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Was geht Dovizioso in der Zwangspause durch den Kopf?

Von Nora Lantschner
Ein nachdenklicher Andrea Dovizioso

Ein nachdenklicher Andrea Dovizioso

Ducati-Werksfahrer Andrea Dovizioso erlebt die Corona-bedingte Zwangspause wie einen Probelauf für den Rücktritt. Der Vertrag des 34-jährige Italieners läuft am Ende der MotoGP-Saison 2020 aus.

«Die meisten Fahrer, die zurücktreten, tun dies, weil sie immer mehr genug bekommen von dem, was sie machen», stellt Andrea Dovizoso fest. «Auch wenn du dich glücklich schätzen kannst, du gut verdienst und privilegiert bist, verstehen die Leute nicht, welch große Schwierigkeiten dahinter stecken. Das Risiko und die Folgen für deinen Körper, weil du dich vielleicht verletzt und du nicht mehr zu 100 Prozent fit wirst, sind Teil des Ganzen. Es gibt verschiedene Situationen und es kommt vor, dass sich Athleten in verschiedenen Sportarten zum Rücktritt entschließen, kurz nachdem sie gewonnen haben. Das ist eigentlich ein Widerspruch, weil du ein Leben lang trainierst und von diesem Moment träumst – und dann schaffst du es und trittst zurück. Das macht einem aber deutlich, dass dahinter der Druck und die Probleme, die es gibt, einem diese ganzen positiven Aspekte in einem anderen Licht erscheinen lassen. Diese Pause – eine nicht normale Pause – ist nicht schlecht, weil du Gefühle und eine Situation erlebst, die ähnlich zu dem sind, wie es sein wird, wenn du zurücktreten wirst.»

Diese Zwangspause würde sich daher auch auf die Entscheidung der Fahrer auswirken, ist «Dovi» überzeugt. «Das kann dich in verschiedene Richtungen bringen: Vielleicht verstehst du dadurch, dass du wundervolle Dinge gemacht hast, die du dann nicht mehr spüren kannst. Das weiß man natürlich schon, aber wenn man es dann wirklich erlebt, ist es anders. Wenn du aber andere Leidenschaften hast, dann näherst du dich vielleicht aber diesen noch mehr an. Wie immer gibt es Vor- und Nachteile», grübelte er im Interview mit «moto.it».

Der Vertrag des Italieners, der zu Hause in Forlì – als in Italien längst die strikte Ausgangssperre galt – am 23. März seinen 34. Geburtstag feierte, läuft Ende der Saison aus. Und dass er – im Gegensatz zu Valentino Rossi – nicht ewig in der MotoGP-WM fahren werde, ließ der dreifache MotoGP-Vizeweltmeister schon mehrmals durchblicken.

Eine endgültige Entscheidung sei beim Ducati-Werksfahrer aber noch nicht gefallen: «Durch diese Situation sieht man es anders, ja, aber ich bin jetzt nicht zu 100 Prozent davon überzeugt, dies oder das Gegenteil zu machen. Auch weil es – wie schon gesagt – von vielen Dingen abhängt: Ob ich weitermache, hängt in diesem Moment meiner Karriere sehr stark davon ab, wie man weitermacht. Ich fahre schon viele Jahre Rennen, es sind jetzt einige Jahre mit Ducati, wir haben in den vergangenen drei Jahre ausgezeichnete Ergebnisse eingefahren… Die Situation ist genau definiert, es hängt ein bisschen davon ab, wie sie sich entwickelt, welche Angebote es gibt und welchen Effekt diese Situation haben wird, die alle auf eine negative Weise beeinflussen wird. Es bringt jetzt nichts zu sagen, ich mach dies oder jenes, wenn wir nicht einmal wissen, ob wir in diesem Jahr noch Rennen fahren. Es wird von vielen Faktoren abhängen.»

Zunächst geht es also darum, im Idealfall noch in diesem Jahr auf die Rennstrecke zurückzukehren. Aber was leidet in der Zwangspause mehr – die körperliche oder die mentale Fitness der MotoGP-Asse?

«Das ist eine Frage, auf die ich keine Antwort weiß, weil wir es nicht gewohnt sind, eine so lange Pause zu haben – und dann gleich Rennen zu fahren», schickte Dovi voraus. «Normalerweise sind es zwei Monate, dann haben wir zwei Tests – und auch, wenn zwei Tests wenig sind, hast du trotzdem eineinhalb Monate Zeit, um in eine Routine zurückfinden, bevor die Saison beginnt. Ich glaube nicht, dass es so laufen wird. Und das wird sich sicherlich auf die Weltmeisterschaft auswirken, ganz unabhängig davon, wie viele Rennen wir fahren werden – ob auf negative oder positive Weise, kann ich nicht sagen. Sicherlich wird es für jemanden besser sein und für andere schlechter. Es gibt Fahrer, die ein bisschen Zeit brauchen, bevor sie das Feeling finden, um gewisse Ergebnisse zu erreichen – und andere eben weniger.»

«Aus körperlicher Sicht wird es für alle schwierig. Auch wenn du nur zwei Monaten pausierst, dann bist du in Malaysia nicht bereit, um drei Tage lang auf dem höchsten Niveau ein MotoGP-Bike zu fahren. Wenn wir wieder starten, werden mehrere Monate vergangen sein. Für den Körper wird es sicher nicht einfach. Wer besser damit umgehen kann, wird den Unterschied machen. Aber auch auf mentaler Ebene, das ist sicher», betonte der 23-fache GP-Sieger.

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