Danilo Petrucci: «Diesen Fehler verzeihe ich mir nie»
Danilo Petrucci will auch 2020 mit Andrea Dovizioso zusammenarbeiten
Das Ducati-Duo Andrea Dovizioso und Danilo Petrucci arbeitet bekanntlich auf und neben der Rennstrecke zusammen – mit Ausnahme der Rennen, wie Letzterer betonte. Das soll auch 2020 fortgeführt werden: «Ich wohne weiterhin in Forlì, wir arbeiten weiterhin zusammen. Aber es ist klar, dass wir uns im Rennen – wie auch im Vorjahr – nicht zurückhalten werden», erzählte der 29-Jährige aus Terni. «Dovi hat auch gemerkt, dass ich gegen Ende der Saison Schwierigkeiten hatte, aber er hat sich nicht erlaubt, sich einzumischen. Weil er nicht genau wusste, wo er eingreifen sollte, hat er es vorgezogen, mich mein Ding machen zu lassen. Er hat mich in diesem schwierigen Moment wirklich respektiert», zeigte sich «Petrux» dankbar.
«Die Atmosphäre ist positiv, wir werden auch in den Tests zusammenarbeiten. Zudem kennen wir uns noch besser», ergänzte der Mugello-Sieger, der 2020 wieder dort anknüpfen will, wo er 2019 vor der Sommerpause aufgehört hatte: «Im Rennen wird jeder seinen Weg gehen, wie es auch im Vorjahr war. In den ersten acht, neun Rennen haben wir immer gekämpft – danach habe ich ausgelassen, sonst hätten wir es fortgesetzt.»
Zur Erinnerung: In den ersten neun Grand Prix war Petrux immer in den Top-6 gelandet. In dieser Phase sammelte er 121 Punkte – inklusive drei Podestplätzen und dem emotionalen ersten MotoGP-Sieg in Mugello. In der zweiten Saisonhälfte schaffte er es dann allerdings kein einziges Mal in die Top-6: In zehn Rennen kam er auf gerade einmal 55 Punkte – damit rutschte er vom dritten auf den sechsten WM-Rang ab.
«Ich stand dreimal auf dem Podest, bis zum Sachsenring sah es so aus, als könnte auch ich der Gegner von Márquez sein – klar, er war immer sehr schnell, aber mit Dovi waren wir immer dabei, einmal er vorne und einmal ich», blickte Petrucci zurück.
Im Hinblick auf seine zweite Saison als Ducati-Werksfahrer gibt sich der Italiener zuversichtlich. «Ich habe ein Jahr mehr an Erfahrung», nannte er den Hauptunterschied. «Es ist sehr schwierig richtig zu reagieren, wenn man in Schwierigkeiten steckt. Es ist viel einfacher, wenn die Dinge gut laufen. Ich weiß jetzt, wie ich auf die Probleme im Vorjahr reagiert habe: Ich habe oft die Geduld verloren. Ein Fehler, den ich mir nie verzeihen werde, war das Qualifying in Österreich. Ich habe mir gesagt, so, jetzt zeige ich euch, was ich kann – und in der dritten Kurve bin ich auf der Schnauze gelandet. Das war der Anfang der selbsterklärten Krise.»
Das Qualifying auf dem Red Bull Ring von Spielberg war rückblickend der Knackpunkt der Saison, so Petrucci: «Ich wollte unbedingt in die erste Reihe, weil ich in Brünn ein Rennen – nur eines – hatte, das nicht meinen Erwartungen entsprach. Deshalb wollte ich sofort wieder zurück auf das Podest. Aber man kann es nicht erzwingen, vor allem nicht auf einer Runde. Wenn ich intelligent gewesen wäre, wäre ich vielleicht in der zweiten Reihe gestanden und im Rennen in die Top-5 gefahren – und die Saison wäre anders gelaufen. Stattdessen habe ich einen großen Bock geschossen… Ich bin von Startplatz 12 losgefahren, war in der ersten Runden nur auf Rang 15 – und von da an habe ich mich selbst in die Krise geredet, obwohl mir keiner etwas gesagt oder mich kritisiert hat. Ich habe es mir selbst auferlegt.»
Dazu kam: «Der August war eine ziemlich chaotische Zeit. Ich hatte mir in den Kopf gesetzt, dass ich Zweiter werden wollte, auch weil ich nur sechs Punkte hinter Andrea lag. Dann kam der Brünn-GP, der nicht den Erwartungen entsprach. Ich hätte mir keine Erwartungen machen dürfen… Zu Beginn der Saison hatte ich keine, aber in der Sommerpause habe ich angefangen, den WM-Stand genau anzuschauen. Ich wollte keine Punkte verlieren und habe im Eifer des Gefechts einen Fehler gemacht, der mir sehr teuer zu stehen kam – nicht so sehr in der WM-Wertung, sondern im Kopf. Ich habe angefangen darüber nachzudenken, was ich falsch gemacht habe. Ich habe mich selbst in Frage gestellt, obwohl ich eigentlich der gleiche war. Ich wollte zurück an die Spitze, ich habe mich aber nicht auf das Fahren konzentriert. Ich wollte schnell fahren, ohne eine Methode, dafür habe ich bezahlt, bis zum Ende der Saison. Das war ein Teufelskreis», seufzte der 29-Jährige.
«In diesem Jahr weiß ich besser, wie ich reagieren muss, wenn es Schwierigkeiten gibt: Nach vorne schauen und mehr an mich glauben – im Wissen, dass ich, auch wenn ich Mühe habe, die Kraft habe, um die Probleme zu lösen», gab sich der Ducati-Werksfahrer selbstsicher.
Denn der Durchhänger soll sich 2020 nicht mehr wiederholen: «Man muss vergessen können, wie ein Goldfisch», scherzte ein inzwischen wieder bestens gelaunter Petrux.