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Lin Jarvis: «Wollen unbedingt Weltmeister werden»

Von Günther Wiesinger
Titelanwärter Maverick Viñales

Titelanwärter Maverick Viñales

Yamaha Motor Racing befindet sich in einer beneidenswerten Situation. Mit Viñales und Quartararo ist das Werksteam für 2021/2022 fixiert, Lorenzo ist zurück, Rossi kann bleiben, das Motorrad ist konkurrenzfähig.

Lin Jarvis, Managing Director von Yamaha Motor Racing, hat mit den japanischen Yamaha-Strategen im Winter einige Coups ausgeheckt und die Konkurrenz vor dem ersten Wintertest gleich mit drei Neuigkeiten überrascht: Die Verträge für das Werksteam für 2021 und 2022 (Viñales und Quartararo) sind bereits unter Dach und Fach, dazu wurde Jorge Lorenzo als Testfahrer zurückgeholt, und Valentino Rossi hat das Angebot bekommen, die MotoGP-WM 2021 bei Petronas-SRT-Yamaha zu bestreiten – mit einem Werksbike und Werksvertrag. Wenn er sich wie geplant zum Weiterfahren entschließt.

Welche Verhandlungen waren am mühsamsten? Jene mit Viñales, der auch bei Suzuki und Ducati auf der Wunschliste stand, jene mit Lorenzo oder jene mit Rossi?

«Das ist eine schwierige Frage», entgegnet Jarvis. «Aber natürlich waren für mich die Diskussionen mit Valentino am schwierigsten, denn als wir seinen Wunsch hörten, die Entscheidung zum Weitermachen erst im Sommer treffen zu dürfen, wofür wir volles Verständnis haben, waren damit Konsequenzen verbunden. Die anderen Diskussionen hingegen waren nur positiv. Im Fall von Valentino mussten wir ihm mitteilen, dass wir seine Karriere im Werksteam nicht verlängern können, wenn er sich nicht vor dem Saisonstart entscheiden kann. Aber wir haben ihm inzwischen zugesichert, dass er 2021 mit dem vollen Support der Yamaha Motor Company im Petronas-Team fahren kann.»

«Wir haben wegen all dieser Vorkommnisse in diesem Jahr weder in Japan noch in Europa eine Winterpause erlebt. Wir waren mit der Fahrerverpflichtung unmittelbar nach dem WM-Finale 2019 extrem stark beschäftigt. Außerdem waren die zwei November-Tests in Valencia und Jerez sehr wichtig für unsere Techniker, um die Richtung für 2020 zu entscheiden», schilderte Jarvis. «Wir haben schon in der zweiten Saisonhälfte des Vorjahrs klare Fortschritte gemacht. Yamaha war dann zurück in der Spur, wir haben wieder den richtigen Weg gefunden. Wir wussten aber, dass wir in gewissen Bereichen Defizite haben. Wir müssen also noch besser werden. Doch im November konnten wir den Prototyp-Motor für 2020 bestätigen und früh eine klare Entscheidung treffen – mit der Zustimmung beider Werksfahrer. Danach konnten wir uns vorwärts bewegen. Doch die japanischen Ingenieure mussten weiterentwickeln und viel Zeit, Energie und Mühen investieren, um unser Paket noch ein Stück weiter zu verbessern. Ewas wir jetzt an den drei IRTA-Testtagen in Malaysia gesehen haben, waren die Früchte dieser Arbeit und Anstrengung im Winter.»

«In Europa waren wir ebenfalls ausreichend beschäftigt, denn der Fahrermarkt begann bereits im Januar verrückt zu spielen», schilderte Jarvis. «Dieser Markt ist momentan sehr konkurrenzfähig, denn wir haben sechs Hersteller, die sehr hungrig sind, ihre Zukunft zu planen und den gewünschten Fahrer für die Zukunft einzufangen. Im Januar wurde der Markt bereits sehr heiß. Wir hatten unsere jungen, talentierten Fahrer, die uns zu neuen Verträgen gepusht haben. Wir haben uns also früh bewegt und deshalb bereits vor dem Sepang-Test wichtige Announcements gemacht.»

Rossi stellte aber klar, dass er seinen Performance-Level checken wollte, bevor er eine Entscheidung für 2021 trifft. Jarvis: «Wir gerieten also in eine Situation, in der wir eines unserer jungen Talente verloren hätte, wenn wir zu lange auf die Entscheidung von Valentino gewartet hätten. Deshalb haben wir uns als Werks entschlossen, bei Viñales und Quartararo eine Vorausbuchung zu fixieren, das sind zwei der talentiertesten und jüngsten Piloten im Yamaha-Camp. Wir wollten sie deshalb unbedingt für die nächsten zwei Jahre unter Vertrag haben.»

Die Yamaha-Squad verstärkte sich dann auch noch mit Lorenzo. Jarvis: «Ich weiß nicht , wo sich Jorge in den letzten drei Jahren her umgetrieben hat… Er hatte eine Art Urlaub. Es ist großartig, jetzt seine Rückkehr zu Yamaha erleben zu dürfen. Als er im Herbst zurückgetreten ist, haben wir eine Gelegenheit entdeckt… Sein Support kann uns 2020 und 2021 helfen.»

Rossi bekam mit Davide Munoz einen neuen Crew-Chief, damit Valentino noch einmal mit frischen Elan in die Saison gehen kann.
«Da wir viele wichtige Entscheidungen schon erledigt haben, können wir uns jetzt voll-voll auf die Saison 2020 konzentrieren», erklärte Yamaha-Rennchef Lin Jarvis. «Wir sind froh, dass uns Maverick für zwei weitere Jahre vertraut. Er hat 2019 wieder zu seiner Form gefunden, als das Motorrad schlagkräftiger wurde. Wir erwarten viel von ihm, aber auch von Vale. Das neue Motorrad sollte ihm die Chance geben, wieder auf seinem besten Level zu performen.»

«Wir erwarten eine sehr aufregende Saison, wir können den Level der Gegner nach dem ersten Test noch nicht genau einschätzen. Wir sind neugierig, wo wir im Vergleich zu den Mitbewerbern stehen. Aber glaub‘ mir: Yamaha Motor Racing und Yamaha Japan sind voll entschlossen, das Maximum aus unseren Möglichkeiten heraus zu kitzeln. Unser Ziel ist es, wieder Weltmeister zu werden. Darum werden wir das ganze Jahr fighten.»

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