MotoGP: Das Saisonfinale ist in Barcelona

Dani Pedrosa: MotoGP-Abschied vom kleinen Freund

Kolumne von Michael Scott
Dani Pedrosa

Dani Pedrosa

Dani Pedrosa verlässt nach dieser Saison die MotoGP. Das ist sehr schade, denn mit dem kleinen Spanier verliert die Königsklasse der Motorrad-WM einen bescheidenen und direkten Star.

Endlich wissen wir Bescheid über Dani Pedrosa. Nach ein paar Wochen voller aufgeregter Spekulationen, nachdem er seinen Platz bei Honda verloren hat, ordnete er am 11. Juni eine Pressekonferenz in Barcelona an... Nur um zu verkünden, dass er nichts zu verkünden hat.

Öffentlich gemacht wurde es am Donnerstag beim Rennen in Deutschland. Der kleine Freund hört auf. Nach einer Karriere, bei der er in den kleinen Klassen dominiert hatte, hat er in der MotoGP-Klasse bei Repsol Honda und in der Weltmeisterschaft immer nur die zweite Geige gespielt.

Honda hat von Jahr zu Jahr seinen Vertrag erneuert, manchmal offenbar gegen den gesunden Menschenverstand, aber immer mit beeindruckender Treue. Dani rechtfertigte das in ihn gesetzte Vertrauen und bedankte sich dafür, indem er mindestens ein Rennen im Jahr gewann.

Sein Abgang, wahrscheinlich keine voreilig getroffene Entscheidung, ist der Letzte während einer langen und ziemlich verrücken Transfersaison, in der es schon viele Überraschungen gab – etwa als der aufstrebende Yamaha-Superstar Johann Zarco in Jerez seinen Wechsel zu Red Bull KTM bekanntgab.

Es wird sich mit der Zeit zeigen, aber momentan sieht es danach aus, als hätte sich Yamaha damit selbst ins Bein geschossen. Auch sonst hat das japanische Team ein paar ziemlich seltsame, aber wichtige Entscheidungen getroffen.

Yamaha Motor Racing hat zuerst Jorge Lorenzo verloren, dann haben sie im Januar den Vertrag von Maverick Viñales um zwei Jahre verlängert (2019/2020). Und das, obwohl er in der zweiten Hälfte der letzten Saison nicht den Erwartungen entsprochen hat, was sich auch in der ersten Hälfte von 2018 fortsetzte.

Es ist nett von Yamaha, dass sie den Glauben an ein zweifelloses Talent haben, aber momentan scheint es nicht besonders clever, dass sie diese Hoffnung noch zwei weitere Jahre an sich fesseln wollen. Sie hätten warten können.

Und dann haben sie nur wenige Monate später den Vertrag mit Valentino Rossi bis 2020 verlängert, womit sie sich die zweite Tür ins Werksteam verschlossen haben. Damals war ich dumm genug, Valentino als Bett-Blockierer zu betiteln. Ich hätte es besser wissen sollen, denn natürlich hat «The Doctor» bewiesen, dass meine Vorhersagen voreilig waren; er hat 2018 in neun Grands Prix fünf Podiumsplätze eingefahren, er glänzte am Sonntag auf dem Sachsenring und ist Zweiter in der Gesamtwertung. Aber mit 39 Jahren läuft ihm die Zeit davon, wenn er noch einen zehnten WM-Titel gewinnen will.

Yamaha hat also Zarco verloren, der nach zwei zweiten Plätzen in den ersten vier Rennen jetzt selbst ein wenig strauchelt. Nachdem er in Frankreich im Qualifying die Pole-Position erobert hatte, aber im Rennen dann aber gestürzt ist, fiel er im Titelkampf knapp hinter Viñales zurück.

Die Wahrheit ist, dass sich Zarco und KTM schon vor den Tests in Thailand geeinigt haben. Während es also aussah, als ob Yamaha mit Rossis Vertrag die Tür für Zarco zumachte, schlug man diese von innen zu, um sicherzugehen, dass Valentino dem Team erhalten bleibt.

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Ducati hatte das Ziel, den überbezahlten Lorenzo loszuwerden. Sie ermutigten ihn dazu, ihr Team zu verlassen. Genau in dem Moment, in dem sie ihm endlich eine Desmosedici hingestellt hatten, die seinem besonderen Fahrstil gerecht wurde. Dominante Siege in Italien und Katalonien ließen allen Beteiligten bei Ducati die Gesichter erstarren.

Jorge wechselt bekanntlich zum Repsol-Team, was ein potenzieller Fehler ist, da er gerne geschmeidig fährt und die Honda dafür bekannt ist, dass man sie wie einen wildgewordenen Esel behandeln muss. Die offensichtliche Schlussfolgerung ist, dass das ganze Hin und Her damit begonnen hat, dass Yamaha 2016 den Fehler gemacht und ihn aus seinem natürlichen Umfeld vertrieben hat.

Das bringt uns wieder zum Abgang von Dani zurück, nach 13 Jahren, 31 Siegen und drei zweiten und drei dritten Plätzen in der Weltmeisterschaft.

Zuerst hatte es den Anschein, dass er enteignet wurde – dass Honda schließlich den Glauben an den langjährigen Freund verloren hat. Alberto Puig, Teammanager von Repsol Honda, widersprach dem jedoch einen Tag nach Danis Rücktrittsankündigung. Er sagte, dass Pedrosa schon beschlossen hatte, dass 2018 seine letzte Saison sein sollte, bevor Lorenzo dessen Platz im Team angeboten worden war.

Puig war tatsächlich Pedrosas erster Verbündeter: Er war der Mann hinter dem Movistar-Honda-Junior-Cup in Spanien, bei dem Pedrosa als Grand-Prix-Talent entdeckt wurde. Danach war Puig viele Jahre sein persönlicher Manager. Heute ist der ehemalige GP-Sieger Sete Gibernau Pedrosas Riding Coach.

Dani hat viele Chancen verloren, weil er Pech hatte und weil er dazu neigte, von anderen abgeschossen zu werden. Das hatte Verletzungen zur Folge, weil er so zerbrechlich ist. Während sein Teamkollege Marc Márquez so oft stürzen kann, wie er will, kommt es selten vor, dass Dani auf dem Asphalt landet, ohne sich etwas zu brechen.

Dieses Jahr war es dasselbe. In Argentinien kollidierte er in der ersten Runde mit Zarco, er stürzte und erlitt eine Handgelenksverletzung. In Jerez wurde er unschuldig in einen Vorfall mit zwei Werksmaschinen von Ducati verwickelt, wobei er sich an der Schulter wehtat. Mutig wie er ist, hat er aber kein Rennen verpasst.

Danis Zukunft nach dem Honda-Ausstieg schien beim neuen Yamaha-Satellitenteam zu liegen, das vom Sepang Circuit und Petronas gesponsert wird, allerdings mit einem eher vagen Versprechen auf ein Werksmotorrad. Das war nicht genug, um Pedrosa zu überzeugen.

Das ist sehr schade. Vor allem, weil Dani seit langer Zeit eine Quelle von bescheidener Direktheit in einer Welt ist, die von Blabla und Bullshit regiert wird. Aber eben, nichts hält ewig. Außer vielleicht Valentino.

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