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Neue GP-Strecken: Flops, Luftschlösser & Fehlschläge
Die Liste der gescheiterten MotoGP-Rennstreckenprojekte ist lang. Der Bau mancher Pisten wurde gar nie verwirklicht. Balatonring, Goiania, Chile, Brasilia, Bulgarien, Wales, Pelambang – lauter Hirngespinste.
MotoGP
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Alle MotoGP-Fans fieberten der Saison 2025 entgegen. Ein sensationeller Dreikampf mit Marc Marquez, Pecco Bagnaia und Jorge Martin war vorprogrammiert. Doch für zwei Piloten lief das Jahr komplett aus dem Ruder.
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Die Dorna agiert seit 1992 als Vermarkter der kommerziellen GP-Rechte, sie hat in diesen bald 30 Jahren etliche neue GP-Strecken auf den Kalender gebracht, aber es finden sich auch gehörige Flops unter den Rennstrecken-Projekten. Für die Saison 2013 wurde der "Circuit of the Americas" (COTA) in Austin/Texas neu in den GP-Kalender befördert; 2014 kam wieder ein Argentinien-GP zum Zug, erstmals im 1150 km von Buenos Aires entfernten Las Termas de Rio Hondo. 2016 kehrte der Österreich-GP in Spielberg in den MotoGP-Terminplan zurück, erstmals seit 19 Jahren. Und 2020 erleben wir erstmals seit 1982 wieder einen Finnland-GP.
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Aber in den letzten zehn Jahren sind einige Pläne für neue Motorrad-GP-Schauplätze gescheitert. Oft waren die Dorna-Manager zu gutgläubig, sie wurden von zwielichtigen Rennstreckenbauern und zweifelhaften Promotern hinters Licht geführt. Oft waren sogar renommierte Politiker im Spiel, die vor Wahlen irgendwelche illustren Versprechungen machten – und dann ein paar Monate später gar nicht mehr im Amt waren. Ein erstes dramatisches und peinliches Beispiel: Die Dorna vereinbarte in Großbritannien einen Fünf-Jahres-Vertrag mit den euphorischen Hintermännern des "Circuit of Wales"; der erste WM-Lauf im Norden von Ebbw Vale hätte schon 2015 stattfinden sollen. Doch Michael Carrick, Chef der Head of the Valleys Development Company, fiel in erster Linie durch scheinheilige Beteuerungen und durch eine meisterhafte Verzögerungstaktik auf.
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In Wirklichkeit wurde nie ein Spatenstich vorgenommen. Die Circuit-of-Wales-Manager mussten für den WM-Lauf 2015 den Silverstone Circuit mieten! In England gingen die Experten schon damals davon aus, dass der Motorrad-WM-Lauf auch 2016 auch 2017 in Silverstone abgewickelt werden müsse. 2017 ging Carrick pleite. Jetzt wird in Northamptonshire bis inklusive 2021 gefahren.
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Als ich 2016 mit dem Circuit of Wales-Direktor Chris Herring um 100 Pfund wetten wollte, dass in Wales nie ein Grand Prix stattfinden werde, entgegnete er: "Nein, nur um 10 Pfund." Später seufzte er: "Das Projekt sollte am Schluss rund 410 Millionen Euro kosten. Dafür kannst du in Afrika ein ganzes Land kaufen."
Fragwürdige Investoren Einen ähnlichen Reinfall erlebte die Dorna vor mehr als zehn Jahren mit dem Ungarn-GP. Windschiefe spanische Investoren wollten den Balatonring in der ungarischen Tiefebene am Plattensee errichten.
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Der Grand Prix stand für 20. September 2009 sogar fix im Kalender, Gabor Talmacsi als 125-ccm-Weltmeister galt als Galionsfigur. Aber die Motorsportarena in der Puszta kam über das Planungsstadium und eine Art Rohbau (nach den Erdarbeiten schlief alles ein) nie hinaus. Nicht viel anders erging es den GP-Absichten der Manager des Crimea Circuits auf der Halbinsel Krim, die inzwischen von Russland annektiert wurde. Der Crimea Circuit wurde zwar irgendwann fertiggestellt, aber das Geld der fragwürdigen Investoren reichte nicht aus, um eine GP-würdige Infrastruktur auf die Beine zu stellen. Auch mit potenziellen GP-Veranstaltern in Bulgarien und Singapur, wo eine permanente Piste in der Nähe des Flughafens errichtet werden sollte, hat die Dorna Vorverträge und Absichtserklärungen für Motorrad-GP-Events abgeschlossen. In Bulgarien war immerhin der ehemalige 80-ccm-GP-Pilot und spätere Verbandspräsident Bogdan Nikolov in das Rennstreckenprojekt engagiert. Aber meistens brauchten die Möchtegern-GP-Veranstalter die Dorna-Verträge nur, um auf Geldsuche zu gehen, die Bemühungen versickerten meistens ergebnislos.
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Das war auch vor fünf Jahren in Chile nicht anders. Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta war von den Verantwortlichen in Chile beeindruckt, die das Autódromo Internacional Codegua betrieben. Es wurde mit Errichtungskosten von 20 Millionen US-Dollar kalkuliert. Die Piste sollte 4,6 km lang und 13 Meter breit sein, die Start/Zielgerade eine Breite von 16 Meter aufweisen. Das Fahrerlager sollte sich über 45.000 Quadratmeter erstrecken. Über der modernen Boxenanlage sind 36 VIP-Räume geplant, dazu ein Shopping-Boulevard mit 7000 Quadratmetern sowie Restaurants, Souvenir-Lädern und Aussichtsterrasssen. Die Chilenen ließen sich beim ersten Las-Termas-GP 2014 blicken und hatten immerhin eine fast einsatzbereite Rennstrecke vorzuweisen. Aber es gab keine Genehmigungen dafür, sie war illegal errichtet worden, aus dem geplanten Chile-GP für 2016 oder 2017 wurde nichts. Er hätte jeweils eine Woche nach dem Argentinien-GP durchgeführt werden sollen. Die Dorna und Safety Officer Franco Uncini trafen Antonio D'Angelo, den Director der Firma "React Sports", die als GP-Promoter auftreten und das Autódromo Internacional de Codegua (AIC) als Schauplatz für den MotoGP-Event in Chile fertigbauen und finanzieren wollte. Juan Pablo Morales war als Architekt für das Layout des Autódromos verantwortlich. 2015 sollte zur Probe ein Superbike-WM-Lauf in Chile abgewickelt werden. Expansion nach Südamerika gescheitert
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Die von den Sponsoren und Motorradwerken gewünschte Expansion nach Südamerika ist somit vorläufig gescheitert. Denn auch die Pläne einer Rückkehr des Brasilien-GP nach Goiania oder einem Neubau des verwahrlosten Ayrton-Senna-Circuits in Brasilia sind ins Wasser gefallen. In Brasilien hatten die Fußball-WM und die Olympischen Spiele Vorrang; die korrupten Politiker konnten sich daneben kein weiteres Großprojekt leisten. Auch ein pompöser Rennstreckenneubau in Rio auf dem Gebiet eines ehemaligen Fußballstadions ist im Sande verlaufen. Formel 1 und MotoGP sollten dort ihre WM austragen. Danach wurde verhandelt, ob die Formel-1-Rennstrecke von Mexico City für MotoGP nutzbar gemacht werden sollte, am besten gleich für 2019, aber auch daraus wurde nichts. Aus Istanbul und Shanghai hat sich die Dorna nach wenigen Jahren wieder zurückgezogen, weil das Interesse der Zuschauer und der Industrie zu wünschen übrig liess. Ein Grand Prix auf der pompösen Formel-1-Strecke in Abu Dhabi scheiterte am mangelnden Interesse der Scheichs, die für die Motorräder keine zusätzlichen Sicherheitsvorkehrungen treffen wollten. Anders war die Situation am Buddh Circuit in Indien. Weil die indischen Zollbehörden die Auflagen der Dorna und IRTA nicht erfüllen wollten, wurde der Indien-GP nie Wirklichkeit. Auch die Formel 1 verabschiedete sich rasch wieder aus Indien. Trotzdem bleibt der asiatische Raum mit seinen aufstrebenden Märkten im Visier der Dorna-Manager. In Indonesien sollte der Sentul Circuit bei Djakarta, der 1996 und 1997 GP-Schauplatz war, modernisiert und 2017 in den GP-Kalender gehievt werden. Aber mit dem Gelände von Tommy Suharto (sein Vater war Präsident von Indonesien und herrschte wie ein Diktator) will niemand etwas zu tun haben, denn er wurde wegen Mordes verurteilt.
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Nachher plante Hermann Thielke eine Strecke in Palembang/Südsumatra am Rande des Geländes der Asian Games, aber die Regierung verwarf diesen Plan und will jetzt 2022 in Lombok bei Bali veranstalten. Der Chang International Circuit in der Provinz Buriram in Thailand stand bei der Dorna jahrelang auf der Warteliste, er musste aber zuerst drei Jahre lang die Superbike-WM beherbergen, also bis inklusive 2017, erst für 2018 winkte der sehnsüchtig erwartete GP-Deal. Manche Rennstrecken-Projekte in exotischen Ländern haben sich also als Hirngespinste erwiesen. Etwas mehr Hand und Fuß hatte das Konzept der Finnen mit dem KymiRing, der ursprünglich für 2017 fertig sein sollte und jetzt im August 2019 endlich erstmals befahren werden konnte. Die Grand Prix auf der 4,6 km langen und mit 18 Kurven gespickten Piste ist für Juli 2020 vorgesehen.
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Zuletzt wurde 1982 auf dem gefährlichen Straßenkurs (er beinhaltete sogar eine rumpelige Bahnüberquerung) in Imatra ein Motorrad-GP von Finnland gefahren. Die 500-ccm-Klasse wurde dort 1981 zum letzten Mal ausgetragen. Die Werks-Yamaha von Kenny Roberts und Barry Sheene verfügten damals über den neuen V4-Motor mit dem empfindlichen Magnesium-Motorgehäuse. Bei beiden Piloten brach das Gehäuse. "Die Yamaha-Ingenieure sind ahnungslos", wetterte der dreifache 500-ccm-Weltmeister Kenny Roberts. Auf meine Nachfrage ergänzte King Kenny grinsend: "Sie haben in Japan eine Testrecke gebaut und auf eine Bahnüberquerung vergessen..."
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