Fix: MotoGP-Finale nicht in Valencia

Michael Bartholemy (Marc VDS): Bisher nicht entlassen

Von Günther Wiesinger
Michael Bartholemy

Michael Bartholemy

Heute sollte bei einem Treffen der Rechtsanwälte in Genf der bisherige Marc-VDS-Teamprinzipal Michael Bartholemy in die Mangel genommen werden. Aber das Meeting wurde kurzfristig abgesagt.

Beim Jerez-GP wurden heftige Vorwürfe gegen Marc VDS Racing-Teamprinzipal Michael Bartholemy laut, der das Moto2-Team seit 2010 leitet und seit 2015 auch das gleichnamige MotoGP-Team betreibt.

Es sei zu finanziellen Unregelmäßigkeiten gekommen, wurde Bartholemy vorgeworfen, es gehe um eine Summe im siebenstelligen Bereich.

«Wenn ich solche Summen hätte, wäre ich nicht bei den Rennen, sondern im Urlaub», erklärte Bartholemy, der im Gespräch mit SPEEDWEEK.com seine Unschuld beteuerte.

Im Team entstand eine riesige Unruhe. Mehr als 40 Mitarbeiter zitterten um ihre Jobs. Teameigentümer und Hauptsponsor Marc van der Straten (VDS), ein 70-jähriger Bier-Milliardär und Abkomme der Stella-Artois-Dynastie, reiste mit der Italienerin Marina Rossi nach Jerez, die ein Kind von KTM-Moto2-Pilot Sam Lowes erwartet und von Bartholemy im Winter als Teamkoordinatorin nach sieben Jahren entlassen wurde. Sie soll van der Straten belastende Dokumente übergeben haben, war beim Spanien-GP zu hören.

Van der Straten wurde von den Funktionären der Dorna und IRTA in Jerez eindringlich gebeten, das Team trotz der möglichen Trennung von Bartholemy weiter zu betreiben und zu finanzieren. Dorna und IRTA bemühten sich auch, die verwunderten und aufgebrachten Sponsoren des Teams zu besänftigen. Van der Straten wurde zugesichert, die zwei kostbaren MotoGP-Teamplätze würden ihm trotz aller Turbulenzen erhalten bleiben – zumindest bis zum Ende der Saison 2021. Van der Straten teilte dann in einem dürren Presse-Kommuniqué am Sonntag (6. Mai) mit, er habe die Absicht, das Team wie geplant bis Ende 2021 fortzuführen.

Den Rennbetrieb organisiert Michael Bartholemy mit einer neuerdings in der Schweiz ansässigen Firma namens MM Performance & Racing AG, Obstmarkt 1, CH-9100 Herisau. Das ist die Hauptstadt des Schweizer Kantons Appenzell Ausserrhoden, der nur 55.000 Einwohner zählt.

Die beiden Moto2-Plätze gehören der Bartholemy-Firma MM Performance & Racing AG, müssen aber jedes Jahr mit einer Application neu beantragt werden. Und ohne die aktuellen Sponsoren könnte der Teamprinzipal den Rennstall ohnedies nur schwer weiter betreiben.

Am heutigen Montag hätte es in Genf zu einem Meeting der Streitparteien kommen sollen, unter dem Vorsitz eines Bâtonniers, des Vorsitzenden der örtlichen Rechtsanwaltkammer. Dort sollten gerichtsfeste Beweise gegen Bartholemy auf den Tisch gelegt und eine außergerichtliche Einigung angestrebt werden. Dann sollte die Entmachtung oder Entlassung von Bartholemy als nächster Schritt erfolgen.

«Aber das Meeting wurde Freitagnacht abgesagt», berichtete Bartholemy. «Sonntagabend wurde mir noch einmal schriftlich mitgeteilt, dass ich bitte nicht nach Genf kommen soll. Es ist der Wahnsinn. Wie ich schon in Jerez gesagt habe: Ich kann nicht beeinflussen, was manche Leute über mich sagen. Ich kann nur versichern: Ich habe keinen einzigen Fehler gemacht. Ich weiß nicht genau, was da jetzt abläuft. Vielleicht habe ich mich zu sehr um das Team und die Ergebnisse gekümmert und zu wenig darauf geachtet, wer im Team an meinem Stuhl sägt.»

Offenbar hat das Marc VDS-Team bisher nichts Handfestes gegen Michael Bartholemy in der Hand. Das Team wird in Le Mans gewohnter Formation antreten – und Bartholemy wird das Kommando führen. Dabei war in Jerez Tom Lüthis Crew-Chief Gilles Bigot bereits als neuer Teammanager ins Spiel gebracht worden.

«Mir ist in einem Schreiben mitgeteilt worden, dass mein Vertrag nicht gekündigt ist», sagte Bartholemy heute gegenüber SPEEDWEEK.com.

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