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Repsol-Honda: Alles deutet auf Bradl-Comeback hin

Von Günther Wiesinger
Honda-MotoGP-Testfahrer Stefan Bradl trainierte zuletzt auf einem Superbike

Honda-MotoGP-Testfahrer Stefan Bradl trainierte zuletzt auf einem Superbike

Laut Reglement muss Repsol-Honda beim Brünn-GP entweder mit Marc Márquez oder mit einem Ersatzfahrer antreten. Deshalb könnte ein Comeback von Stefan Bradl Wirklichkeit werden.

«Das MotoGP-Fahren geht mir gewaltig ab», stellte Stefan Bradl am 20. Juli nach dem Oberarmbruch von Marc Márquez beim Spanien-GP fest. Aber der 30-jährige Bayer wurde dann von HRC und Repsol-Honda nicht als Ersatzfahrer aufgeboten, weil der Weltmeister am Samstag selbst fahren wollte (er tat es im FP3 und FP4) und weil der HRC-Testfahrer fünfeinhalb Monate lang nicht auf der Honda RC213V gesessen war.

Bradl war nicht zum Katar-Test (22. bis 24. Februar) beordert worden, der Jerez-Test von 18. bis 20. März fiel dann schon der Coronakrise und dem spanischen Lockdown zum Opfer.

Immerhin hat Bradl mit seinem neuen Honda-Superbike CBR1000RR-R inzwischen in Hockenheim trainiert, danach am 15./16. Juli auf dem Sachsenring und am 22. Juli mit einer Holzhauer-Honda aus der Superbike-IDM in Oschersleben. «Dazu hat Honda einen Misano-Privattest am 25./26. August geplant», berichtet Bradl, der beim zweiten Jerez-GP für ServusTV in Andalusien war und mit der Fireblade im September noch einen Track Day auf dem Slovakiaring geplant hat. «Ich bin inzwischen auf viele Termine gestoßen, wo es funktioniert», sagt der Moto2-Weltmeister von 2011.

Jetzt ist Stefan Bradl gespannt, wie sich bei Weltmeister Marc Márquez die Situation nach der überraschenden zweiten Oberarm-Operation entwickelt.

Normalerweise müssen die MotoGP-Werksteams ihre Stammfahrer ersetzen, wenn sie zehn Tage nicht einsatzbereit waren.

Das bedeutet: Wenn zwei Grand Prix unmittelbar hintereinander stattfinden, kann der verletzte Stammfahrer ein Wochenende aussetzen. Deshalb haben sich Valentino Rossi 2017 nach dem fehlen in Misano und Pol Espargaró 2018 nach Aragón überraschend schnell wieder auf ihre Bikes geschwungen. Und Red Bull-KTM musste Pol Espargaró 2018 in Silverstone durch Loris Baz ersetzen, weil der spanische KTM-Pilot nach dem Warm-up-Crash in Brünn bereits in Spielberg pausiert hatte.

Es lässt sich zwar momentan nicht einschätzen, aber Repsol-Honda muss damit rechnen, dass Marc Márquez für das Brünn-Wochenende das Handtuch werfen muss. Er spürte schon nach der ersten OP auf der flachen Jerez-Strecke heftige Schmerzen beim Rausbeschleunigen aus den Rechtskurven. Auf der Berg- und Tal-Bahn in Brünn mit den schnellen Richtungswechseln dürfte ein Comeback aussichtslos sein.

Dr. Xavier Mir will innerhalb von 18 Stunden nach der Operation über die Genesungszeit von Márquez entscheiden. Gut möglich, dass auch noch eine zweite Meinung eines anderen Arztes eingeholt wird.

Repsol-Honda wird deshalb wohl überlegen, Márquez für den GP von Tschechien zu schonen und ihn dann in Spielberg (16. und 23. August) wieder um Punkte kämpfen zu lassen. Dann hätte der Honda-Star immerhin zehn volle Tage Zeit, um sich von den Nachwirkungen der zweiten Operation zu erholen.

Stefan Bradl wartet ab. Bisher hat der Bayer mit den 50 Top-Ten-Plätzen in der MotoGP-WM von HRC keinen Marschbefehl für Brünn erhalten. «Es wäre nicht so, dass es mich aus der Fassung bringen würde, wenn mich Honda nach Brünn beordern sollte», sagt Bradl.

Die Autofahrt von Zahling dauert nur vier oder fünf Stunden.

Bradl hatte sich von vornherein etwas gegen einen Einsatz beim zweiten Jerez-GP gesträubt, weil die Konkurrenten vorher dort schon den Mittwoch-Test und drei GP-Tage von 17. bis 19. Juli hinter sich gebracht hatten.

«Man muss nicht meinen, dass ich aus dem Stand raus vorne in den Top-Ten mitmischen kann. Wie soll das funktionieren? Ich bin seit Anfang Februar nimmer auf einen MotoGP-Bike gehockt. Auch wenn ich mich fit gehalten habe, die ganze Muskulatur muss sich erst wieder an diese Belastung gewöhnen. Das kann man abseits der Piste nicht 1:1 trainieren. Mir fehlt die Fahrpraxis auf dem MotoGP-Bike», stellte Bradl fest.

Ob er aufgeboten wird, wird auch davon abhängen, ob HRC neue Teile zu probieren hat, für die dringend Kilometer gebraucht werden.

Während Bradl in Jerez beim zweiten Grand Prix gegenüber den Kollegen schon mit vier Track-Tagen Rückstand gestartet wäre, hat in Brünn 2020 noch kein MotoGP-Stammfahrer trainiert oder getestet. Außerdem sind die angekündigten 29 Grad am Wochenende über die Renndistanz leichter zu ertragen als die 42 in Jerez.

«Für mich sind kurzfristige MotoGP-Renneinsätze nichts Außergewöhnliches», betont Bradl. «Im Oktober 2018 bin ich innerhalb von 24 Stunden nach Malaysia geflogen, um Crutchlow in Sepang bei LCR-Honda zu ersetzen.»

2018 steckte er das ServusTV-Mikrofron auf dem Sachsenring erst nach dem FP1 am Freitag weg, um dann statt des verletzten Franky Morbidelli die Marc-VDS-Honda zu fahren.

In der MotoGP-WM ging Bradl zuletzt 2019 auf den Sachsenring (Platz 10), in Brünn (Platz 15) und Spielberg (Platz 13) anstelle des verletzten Repsol-Honda-Piloten Jorge Lorenzo an den Start.

«Das wird nichts», entgegnete Bradl schon am Dienstag vor dem zweiten Jerez-GP auf die Frage, ob er für Márquez einspringen werde. «HRC wollte mich nach der langen Pause nicht ins kalte Wasser schmeißen.»

Jetzt wartet er ab. Und HRC wird sich innerhalb der nächsten 24 Stunden zu den Plänen mit Márquez und Brünn äußern.

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