MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Dall'Igna (Ducati): «Protest gegen Honda möglich»

Von Nora Lantschner
Andrea Dovizioso muss um seinen Sieg bangen

Andrea Dovizioso muss um seinen Sieg bangen

Gigi Dall'Igna, General Manager von Ducati Corse, warnt davor, dass der Flügel-Skandal von Doha weite Kreise zieht: «Es ist ein epochaler Umschwung, noch mehr als der Wechsel von Zwei- auf Viertaktern.»


Als Andrea Dovizioso das Duell gegen Marc Márquez auf den letzten Metern des Katar-GP für sich entschied, war die Welt für Ducati noch in Ordnung. Nach dem Protest von Honda, Suzuki, KTM und Aprilia wackelt der Auftakterfolg aber. Eine endgültige Entscheidung über den umstrittenen Hinterradflügel an der Desmosedici GP19 steht noch aus. Gigi Dall'Igna gab im Interview mit Sky Sport Italia seine Sicht der Dinge zum Besten – und schloss auch einen Gegenschlag nicht aus.

«Ich war ziemlich überrascht, vor allem vom Verhalten von Honda, die nicht nur ein Hauptdarsteller der WM sind, sondern auch zu den Gründervätern der modernen MotoGP gehören, gemeinsam mit Ducati und Yamaha. Bisher haben wir alle technischen Diskussionen innerhalb der Herstellervereinigung MSMA oder im Gespräch mit dem Technical Director geklärt. Wir haben immer eine Antwort auf alle Fragen, die die Hersteller nach und nach eingebracht haben, gefunden. Dass Honda die Entscheidung des Technischen Direktors anzweifelt, stellt uns vor die Frage, ob wir gegen sie Protest einreichen: Die Flügel der Honda sind aus unserer Sicht gefährlich. Und nicht nur das, deren Bauweise mit einer sehr dünnen Basis könnten dazu führen, dass sie sich durch die einwirkenden Kräfte deformieren und vielleicht bewegliche Attachments sind.» Das wäre laut Reglement verboten.

«Wir haben nie in Betracht gezogen, einen Protest einzureichen, aber wenn jemand, vor allem Honda, das Vorgehen von Technical Director Danny Aldridge in Frage stellt, dann bringt uns das in die Situation, über einen eventuellen Protest bei den nächsten Rennen nachzudenken», fügte der Ducati Corse-General-Manager hinzu.

Die Gefahr sei, dass es bald an jedem Rennwochenende Proteste gebe, warnte Dall'Igna. «Denn diese Situation hebt das, was die Regeln der MotoGP-WM von den Anfängen bis heute waren, komplett aus den Angeln.»

Der Ducati-Rennsportchef und Aerodynamik-Fuchs ist weiterhin davon überzeugt, dass seine neueste Entwicklung an der Desmosedici GP19 dem Reglement entspricht. Auch deshalb war der italienische Hersteller vom Vorgehen der Konkurrenz nicht angetan.

«Das ist etwas, das uns überrascht hat. Vor allem die Art und Weise, auf die unsere Mitbewerber uns an unserer Arbeit hindern – nämlich zu versuchen, Honda und Márquez entgegenzuhalten. Das erscheint uns absolut ungerecht und total unsportlich», findet der Italiener deutliche Worte für das Verhalten der gegnerischen Hersteller. «Es ist ein Umschwung, den ich als epochal bezeichnen würde, noch epochaler als der Wechsel von Zwei- auf Viertaktern.»

Dall'Igna: «Ich hoffe, dass dieser Protest nur eine Episode darstellt, die zu einer umfassenden Überlegung aller Seiten führt – und für den Sport etwas Gutes tut. Verhaltensweise wie jene von Doha schaden dem Sport, sie nehmen dem Weltverband und der Weltmeisterschaft ihre Glaubwürdigkeit. Das ist schlecht für die ganzen Leute, die für diesen Sport leben und daran glauben, die sich vor den Fernsehgeräten freuen, immer wenn Dovizioso etwas so Schönes macht wie in Doha.»

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