Marc Márquez und Honda: Neue Situation, selbes Ziel
Die Corona-Pandemie sorgt auch in der Motorrad-WM für eine nie dagewesene Zwangspause und eine ungewöhnliche Saisonplanung. Seit Wochen tüftelt der Krisenstab von WM-Promoter Dorna und Teamvereinigung IRTA an einem neuen Kalender, der Neustart soll mit einem Doppelevent am 19. und 26. Juli in Jerez erfolgen. Die Teams rechnen damit, dass in diesem Jahr noch zehn Grand Prix in Europa abgewickelt werden. Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta kündigte außerdem an, dass im September darüber entschieden wird, ob Übersee-GP im November und Dezember doch noch möglich sein werden.
Hat Titelverteidiger Marc Márquez angesichts dieser ungewöhnlichen Umstände weniger zu verlieren, während der Druck auf die Konkurrenz wächst, die sich diese außergewöhnliche Chance nicht entgehen lassen darf? «Da stimme ich nicht zu», winkte Santi Hernandez ab.
Der Crew-Chief von Marc Márquez im Repsol Honda Team erklärte im spanischen MotoGP-Podcast «Cambia el Mapa» stattdessen: «Wenn du einen Fahrer wie Marc hast oder in einer Fußball-Mannschaft bist, für die nur der Sieg in der Liga oder der Champions League zählt, dann ist alles andere ein Desaster. Ich glaube, dass es für uns keinen Unterschied macht, ob wir 12 oder 20 Rennen haben. Am Ende bleibt unser Ziel, die WM zu gewinnen – mit einem Fahrer wie Marc, vom dem wir schon gesehen haben, dass er viele Rekorde bricht und dass für ihn nur der Sieg zählt. Für uns ändert sich also nichts. Was die anderen machen, ist uns egal. Unsere Mentalität bleibt unverändert.»
«Der Druck ist jedes Jahr da, vor allem für Marc, weil er der aktuelle Weltmeister ist. Wenn du der Titelverteidiger bist, will dich jeder besiegen und die Fahrer, die dich im Jahr zuvor geschlagen haben, wollen es wieder tun», weiß der langjährige Crew-Chief des sechsfachen MotoGP-Champions.
Hernandez warnte die Konkurrenz aber auch: «Wer glaubt, dass es in diesem Jahr einfacher sei, Marc zu schlagen, der irrt sich meiner Meinung nach. Jede Saison hat ihre Geschichte und dieses Jahr wird es ein bisschen anders und ungewohnt sein, angesichts der aktuellen Situation, aber das hat keine Auswirkungen auf unser Ziel: Wir gehen auf die Strecke, um zu gewinnen. Daran wird niemand etwas ändern, weder der Coronavirus noch 10 oder 20 Rennen», bekräftigte er.
Auch sein Bruder und MotoGP-Rookie Alex Márquez als Teamkollege werde Marc nicht von seinem Weg abbringen, ist Hernandez überzeugt. «Absolut nicht. Ich glaube, dass Marc und wir als Team nur ein Ziel haben – zu gewinnen. Es interessiert uns nicht, wer nebenan in der Box ist. Wenn Marc Weltmeister sein will, muss er alle schlagen, ganz unabhängig davon, dass der Fahrer neben ihm sein Bruder ist.»