Jonas Folger: «Ich komme zurück, sobald ich fit bin»
Jonas Folger: «Ich weiß noch nicht, ob ich 2019 Rennen fahre»
Jonas Folger, der vor ziemlich genau einem Jahr mit Platz 2 hinter Marc Márquez auf dem Sachsenring glänzte, absolvierte kürzlich zwei Tests für den deutschen Chassis-Hersteller Kalex. Folger, bei dem 2017 das Gilbert-Syndrom in Verbindung mit Burnout-Anzeichen diagnostiziert wurde, durfte die Kalex mit Triumph-Motor für 2019 fahren.
Der 24-jährige Bayer ist zuvor seit dem Aragón-GP 2017 auf keiner Rennmaschine gesessen. Nun gab Folger «motogp.com» sein erstes ausführliches Interview seit seinem Rückzug aus der MotoGP-Klasse.
«Ich war so glücklich, auf dem MotoGP-Podest zu stehen. Das war wie ein Sieg für mich», blickte Folger auf den Sachsenring-GP 2017 zurück. «Es war mein erster MotoGP-Podestplatz und auch noch bei meinem Heim-GP, wo ich in der Vergangenheit immer Probleme erlebt habe. Es war der beste Moment meiner Karriere und das beste Rennen meines Lebens. Es war aber auch ein sehr anstrengendes Wochenende, denn es war mein Heim-GP. Ich hatte viel zu tun und keine Freizeit. Doch vielleicht war das gut, denn so hatte ich keine Zeit, um viel nachzudenken. Ich fuhr einfach mit freiem Kopf.»
Folger führte das Rennen zeitweise an und musste sich am Ende nur Sachsenring-König Marc Márquez geschlagen geben. «Dieses Rennen war unglaublich. Ich kämpfte gegen Marc, was sich unwirklich anfühlte. Ich war noch nie in dieser Situation mit Dani und Marc. Und ich überholte Jorge nach ein paar Runden. Es war ein seltsames Gefühl, denn wenn du diese Jungs zum ersten Mal herausforderst und sie überholst, ist das eine starke Emotion. Ein bisschen unwirklich, aber wirklich schön. Das Geheimnis ist das Fahren an sich. Wenn du mental stark bist und dich wohlfühlst und jede Sekunde am Limit bist, kannst du jede Maschine schnell fahren. Das Wichtigste auf dem Sachsenring ist aber das Gefühl für die Front», weiß der Bayer.
Sein damaliger Tech3-Teamkollege Zarco hatte im Vergleich zu Folger 2017 auf dem Sachsenring Probleme. «Ich hoffe, dass Johann meine Daten nutzen kann. Ich schaue ihn mir bei jedem Rennen an, denn er ist ein guter Freund und mein ehemaliger Teamkollege. Also feuere ich ihn an. In Kurve 11 gewann ich viel Boden, weil ich so viel Vertrauen zur Front hatte, aber Johann ist ein sehr starker Fahrer. Wenn er genug Vertrauen hat, ist er vorne dabei. Ich bin mir sicher, dass er bald wieder einen Podestplatz erreichen wird.»
Wie geht es Folger selbst? «Ich bin gerade wieder in Deutschland angekommen. Ich habe eine lange Reise durch Europa gemacht. Ich testete mit den Jungs von Kalex, um zu sehen, wie wir das Chassis verändern müssen. Sie hatten ein paar neue Dinge zu testen. Auch die Elektronik-Jungs waren dort. Im Moment ist das Triumph-Projekt noch jung, aber sie machen große Fortschritte. In Brünn fuhr ich mit Alex Márquez. Er saß auf der Kalex mit Honda-Motor und ich auf der mit dem Triumph-Motor. Unsere Linien waren ziemlich unterschiedlich. Mit der Kalex-Triumph fährt man eher MotoGP-Linien. Du gehst gerader in die Kurve, fährst weniger Kurvenspeed und wählst am Ausgang eine engere Linie. Der Triumph-Motor hat mehr Drehmoment und du kannst mehr mit der Elektronik spielen. Das wird den Unterschied zwischen der Moto2- und der MotoGP-Klasse verringern. Auch technisch wird es interessanter, weil du mehr Möglichkeiten hast. Die Vorbereitung für den MotoGP-Aufstieg wird so besser.»
Bereitet sich Folger auf ein Comeback 2019 vor? «Ich bin erst zwei Mal gefahren. Ich muss also noch öfter fahren. Im Moment kann ich noch nicht sagen, ob ich 2019 Rennen fahren werde oder nicht. Sobald ich mich fit genug fühle und glaube, dass ich eine ganze Saison oder zwei und mehrere Jahre schaffe, dann komme ich zurück», verspricht Folger.