MotoGP: Das Saisonfinale ist in Barcelona

Agostini: Wann sollte ein MotoGP-Pilot zurücktreten?

Von Nora Lantschner
Giacomo Agostini verfolgt die Entwicklung in der MotoGP-WM aufmerksam

Giacomo Agostini verfolgt die Entwicklung in der MotoGP-WM aufmerksam

Giacomo Agostini verrät, wie schwierig es für ihn war, den Helm an den Nagel zu hängen. «Mit 20 macht man sich weniger Gedanken», erklärte der 15-fache Weltmeister, der Fabio Quartararo als Beispiel nennt.

«Das Alter zählt für alle, die Jungen sehen über die Probleme hinweg. Márquez beklagt sich nie, er wird entweder Erster oder Zweiter. Er hat das richtige Alter, weil er jetzt auch die Erfahrung hat, und fährt einfach», meinte Giacomo Agostini, der seine großartige Karriere in der Motorrad-WM nach der Saison 1977 beendete – damals war er 35 Jahre alt.

Der neunfache Weltmeister Valentino Rossi (Yamaha) fährt auf mit 40 noch in der MotoGP-Klasse und stand in der laufenden Saison bereits zweimal auf dem Podest. LCR-Honda-Pilot Cal Crutchlow (33) spricht ganz offen über seine Rücktrittsgedanken. Aber wann ist der richtige Moment für diesen Schritt gekommen? «Ich spreche für mich, aus meiner persönlichen Erfahrung, dann entscheidet jeder für sich», schickte Agostini im Video-Interview mit GPone.com. voraus. «Ich war es gewohnt zu gewinnen, ich habe alles gewonnen. Wenn du gewinnst, dann sagen sie dir auch nach einem zweiten oder dritten Platz, dass deine Zeit vorbei ist. Aber die Jahre vergehen und an einem bestimmten Punkt habe ich gemerkt, dass ich nicht mehr so siegte wie zuvor, ich hatte mehr Mühe. Auch wenn ich mich noch schnell und fit fühlte.»

Nach 15 WM-Titeln und 122-GP-Siegen war für Agostini dann Schluss: «Mir ist bewusst geworden, dass vielleicht der Moment gekommen war, um zurückzutreten. Dazu habe ich mich dann entschieden, aber es war keine einfache Entscheidung. Ich habe drei Tage lang geweint – und ich schäme mich nicht dafür. Denn ich habe meine große Liebe verlassen, etwas, von dem ich geträumt habe, seit ich geboren bin... Es ist nicht einfach. Für alle Sportler ist es schwierig aufzuhören», so der Rekordweltmeister. «Ich habe gesehen, dass ich nicht mehr wie früher gewonnen habe, und habe mir gesagt: 'Es reicht, ich mache Platz für andere.'»

«Dann gab es auch noch die Gefahr, zu meiner Zeit kam es leider hin und wieder vor, dass einer von meinen Freunden von uns ging. Ich habe mir also auch gedacht, dass man es nicht zu sehr ausreizen sollte», fügte Agostini rückblickend hinzu.

Wie macht sich das Alter auf dem Motorrad bemerkbar? «Du merkst es nicht, weil es kleine Dinge sind», betonte der inzwischen 77-jährige Italiener. «Heute noch viel mehr, wenn wir von drei, vier Zehnteln sprechen. Das ist auf einer Runde ein kleines Bisschen. Du fühlst dich noch stark, weil du dich mit 30 oder 40 Jahren natürlich noch gut fühlst. Aber es ist das kleine Bisschen, in dem du – kurz gesagt – mehr nachdenkst.»

«Als ich früher zur Tourist Trophy ging, gewann ich dort und war glücklich und so weiter. Dann habe ich langsam die Schwierigkeiten und die Gefahr verstanden», nannte Agostini als Beispiel. «Als ich vor kurzem dort war, habe ich mich umgeschaut und mir gesagt: 'Ich war ja verrückt.' Warum? Weil ich heute anders denke, mit 20 Jahren macht man sich natürlich wenig Gedanken. Aber es ist richtig so, sonst würde man nicht das machen, was zum Beispiel Quartararo mit 20 Jahren macht.»

Am MotoGP-Rookie Fabio Quartararo hat auch Agostini Gefallen gefunden: «Er ist gut. Er fährt gut und ist auf der Bremse sehr stark. Auch in den Kurven ist er gut unterwegs. Natürlich fehlt ihm noch die Erfahrung, er fährt ein Motorrad mit 260 PS, wir müssen ihm Zeit geben. Wir dürfen ihn nicht in den Himmel loben, und dann schicken wir ihn in die Traufe», betonte der Italiener, der gleichzeitig forderte, dass Yamaha den Petronas-Jungstar schon 2020 wie die Werksfahrer Rossi und Viñales behandelt.

«Sie müssen es tun, wenn du es nicht machst, dann nimmt ihn dir ein anderer weg», bekräftige Agostini. «Wir bekommen nicht einen großen Champion nach dem anderen, es gibt nur wenige. Ich würde sagen, dass man ihn nehmen muss. Er ist in einem Team, aber ich gebe ihm ein gutes Motorrad, wie den anderen das richtige Motorrad, damit er gewinnen kann. Wenn er die Fähigkeiten dazu hat, warum nicht? Damit die anderen gewinnen, weil ich Quartararo nicht den richtigen Motor geben werde?»

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