Bagnaia: Schließt der Transfermarkt vor Jerez-GP?
Francesco «Pecco» Bagnaia: «Mit Quartararo die Rollen getauscht»
Francesco Bagnaia kam 2019 als Moto2-Weltmeister in die Königsklasse der Motorrad-WM: Im Pramac Ducati Team steuerte er eine GP18, mit 54 Punkten landete er am Ende auf WM-Rang 15 und damit nur auf dem dritten Platz der Rookies-Wertung. Platz 4 auf Phillip Island sorgte für einen Lichtblick, insgesamt spart der Italiener nach seinem Rookie-Jahr aber nicht mit Selbstkritik.
«Die ersten Tests gaben mir Zuversicht, aber als wir zum ersten Rennen kamen, hatte ich Rückschritte gemacht. Es gab viel zu tun, aber ich fing an zu stürzen – und wenn man stürzt, wird man nicht besser», blickte er im Interview mit den Kollegen von GPOne.com zurück. Die Zahlen zeigen: Im Rahmen der 19 GP-Wochenenden musste der Klassen-Neuling 14 Stürze einstecken. Damit lag er in dieser Statistik gleichauf mit Marc Márquez auf Platz 3, nur Jack Miller (15) und Johann Zarco (17) mussten noch öfter zu Boden.
«Es war ein schwieriges Jahr, in dem ich aber viele Dinge verstanden haben», fasste «Pecco» zusammen. Während Senkrechtstarter Fabio Quartararo (20) auf der Petronas-Yamaha im Debüt-Jahr mit sechs Pole-Positions und sieben Podestplätzen glänzte, viel dem anfangs höher eingeschätzten Bagnaia der Umstieg deutlich schwerer.
«Es ist normal, dass die Leute vergessen, was du vorher geleistet hast, vor allem wenn man in die MotoGP kommt. Fabio hat eine unglaubliche Saison gezeigt und ein Motorrad vorgefunden, auf dem er sich auf Anhieb gut fühlte. Nach den Wintertests hätte man das nicht erwartet, auf eine gewisse Weise haben wir unsere Rollen getauscht: In den Tests hat Fabio die Ergebnisse gebracht, die ich dann in den Rennen eingefahren habe. Ohne Zweifel, es wäre besser gewesen, es so wie er zu machen», schmunzelte der Italiener, der vor einer Woche seinen 23. Geburtstag feierte.
Zur Erinnerung: Im Februar 2019 hatte Bagnaia nur 0,063 sec hinter seinem Markenkollegen Danilo Petrucci mit der zweitschnellsten Zeit des dreitägigen Sepang-Tests geglänzt. Quartararo hatte bis dahin die Plätze 17 (Valencia-Test), 12 (Jerez-Test) und 16 (Sepang-Test) eingesammelt. Schon beim Katar-Test wendete sich das Blatt aber: Die Ränge 2 für Quartararo und 13 für Bagnaia sollten ein Vorgeschmack auf die Saison 2019 sein.
Wie kam es dazu? «Wenn du in eine neue Kategorie kommst und vor dir Fahrer siehst, die du in den Jahren zuvor immer hinter dir gelassen hast, versuchst du eine Erklärung zu finden», grübelte Bagnaia. «Die MotoGP ist eine ganz andere Kategorie und es gilt viele Variablen zu beachten. Zu Beginn habe ich ein bisschen unter Quartararo gelitten, aber dann habe ich nur daran gedacht, das Maximum aus dem herauszuholen, was ich hatte. Aber vielleicht war mein Maximum nicht genug. Wir müssen verstehen, was es braucht, um mehr zu leisten.»
Die Tatsache, dass Ende diesen Jahres alle Verträge der MotoGP-Stars auslaufen (mit Ausnahme von Tito Rabat), macht die Aufgabe nicht einfacher. «Es besteht das Risiko, dass wir zum Jerez-GP kommen, und alle Verträge schon abgeschlossen wurden», befürchtet Pecco. Jerez ist Anfang Mai der fünfte von 20 Grand Prix. «Ich habe im Grunde nichts zu verlieren, deshalb wird es wichtig, 120 Prozent zu geben, da 100 Prozent im Vorjahr nicht gereicht haben, vom ersten Test in Sepang bis zum letzten Rennen in Valencia. Dann werden wir sehen, was passiert. Ich bin glücklich bei Ducati und möchte mit ihnen weitermachen.»
«Das Ziel aller Fahrer ist, in einem Werksteam zu fahren, aber ich habe immer geglaubt, dass es wichtig ist, mehrere Jahre im selben Team und auf demselben Motorrad zu bleiben. So muss man nicht bei null anfangen und kann einen Entwicklungsweg einschlagen, der dir hilft», ergänzte der Pramac-Fahrer. «Ich bin jung, ich habe Zeit – auch wenn sie dir in der MotoGP nicht viel Zeit geben. Man muss zeigen, dass man sich den Platz verdient, und das ist mein Ziel. Ich habe den ersten Test im Kopf, ich schaffe es nicht, schon an 2021 zu denken. Auch wenn man angesichts der News, die im Umlauf sind, meinen könnte, dass das Ducati-Werksteam im kommenden Jahr sechs Fahrer haben wird», konnte er sich einen ironischen Kommentar nicht verkneifen.
Fakt ist: Auch im Kundenteam steht Bagnaia in dieser Saison mit der GP20 erstmals ein aktuelles Bike zur Verfügung. Ein Selbstläufer wird es trotzdem nicht. «Ich habe immer geglaubt, dass ein Fahrer sich an das Motorrad anpassen muss, aber man kann sich auch entgegenkommen, indem man am Setup arbeitet», meinte der Moto2-Champion von 2018. «Mir ist bewusst, dass ich nicht einen Schritt auf Ducati zugehen muss, sondern drei oder vier. Ich habe aber die richtige Mannschaft hinter mir, sie geben mir das, wonach ich frage, und helfen mir auf die richtige Weise, die Dinge zu verstehen.»