Maverick Viñales (Yamaha): Rossis Lektion fürs Leben
Maverick Viñales schwärmt von seinem Teamkollegen Valentino Rossi
Maverick Viñales verlängerte schon im Januar für zwei weitere Jahre mit Yamaha. Der zweifache Saisonsieger von 2019 ließ aber bereits durchblicken, dass die Unterschrift keine Selbstverständlichkeit war.
«Sicher habe ich die Möglichkeit in Betracht gezogen, Yamaha zu verlassen. Denn die Ergebnisse waren nicht die, die ich erwartet hatte und die ich bringen kann. In meinem Kopf hatte ich einige Zweifel. Aber ich glaube, dass wir im Vorjahr einen guten Job gemacht haben. Wir haben das Bike sehr verbessert, Yamaha hat mir viel Support und viel Selbstvertrauen gegeben. Ein anderer Grund ist, dass ich mein Team dort aufgebaut habe», verwies der 25-jährige Spanier unter anderen auf seinen Crew-Chief Esteban Garcia und Rider-Coach Julian Simón.
«Ich glaube nicht, dass es der richtige Moment war, um wegzugehen oder Fehler zu machen. Ich muss bei Yamaha auf diesem Weg weiterarbeiten. Denn ich glaube, dass wir schwer zu schlagen sind, wenn die Yamaha gut funktioniert», so der WM-Dritte des Vorjahres.
Ab 2021 wird es allerdings eine Änderung im Yamaha-Werksteam geben: Den Platz des neunfachen Weltmeisters Valentino Rossi (41) nimmt dann Shootingstar Fabio Quartararo (21) ein. «Ich habe schon mehrmals gesagt, dass ich ein bisschen enttäuscht bin, weil ich ein sehr gutes Verhältnis zu Vale habe», meinte Viñales dazu. «Ich habe viel von ihm gelernt. Wie auch immer, es war die Entscheidung von Yamaha.»
Auch wenn Rossi keinen Platz mehr im Werksteam finden wird, freute sich Viñales über die jüngsten Aussagen seines aktuellen Teamkollegen, der hofft, auch 2021 noch zu fahren.
«Ich hoffe, dass er noch viele Jahr fährt», bekräftigte der Spanier. «Ich liebe es, gemeinsam mit ihm auf der Strecke zu sein – und vor allem gegen ihn zu kämpfen. Er bringt mich immer dazu, noch eine Schippe draufzulegen: Im Training, zu Hause und auf der Strecke. Ich habe immer ein Auge darauf, wo mein Teamkollege ist», schmunzelte Maverick im Yamaha-Video-Chat mit Matt Birt. «Denn wir sind zwar gut befreundet, aber wir sind auch beide bei Yamaha und er ist der Erste, den ich schlagen muss.»
Nach drei Bestzeiten in vier Wintertests galt Viñales als Mitfavorit auf die WM-Krone 2020, aber die Corona-Pandemie verhinderte bisher einen Saisonstart. Der Moto3-Weltmeister von 2013 glaubt aber noch daran, 2020 groß auftrumpfen zu können: «Ich glaube, dass dieses Jahr ein gutes für uns ist. Wir haben das Motorrad dafür, wir müssen fokussiert und motiviert bleiben. Ich möchte diese Momente wieder erleben, in denen wir für Yamaha einen Doppelsieg oder die Plätze 1 und 3 holen. Ich glaube, dass wir dieses Jahr rocken können. Wir werden von Anfang an das Maximum geben», versprach er.
Das war nicht immer so. Besonders in den sportlich mageren Jahren habe der inzwischen 25-Jährige viel vom «Dottore» gelernt. «Wir haben beide schwere Zeiten bei Yamaha erlebt, vor allem in der Schlussphase der Saison 2017 und dann 2018. Valentino hatte immer ein Lächeln im Gesicht – und ich konnte es nicht verstehen: Wir bringen die Ergebnisse nicht, wir sind weit hinten, das waren wir nicht gewohnt… Ich habe auch mit vielen Leuten darüber gesprochen: ‚Ich weiß nicht, wie er lächeln kann.‘ Aber er war so happy. Er gibt auf der Strecke alles – und neben der Strecke ist er immer glücklich. Ich habe von ihm gelernt, wie man trotzdem glücklich ist, auch wenn die Dinge nicht laufen. Aber ich habe Monate gebraucht, um das zu verstehen.»
Wie lautet in diesen Fällen das Geheimnis von Vale? «Ein bisschen hängt es vom Charakter ab», schickte der 41-Jährige voraus. «Aber vor allem bin ich in einer anderen Phase meiner Karriere. Wie er schon sagte, wir haben – aus technischer Sicht – 2017 und 2018 eine sehr schwierige Zeit durchgemacht. Wir haben gelitten, weil wir sehr viele Probleme mit dem Motorrad hatten. Wenn du 25 Jahre alt bist – wie Maverick – und um jeden Preis die WM gewinnen willst, ist es sicher schwieriger. Aber wenn du mehr Erfahrung hast, verstehst du, dass du einige Dinge verändern kannst: Mehr Training, mehr Fokus usw. – aber andere Dinge kannst du eben nicht ändern. Also ist es besser, das Maximum in den Bereichen, in denen du eingreifen kannst, zu geben – und gleichzeitig nicht zu viel über die anderen nachzudenken.»