.
Wayne, wann begann deine Karriere auf zwei Rädern?
Ich fuhr erstmals eine 80-ccm-Yamaha, als ich etwa 13 Jahre alt war. Zuerst war ich auf Dirtbikes mit Freunden in Canberra unterwegs. Dort fuhr ich dann später auch meine ersten Dirt-Track-Rennen. Das machte ich drei Jahre lang, bis ich 17 war. Mit 17 fuhr ich dann Dirt-Track-Rennen in der Open-Klasse gegen Erwachsene auf 125-ccm-, 250-ccm- und manchmal 500-ccm-Bikes. Zudem bestritt ich ein paar Speedway-Rennen. Mit 18 wurde ich dann gefragt, ob ich bei einem Rennstreckentag für Straßenrennfahrer in Oran Park mitmachen will. Ich baute mein 125-ccm-Dirtbike mit Straßenreifen und einigen Anpassungen um und fuhr ein paar Runden. Ich habe das alles selber gemacht, ich bin ein Mechaniker, obwohl ich keine klassische Ausbildung gemacht habe.
Doch der Tag dauerte nicht lange, denn das Bike gab den Geist auf. Ein Freund hatte aber eine 250er-TZR-Yamaha und er sagte, wenn genug Zeit sei, dürfte ich sie fahren. Ich saß herum und wartete ewig. Doch am Ende des Tages durfte ich die Maschine fahren. Ich war sofort verliebt, da die Beschleunigung auf der Gerade so beeindruckend war. Ich dachte: ‹Wo war das mein ganzes Leben lang?› Innerhalb dieser zehn Runden wurde ich bereits sehr schnell. Ich brach den dortigen Rundenrekord.
An diesem Tag kam ich nach Hause und sagte zu meinem Vater: ‹Dad, ich will Straßenrennen fahren. Ich habe es gerade versucht, es ist großartig.› Also sahen wir uns nach einem Bike um. Ich kaufte eine gebrauchte 250er-TZR-Yamaha, die mich 1.500 Dollar kostete. Ich stotterte sie in Raten von 25 Dollar die Woche ab. So fing meine Karriere auf Asphalt an. Ich war sofort erfolgreich, dann hatte ich einen Sturz und brach mir das Schlüsselbein. Doch der Erfolg hielt an.
Wann und mit welchem Bike begann deine GP-Karriere?
Meinen ersten Grand Prix fuhr ich 1983. Ich trat für Honda Großbritannien an, denn dort fuhr ich zu dieser Zeit Rennen. Ich trat von 1982 bis 1985 für Honda Großbritannien an. In der Britischen Meisterschaft war ich mit einer RS 500 unterwegs. Ich fragte Honda, ob ich einen Grand Prix fahren könnte. Sie sagten ja, aber ich musste alles selbst zahlen: Reifen, Reisekosten und so weiter. Ich gab mein Debüt also in Assen 1983. Die Menschen erinnern sich daran, weil der Unfall mit Uncini passierte. Ich war mitten in einer Gruppe, Franco stürze, alle Bikes wichen aus und plötzlich lag er vor mir, ich wollte ausweichen, doch ich erwischte ihn. Es war ein schrecklicher Unfall. Er lag im Koma. Für mich war es also kein guter Einstand, denn ich dachte, es wäre mein letzter Grand Prix, weil ich ihn umgebracht habe. Doch er erholte sich, ich blieb im GP-Sport und wurde erfolgreich. 1984 fuhr ich nur fünf GPs, wurde aber Gesamtsiebter. Im Jahr darauf absolvierte ich eine komplette Saison für Honda Großbritannien mit Rothmans als Sponsor. 1986 kam ich dann zu HRC. Dann wurde ich 1987 Weltmeister.
Half dir deine Dirt-Track-Vergangenheit dabei, die Slides der Zweitakter zu kontrollieren, wie es später auch Mick Doohan tat?
Ohne Frage. Deshalb ließ ich meine Kinder auch Dirt Track fahren, bevor sie auf Asphalt umstiegen. Ganz ohne Frage. Dirt Track verschafft einen Vorteil und ist eine sehr gute Basis.
Du warst der erste 500-ccm-Weltmeister aus Australien. Du musst Vorbild und Inspiration für viele junge Australier sein?
Ja, viele junge Fahrer richteten ihre Karriere nach meinem Vorbild aus. Meine Geschichte ist inspirierend, weil ich mit nichts angefangen habe, mit einem 5-Dollar-Motorrad. Wir mussten das Hinterrad für 25 Dollar dazukaufen, es war das Teuerste am ganzen Motorrad. Ich komme aus einer durchschnittlichen Familie, doch am Ende zahlen sich Leidenschaft und Hingabe aus. Es ist die Geschichte vom Leben in Wollongong bis zum Leben in Monte Carlo.
Wer war dein härtester Gegner und warum?
Zu meiner Zeit war das Eddie Lawson. Er war Mr. Perfect. Er fuhr perfekte und saubere Linien, absolut mit Lorenzo vergleichbar. Eddie war ein guter, aber harter Typ. Wir hatten großen Respekt voreinander. Die Honda hatte viel Power, aber das Chassis war nicht besonders gut. Ich musste immer am Limit des Bikes fahren. Trotzdem konnte ich gewinnen.
Es gibt ein berühmtes Foto, das zeigt, wie du per Highsider von deiner Honda geschleudert wirst. Erinnerst du dich daran?
Ja, das war in Brünn im Qualifying am Samstag. Das war 1990, denke ich. Es war die vorletzte Kurve, eine Linkskurve, wenn man den Hügel hinaufkam. Ich hatte hinten eine Karbon-Bremsscheibe und befand mich auf einer wirklich guten Runde. Ich lag auf Pole, aber ich pushte noch mehr. Ich nutzte die Hinterbremse, das Hinterrad kam herum, die Maschine schleuderte mich hoch. Ich brach mir das Handgelenk, man kann die Narbe heute noch sehen. Trotzdem fuhr ich am nächsten Tag das Rennen. Eigentlich wollten sie mir einen Gips verpassen. Ich lag im Rennen aber dann nur zwei Sekunden hinter Rainey.
Auch danach ließ ich mir keinen Gips anlegen. Obwohl ich Schmerzmittel bekam, dachte ich, dass ich beim letzten Saisonrennen kein gutes Resultat einfahren kann, aber Mick führte im Rennen, ich konnte keinen Australier auf Phillip Island vor mir zulassen. Ich weiß nicht, wie ich das geschafft habe. Es war eines dieser Wunder-Rennen. Danach ließ ich es röntgen und wurde operiert. Sie nahmen einen Knochen aus meiner Hüfte und fixierten ihn mit einer Schraube im Handgelenk. Die Schraube ist bis heute drin. Das war die einzige Operation in meiner Karriere. Ich hatte Brüche, aber keine Operationen.