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Hervé Poncharal (Tech3): «Zarco soll zu KTM gehen»

Von Günther Wiesinger
Tech3-Yamaha-Teambesitzer Hervé Poncharal steigt nach 2018 in der MotoGP auf KTM um. Er hat auch Johann Zarco empfohlen, dorthin zu wechseln.

Nach den grandiosen Vorstellungen von Johann Zarco im Jahr 2018 sagt Tech3-Teambesitzer Hervé Poncharal: «Irgendetwas würde mit der MotoGP-WM nicht stimmen, wenn Johann 2019 und 2020 nicht in einem Werksteam fahren würde.»

Kein Wunder: Der 27-jährige Franzose war 2015 und 2016 Moto2-Weltmeister (mit 15 GP-Siegen) und gewann 2017 bei Tech3-Yamaha die Rookie-of-the-Year-Wertung souverän, er glänzte mit drei Podestplätzen und dem sechsten (!) Gesamtrang.

Und 2018 geht es in diesem Stil weiter: Zweitbeste Testzeit in Buriram, Bestzeit beim Katar-Test (1. bis 3. März), Pole-Position beim GP von Katar – und nach 20 Runden Führung schließlich als Achter ins Ziel gekommen.

Inzwischen haben die Werksteams von Honda, Suzuki, KTM, Suzuki – und wohl auch Ducati angeklopft. Und Yamaha-Rennchef Lion Jarvis möchte Zarco für die nöchste Saison in einem Yamaha-Kundenteams eine 2019-Werksmaschine anbieten.

Aber Zarco hat sich schon für 2018 eine Werks-Yamaha gewünscht und vorgestellt, wie Petrucci bei Ducati erhält und Crutchlow bei Honda. Beide haben ihn im Finish in Katar besiegt, denn er verfügt bei Yamaha nur über ein 2016-Modell. Die 2017-Version hat er dankend abgelehnt – nach Tests in Valencia und zweimal Sepang.

Von Suzuki Ecstar ist Zarco 2016 enttäuscht worden. Er hatte damals einen Vorvertrag für die MotoGP-WM 2017, aber Alex Rins wurde ihm vorgezogen – weil er vier Jahre jünger ist.

Zarco ist also von Yamaha und Suzuki bereits enttäuscht worden. Deshalb werden das für 2019 nicht seine bevorzugten Adressen sein. In seinem Umfeld ist zu hören, die Repsol-Honda-Variante sei verlockend, auch das Red Bull-KTM-Angebot ist reizvoll, dazu kommt Ducati, wo Zarco vermutlich den Platz von Lorenzo übernehmen könnte.

Tech3-Teamchef Hervé Poncharal, dessen Team für 2019 bis 2021 nach 20 Jahren in der MotoGP von Yamaha KTM umsteigt, hat seinem Landsmann KTM ans Herz gelegt. «Ich habe Johann gesagt: 'Geh’ zu KTM, sie brauchen dich nötiger als Honda. Und du passt dort perfekt hinein.' Ich bin überzeugt, dass KTM bald ein ernsthafter Mitbewerber in der MotoGP sein wird. Sie sind ja noch ganz neu. KTM hat bereits sehr kraftvolle und standfeste Motoren. Sie werden in die MotoGP-Welt hineinwachsen. Wenn KTM und Red Bull etwas anpacken, wird es zum Erfolg. Das war bisher in allen Serien so. Ich sehe da sehr viel Entschlossenheit. Deshalb bin ich stolz, künftig ein Bestandteil dieser Partnerschaft sein zu dürfen.»

Poncharal ist von der Arbeitsweise bei KTM begeistert. «Meine Zusammenarbeit mit KTM hat zwar noch nicht begonnen. Aber ich habe schon festgestellt, dass ich viele Werte teile, die auch Pit Beirer teilt. Es sieht alles danach aus», erzählt er.

Poncharal hat bei Yamaha jahrelang als Junior-Team fungiert, als Gehschule und Ausbildungsstätte für das Werksteam. Aber seit Ben Spies 2011 hat er keinen Tech3-Fahrer mehr ins Werksteam befördern können. Auch Pol Espargaró und Johann Zarco nicht.

Für die nächsten zwei Jahre hat Yamaha den Vertrag lieber mit Viñales verlängert, da dürfte Sponsor Movistar eine Rolle spielen.

«Aber ich habe viel Freude damit, junge Talente und Fahrer in der MotoGP für höhere Aufgaben aufzubauen. Die Saison 2017 mit Zarco und Folger war in dieser Hinsicht einmalig», sagt Poncharal im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «In dieser Saison bin ich froh, mit Syahrin wieder einen Rookie zu haben. Ich betreue sehr gern solche Talente. Natürlich ist klar: Das ultimative Ziel ist zu gewinnen, nichts macht dich glücklicher. Aber du kannst in deinem Leben und bei deiner Arbeit auch Freude haben, wenn du ein Junior-Team betreibst, auch wenn dir dann Siege versagt bleiben. Aber du kannst trotzdem deine heimlichen Ziele erreichen. Es ist eine schöne Aufgabe, mit begabten Talenten zusammenzuarbeiten und sie beim Aufstieg zu begleiten und zu beobachten. Das gefällt mir sehr. Zarcos Crew-Chief Guy Coulon geht es genauso. Er hat viel Erfahrung. Guy hat viele Dinge in unterschiedlichen Meisterschaften gesehen. Er spricht gerne mit jungen Piloten, er nimmt sich gerne Zeit, um seine Kenntnisse weiterzugeben und alles zu erklären.»

Tech3 wurde vor rund 25 Jahren von drei Partnern gegründet, von Poncharal und Coulon, der dritte hat sich längst aus dem Staub gemacht. «Er hat keinen großen Anteil an der Entwicklung des Tech3-Teams gehabt», stellt Poncharal fest.

Trotzdem blieb es beim Namen Tech3. «Wir haben mit dieser Bezeichnung begonnen, es hat uns Erfolge gebracht, inzwischen ist es eine bekannte Marke geworden», hält Hervé fest.

In der Zwischenzeit saugt Hervé Poncharal alles auf, was er über die KTM-Firmengeschichte in Erfahrung bringen kann. «Ich habe zum Beispiel gesehen, dass bei der Teampräsentation vor zwei Wochen das T von KTM auf der Bühne stand. KTM-Vorstand Hubert Trunkenpolz. Ich stöbere nach allem, was ich über das Werk lernen kann. Ich weiß jetzt auch – das M steht für Mattighofen. Aber meine Geschichtsstudien stehen noch am Anfang.»

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