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Thailand: Imposante Eindrücke der neuen MotoGP-Welt

Kolumne von Ivo Schützbach
Im Oktober 2018 wird es erstmals ein MotoGP-Rennen in Thailand geben, der Enthusiasmus in Buriram ist schon jetzt überbordend. Wer noch nie in Südostasien war, sieht und erlebt viel Unbekanntes.

Zirka zwölf Flugstunden ist man von Deutschland nach Thailand unterwegs. Ich flog von München über Doha nach Bangkok. Von der thailändischen Hauptstadt sind es mit dem Auto weitere fünf Stunden nach Buriram, die Rennstrecke liegt 400 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt.

Als die Superbike-WM 2015 Premiere in Buriram hatte, legte ich die Strecke auf vier Rädern zurück. Ist man erst einmal aus der Metropole Bangkok draußen, geht es zügig vorwärts. Die Schilder sind meist zweisprachig und damit für Europäer lesbar, die Straßen in fahrbarem bis gutem Zustand. Landschaftlich hat die Reise nach Buriram leider wenig zu bieten.

Für Hingucker sorgen in erster Linie die Thais. Wenn zehn Mann bei 40 Grad im Schatten auf der Ladefläche eines Pick-ups vor sich hinglühen, wenn eine ganze Familie auf einem Moped unterwegs ist, oder wenn ein anderes Zweirad so viel Zeug befördert, wie bei uns ein Umzugs-Lkw. Es kann vorkommen, dass die Feuerwehr die Blumen eines wichtigen Nationaldenkmals gießt oder einen Elefanten als Transportmittel überraschen. Moped-Geisterfahrer sind auch keine Seltenheit, in Südostasien wird die flexible Verkehrsführung großgeschrieben.

Wer meint, in Thailand wären nur Mofas, Mopeds und Roller mit kleinem Hubraum unterwegs, der irrt gewaltig. Bangkok ist seit Jahren die verkaufsträchtigste Ducati-Niederlassung weltweit. Auch Customizing lieben die Thais. Nichts verschlechtert das Handling eines Superbikes mehr als eine 1,5 Meter lange Schwinge – aber Hauptsache cool. Auch breite Schlappen wie in Choppern sieht man hier in mancher R1 oder Fireblade.

Thailand hat seinen eigenen Charme aus Tradition und Moderne. Vor einem Jahr hingen überall hausgroße Transparente, auf denen der Tod von König Bhumibol Adulyadej betrauert wurde, dem damals längst amtierenden Staatsoberhaupt der Welt. Seinen Platz hat der wenig beliebte Maha Vajiralongkorn eingenommen – auf dem Thron und auf den Werbebannern.

Sehr einladend empfinde ich die vielen Essensstände am Straßenrand, wo man überwiegend qualitativ gute, schmackhafte und günstige Kost bekommt. Wer scharf nicht verträgt, sollte sich zurückhalten: In Thailand kommt man nicht nur wegen der Hitze ins Schwitzen.

Wem die Autofahrt nach Buriram zu stressig oder zu lang ist, der kann von Bangkok aus weiterfliegen. Dazu muss man allerdings vom internationalen Flughafen Suvarnabhumi einmal quer durch Bangkok zum nationalen Airport Don Mueang fahren. Die Airlines bieten Gratis-Shuttles an, sofern man im Besitz eines Flugtickets ist. Wer es eilig hat oder auf mehr Komfort pocht, kann auch ein Taxi nehmen. Im Gegensatz zu Europa ist der Fahrpreis keine Mischkalkulation aus Kilometern und Zeit, in Thailand weiß man ihn genau: Wie bei uns für den Zug, kauft man sich hier vorab ein Taxiticket.

Kritisch ist es mit Nok Air, einer Billigfluglinie, die Buriram anfliegt. Am vergangenen Mittwoch hatten beide Nachmittagsflüge mehrere Stunden Verspätung, weil das Militär den Flughafen in Buriram für sich beanspruchte. Da tröstete auch der Drei-Euro-Gutschein für Burger King kaum, für den man nicht mal fünf Chicken-Wings bekommt. Es wäre ja auch vermessen gewesen, die Touristen in ein Restaurant mit vorzüglichem landesüblichen Essen zu schicken, wenn es Einheitskost aus den USA gibt.

Im letzten Flug am Mittwochabend waren dann auch viele aus dem MotoGP-Paddock an Bord, unter ihnen Jack Miller, Johann Zarco, Franco Morbidelli, Scott Redding, Tom Lüthi, Mika Kallio, Alex Rins und Andrea Iannone.

Berühmter Fußball-Club

Buriram hat einen Mini-Flughafen, der kaum den Namen verdient. Aber dort funktioniert alles tadellos, sogar mehrere Mietwagenfirmen sind vor Ort. Für die großen Motorsportveranstaltungen lassen Firmen wie Hertz Lkw-weise Mietwagen aus Bangkok ankarren, um für den ungewöhnlichen Ansturm gerüstet zu sein.

Buriram hat sich die letzten Jahre massiv entwickelt. 2010 lag die offizielle Einwohnerzahl bei 25.0000, die ganze Provinz beheimatet zirka 1,5 Millionen Menschen, ganz Thailand knapp 70 Millionen. Einheimische gehen davon aus, dass heute zirka 250.000 Leute in Buriram leben. Schaut man sich den Trubel und die Größe der Stadt an, ist das gut möglich.

Berühmt ist Buriram nicht nur für seine Rennstrecke, sondern auch für die Fußball-Mannschaft Buriram United, den sechsfachen Landesmeister. Deren 32.600 Fans fassendes Stadion ist direkt neben dem Eingang der Rennstrecke und klangvoll «Thunder Castle» betitelt. Direkt daneben ist regelmäßig Markt, ein Erlebnis, das man sich einmal gönnen sollte. Exotische Gerüche und Geschmäcker gepaart mit feilschen, Trubel und zurückhaltender asiatischer Freundlichkeit.

Von Zeit zu Zeit werden auf dem großen Parkplatz neben dem Stadion auch Dragster-Rennen ausgetragen.

Wer sich nach der langen Reise aus Europa entspannen will, tut dies am besten bei einer Massage. Doch Vorsicht: Eine traditionelle Thai-Massage ist schmerzhaft und nicht für jedermann geeignet. Dass es diese nur mit Happy-End gibt, ist eine deutsche Mär.

Riesige Werbekampagne

Thailand freut sich auf MotoGP: Vor dem Stadion hängt eine riesige Werbetafel, welche die Wintertests in den nächsten drei Tagen bewirbt. Yamaha hat vor dem Stadion eine Showbühne mit Liveband aufgebaut. Donnerstagabend wurden in einer großen Pressekonferenz von Yamaha Japan und Yamaha Thailand alle offiziellen Teams vorgestellt. Neben anderen waren Rossi und Vinales sowie die Superbike-WM-Piloten Alex Lowes und Michael van der Mark dabei. Dafür wurden busweise Yamaha-Mitarbeiter und Journalisten aus dem ganzen Land angekarrt, die anschließend ausgiebig zusammen feierten.

Es würde mich nicht wundern, wenn am Wochenende einige Tausend Schaulustige zu den Tests kommen.

Am Flughafen und überall in der Stadt wird auf mächtigen Plakaten der erste MotoGP-Event im Oktober beworben. Mit der MotoGP-Ankunft wurde der Superbike-WM die Wichtigkeit geraubt. Kaum ein Hinweis, dass auf dem Chang Circuit am letzten März-Wochenende deren Rennen stattfinden. Dabei hat die seriennahe Motorrad-Weltmeisterschaft in Thailand für ungeahnte Begeisterung gesorgt, die letzten drei Jahre war es der bestbesuchte Event im Kalender. Man muss kein Prophet sein um vorherzusagen, dass das MotoGP-Rennen alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen wird.

Dabei sind die Preise für Thais nicht eben günstig. Tribünenplätze für das Wochenende gibt es für 2000 Baht, das sind zirka 50 Euro. Will man auf die Haupttribüne, kostet es das Doppelte. Bei diversen Verkaufsaktionen können die Fans 15 bis 25 Prozent der Kosten sparen. Marc Márquez und Valentino Rossi haben eigene Tribünenkontingente, Stehplätze gibt es in dem Stadion keine. Bei fast 40 Grad im Schatten stellt sich niemand freiwillig stundenlang in die Sonne.

Für den Test wurden die Werbebanner von Titelsponsor PTT (Tankstellen, Schmiermittel) und wichtigen Partnern wie Yamaha und Streckennamensgeber Chang (Bier, Mineralwasser) aufgehängt. Dass konkurrierende Werbung von Honda und Toyota zu sehen ist, sorgt für Verwunderung.

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