Ken Kawauchi: Was fehlt Suzuki zum WM-Titel?
Im Jahr 2000 bescherte Kenny Roberts jr. Suzuki den bisher letzten WM-Titel in der «premier class» der Motorrad-WM. 20 Jahre später setzt der japanische Hersteller mit Alex Rins (24) und Joan Mir (22) auf die Jugend. Vor allem Rins machte 2019 mit WM-Rang 4 und zwei Saisonsiegen in Austin und Silverstone, die er sich jeweils nach einem Duell mit den Superstars Valentino Rossi und Marc Márquez sicherte, Hoffnung auf mehr. Mir überzeugte in seiner Rookie-Saison mit zehn Top-10-Ergebnissen.
«Die Saison 2019 war positiv für uns, weil wir unser Ziel erreicht haben. Vor dem Beginn der Saison haben wir uns das Ziel gesetzt, wenigstens ein Rennen zu gewinnen – und der Sieg in Austin kam sogar früher als erwartet», erinnerte sich Ken Kawauchi, Technical Manager bei Suzuki. «Dann hatten wir einen Podestplatz in Jerez und schließlich einen weiteren Sieg in Silverstone. Wie waren die ganze Saison über konstant in Podiumsnähe, aber nach dem Silverstone-GP hatten wir immer mehr Mühe, weil sich die Konkurrenz verbessert hat. Wir haben keine weiteren Podestplätze mehr geschafft, was etwas enttäuschend war. Wie auch immer, ich würde unsere Saison mit einer 8 aus 10 bewerten. Es war wirklich ziemlich gut. Aber wir müssen konstanter werden und in jedem Rennen um das Podest kämpfen.»
Bei den ersten Wintertests in Valencia und Jerez bekamen die Werksfahrer Ende November einen ersten Eindruck von der neuen GSX-RR, die am 6. Februar in Sepang enthüllt werden wird. Nur einen Tag später beginnen an gleicher Stelle die ersten offiziellen MotoGP-Tests des Kalenderjahres 2020.
«Unser Hauptziel war, die neue Motorenspezifikation gründlich zu testen und sicher zu sein, dass die Effizienz stimmt und wir auf dem richtigen Weg weitergehen. Der Motor ist das Herzstück des Motorrads. Wir entwicklen also das Chassis, die Verkleidung und die anderen Dinge später», erklärte Kawauchi nach den ersten Testfahrten für die neue Saison. «Natürlich hatte unser Testfahrer Sylvain Guintoli den Motor schon zuvor getestet und ein gutes Feedback gegeben, aber wir brauchten auch das Feedback unserer Werksfahrer, weil sie am Ende die sind, die mit der GSX-RR Rennen fahren. Das Ergebnis war positiv, sowohl Alex als auch Joan gefiel der Motor. Wir können mit diesem Anfang also zufrieden sein. Wir werden noch einige Aspekte verfeinern und etwas an der Elektronik entwickeln. Und für Sepang werden wir im Februar hoffentlich einige Verbesserungen am Chassis und an der Verkleidung bringen.»
Der Technical Manager von Suzuki machte in der vergangenen Saison vor allem ein Manko aus, das er gerne ausmerzen würde: «Wir verfügen im Moment über eine sehr gute Basis, die uns einige gute Ergebnisse ermöglicht hat, aber mein Gefühl ist, dass wir immer noch zu sehr von den unterschiedlichen Streckenlayouts und auch den Wetterverhältnissen beeinflusst werden. Wenn es um die reine Performance geht, können wir sagen, dass wir jetzt sehr nahe an den Gegner dran sind, aber wahrscheinlich leiden sie weniger als wir unter den wechselnden Bedingungen. Wir werden an der Konstanz arbeiten, um einige Strategien und Lösungen zu finden, damit wir weniger sensibel auf die Veränderungen reagieren und konstanter sind.»
Die richtige Mannschaft dafür steht, ist sich Kawauchi sicher: «Wir sind glücklich mit unserem Line-up. Alex fuhr Podestplätze ein und kann nun als Top-Fahrer angesehen werden, während Joan in seinem ersten Jahr gewachsen ist und schon sein gutes Potenzial gezeigt hat. Das Team arbeitet auch sehr gut zusammen – wir sind alle kooperativ und effizient. Ich muss ihnen für die harte Arbeit danken.» Denn um in der Königsklasse der Motorrad-WM zu bestehen, ist höchster Einsatz notwendig. «Wir erwarten, dass unsere Gegner 2020 noch stärker sind, deshalb müssen wir im Winter noch härter arbeiten, um ganz und gar für den Saisonauftakt in Katar bereit zu sein», gab der Technical Manager die Marschrichtung bis zum Katar-GP am 8. März vor.