Mike Webb: «Absage das Letzte, was wir wollten»
Race Director Mike Webb
Die Würfel sind gefallen. In Silverstone werden am heutigen Sonntag und auch am Montag keine Rennen der MotoGP-WM stattfinden. Die Streckenbedingungen waren bei anhaltendem Regen zu gefährlich, es stand zu viel Wasser auf dem Asphalt. Race Director Mike Webb sprach nun über die Entscheidung für eine Absage, die genauen Gründe dafür und die Folgen.
«Wir haben die Rennen heute aufgrund der Streckenbedingungen abgesagt. Es lag vor allem daran, dass sich Wasser auf dem Streckenbelag sammelte. Als Resultat von starkem Regen sahen wir, dass die Strecke an manchen Stellen nicht sicher ist, da das Wasser nicht abfließt. Wir haben alles getan, was in unserer Macht stand, damit die Rennen stattfinden können. Das Letzte, was irgendjemand von uns will, ist einen Grand Prix abzusagen. Trotzdem bleibt Sicherheit unsere Priorität», stellte Mike Webb fest.
«Wir wollten das Rennen am Morgen nicht starten, weil die Streckenbedingungen nicht sicher waren. Nach Gesprächen mit den Fahrern verschoben wir den Start, um die Situation genauer besprechen zu können. Als es dann offensichtlich wurde, dass sich die Streckenbedingungen auch bei schwächerem Regen nicht verbesserten, diskutierten wir mehrere Optionen mit den Teams, dem Promoter und den Betreibern der Strecke. Auch die Möglichkeit, am Montag zu fahren. Doch das war nicht möglich. Die Verantwortlichen der Strecke baten um einen Aufschub und dem gingen wir so lange wie möglich nach. Doch wir kamen an den Punkt, dass die Strecke noch immer nicht sicher war, als der Regen nachließ. Also trafen wir die sehr schwierige und bedauerliche Entscheidung, die Rennen abzusagen», fasste der Race Director zusammen.
Grund für die Schwierigkeiten war der neue Asphalt. «Wir haben hier viel Erfahrung bei sehr nassen Bedingungen. Auf dem alten Asphalt war es trotzdem möglich, Rennen zu fahren. In diesem Jahr haben wir zum ersten Mal so viel Wasser an kritischen Punkten der Strecke stehen sehen. Das war also ein direktes Resultat des neuen Belags. Ich muss sagen, dass die Rennstreckenbetreiber und ihre Mitarbeiter über das gesamte Wochenende hinweg einen außerordentlichen Job gemacht haben. Sie setzten sich stark ein, um die Strecke sicher zu machen. Aber leider konnten wir gegen die Natur nichts tun. Wir wollen weiterhin einen Grand Prix in Großbritannien. Das Klima dieser Region bedeutet aber, dass wir mit Regen rechnen müssen. Das muss der Asphalt bewältigen können.»
Warum wird nicht am Montag gefahren? «Ich bin nur ein Teil dieser Diskussion, denn ich kümmere mich nur um die Dinge, die auf der Strecke passieren. Ein großer Teil dieser Diskussion wird durch kommerzielle Interessen bestimmt. Und Dinge, über die ich nicht genug weiß, wie den Einlass der Menschen und ihr Verlassen der Strecke. Es war aus meiner Sicht möglich, aber es sprachen kommerzielle Gründe dagegen.»
Wurde auch in Erwägung gezogen, die Warm-ups abzusagen und die Rennen am Morgen zu fahren? «Alle Möglichkeiten wurden diskutiert. Die Idee war: Je früher desto besser. Wir sprachen mit den Teams über einen früheren Start, aber die Organisatoren brauchen eine gewisse Zeit, um die Zuschauer am Morgen einzulassen. Auch das musste bedacht werden. Der Kompromiss wurde dann mit allen Teams und dem Promoter gefunden.»
Auch Rennen der kleineren Klassen wären nicht möglich gewesen. «Wenn die Safety Commission entscheidet, dass die Strecke nicht sicher genug ist, gilt das für alle Klassen. Es wäre unverantwortlich von uns, wenn wir sagen, dass kein MotoGP-Rennen stattfinden kann, aber dann die Moto3- und Moto2-Piloten auf die Strecke schicken. Wenn die Sicherheit nicht ausreicht, gilt das für alle Klassen», betonte Webb. «Das war eine einzigartige Situation. Wir mussten aus diesem Grund noch nie ein Rennen absagen.»
Soll vor dem nächsten Silverstone-GP ein Test mit künstlich bewässerter Strecke wie in Katar durchgeführt werden? «Darüber haben wir schon am Samstag gesprochen. Das Problem ist hier stehendes Wasser nach langem Regen oder nach einem heftigen Schauer wie am Samstag. Ja, wir hätten gerne einen Test unter diesen Bedingungen, aber das zu simulieren ist schwierig. Ja, wir würden gerne testen, aber wir müssen einen Weg finden, das technisch zu ermöglichen. Beim Test in Katar mit künstlicher Bewässerung haben wir den enormen Aufwand gesehen, den es braucht, um eine Strecke so zu bewässern, dass wertvolle Daten gesammelt werden können.»