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Italien: 102-jähriger Rossi-Fan besiegt Coronavirus

Kolumne von Nora Lantschner
Während sich die Coronakrise in Italien weiter zuspitzt und auf Sizilien schon Supermärkte bewacht werden, sind es die kleinen Geschichten, die Hoffnung geben: Italica will nach ihrer Genesung Valentino Rossi treffen.

In Italien bricht die vierte Woche der Ausgangssperre an. Wie oft die Eigenerklärung, die beim seltenen Verlassen der eigenen vier Wände mitgeführt werden muss, inzwischen schon überarbeitet wurde, weiß keiner mehr so genau. Noch viel weniger, wie lange es noch so weitergehen wird, obwohl man sich vor allem in der Lombardei, dem Epizentrum der Coronakrise in Italien, Hoffnung darauf macht, den Höhepunkt der Epidemie erreicht zu haben.

Trotzdem warnte der lombardische Gesundheitsbeauftragte Giulio Gallera gestern davor, dass es auch in den nächsten fünf Wochen noch Covid-19-Tote zu beklagen geben wird.

Irgendwie hat man längst das Gefühl, dass im Leben einfach gar nichts mehr passiert – außer Corona. Da wird selbst für Videospiel-Muffel ein virtuelles MotoGP-Rennen über gerade einmal sechs Runden und mit der Hälfte des üblichen Teilnehmerfeldes schnell zum Highlight des gesamten Wochenendes, obwohl draußen die Frühlingssonne scheint und alles angerichtet wäre für eine Motorradtour oder eine Trainingssession auf der MX-Strecke.

Dabei kann sich glücklich schätzen, wer wie ich noch von zu Hause aus seiner Arbeit nachgehen kann. Denn die finanziellen Folgen sind für viele Italiener, die ihre Erwerbstätigkeit vorläufig aussetzen mussten, ihren Arbeitsplatz verloren haben oder ihr Geschäft zusperren mussten, jetzt schon verheerend. Auf Sizilien werden die Supermärkte inzwischen von Polizeikräften bewacht, nachdem es in Palermo zu Plünderungen gekommen war. Der Minister für Süditalien, Giuseppe Provenzano, sprach von einer «tickenden sozialen Bombe».

So geht etwa der italienische Bauernverband «Coldiretti» davon aus, dass landesweit knapp drei Millionen Menschen ohne umgehende Hilfe Hunger leiden müssen, obwohl die Regale in den Geschäften gut gefüllt sind. Deshalb stellte die Regierung in Rom den Gemeinden am Samstag 400 Millionen Euro zur Verfügung, die ab sofort in Form von Einkaufsgutscheinen an die bedürftigen Bürger verteilt werden sollen.

Die Geschichte von Italica (102) macht Mut

Wie angespannt die Lage in den Krankenhäusern des Landes ist, bekam ich in der vergangenen Woche unfreiwillig aus nächster Nähe mit: Nach einem Haushaltsunfall zum ungünstigsten Zeitpunkt überhaupt musste ich meine Schwester wegen einer kleinen Schnittverletzung vor der Notaufnahme in Bozen absetzen. Am Eingang der provisorischen Pre-Triage-Zelte empfangen einen die Mitarbeiter nicht nur in Vollkörper-Schutzausrüstung, die an das Szenario einer Mondlandung erinnert, sondern auch mit den wahnsinnig beruhigenden Worten: «Wir werden versuchen, dich nicht anzustecken.»

Abgesehen davon bemüht sich das Pflege- und Ärzteteam auf bewundernswerte Art und Weise, gute Laune zu verbreiten. Auch wenn sie eigenen Aussagen zufolge noch kein Licht am Ende des Tunnels erblicken und unter den Schutzmasken – von denen sie ausdrücklich nur eine pro Tag verwenden sollen – nur schwer Luft schnappen können. Besonders besorgniserregend: 4000 Pflegekräfte haben sich schon mit dem Virus infiziert, teilte der italienische Verband der Krankenpfleger FNOPI mit.

Die Entwicklung der Zahlen sorgt allgemein dafür, dass einem das Einschlafen ein bisschen schwerer fällt: Allein am Sonntag verzeichnete Italien im Zusammenhang mit der Lungenkrankheit Covid-19 756 Todesopfer. Von den 73.880 Fällen, die aktuell als positiv gelten, befinden sich mehr als 3900 Patienten im kritischen Zustand.

Die Ausdehung der strikten Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus, die ursprünglich bis zum 3. April gelten sollten, ist daher nur noch eine Frage der Zeit. Vorläufig sollen sie in Italien bis zum 18. April verlängert werden.

Bei all den negativen Schlagzeilen stechen aber doch immer wieder Geschichten mit «Happy End» hervor: Zuletzt jene der 102-jährigen Italica Grondona, die den Coronavirus besiegt hat und das Krankenhaus «San Martino» in Genua nach drei Wochen verlassen konnte.

Giovanni Toti, Präsident der Region Ligurien, bezeichnete «Nonna Lina», wie sie von allen genannt wird, als «Symbol der Hoffnung für uns alle». Italicas Enkel verriet der CNN außerdem: «Ich kenne ihr Geheimnis nicht, aber sie liebt das Leben, das Tanzen und die Musik – vor allem Freddie Mercury – und jetzt will sie unbedingt Valentino Rossi kennenlernen.»

An der mangelnden Freizeit des Superstars sollte dieses Vorhaben nicht scheitern, denn nicht nur der italienische Sportminister Vincenzo Spadafora kündigte an: «So schnell wird es keinen Sport geben.»

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