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Pit Beirer (KTM): «Zarco hat den 3. Platz verdient»

Von Günther Wiesinger
Johann Zarco umarmte Sieger Brad Binder

Johann Zarco umarmte Sieger Brad Binder

«Wir haben jetzt den Beweis, dass unsere Marke in der MotoGP konkurrenzfähig sein kann», sagt Pit Beirer, Motorsport-Direktor von KTM nach dem Binder-Sieg. Die Strafe für Zarco hält er für nicht dringend erforderlich.

Schon beim ersten und zweiten Jerez-GP spürte die Red Bull-KTM-MotoGP-Mannschaft, dass «etwas in der Luft liegt», wie Motorsport-Direktor Pit Beirer bemerkte. Und als beim zweiten Jerez-Rennen erstmals drei KTM Fahrer im Qualifying 2 auf die Piste durften und sich somit auf die ersten vier Startreihen verteilten, meinte er vor dem Start. «Jetzt können wir die Früchte unserer Arbeit ernten.» Doch dann kollidierten Binder und Oliveira schon in der ersten Kurve…

Aber zwei Wochen später folgte der Brünn-GP, und KTM lag schon vor diesem Ereignis in Tschechien mit Pol Espargaró an fünfter Stelle der Fahrer-WM und in der Konstrukteurs-WM hielt sich KTM punktegleich mit Honda an dritter Stelle – von sechs Herstellern! Nach dem Brünn-GP übernahm KTM in dieser prestigeträchtigen Wertung sogar Platz 2 hinter Yamaha.

«Vor dem Rennen in Brünn waren wir sehr zuversichtlich», räumt Pit Beirer ein. «Time to do it!» So lautete seine Devise.

Die Ausgangslage sah nach dem Quali vielversprechend aus: 6. Pol Espargaró. 7. Binder. 13. Oliveira. 16. Lecuona.

Das Team mit Beirer spekulierte jedoch auf keinen Fall mit einem Sieg, sondern mit dem ersten Podestplatz im Trockenen. Denn im Regen von Valencia 2018 war Pol Espargaró schon einmal auf Platz 3 gebraust.

«Aber aus Jerez im Juli wussten wir, du musst trotzdem einmal die erste Kurve überstehen. Doch der Rennverlauf in Brünn war traumhaft. Wir haben ja keine Geschenke durch fünf Stürze bekommen, sondern der Reihe nach jede Marke überholt», hält Beirer fest.

Es war schließlich nicht Pol Espargaró, der die Kastanien aus dem Feuer holte, sondern der völlig unerschrockene Moto2-Vizeweltmeister Brad Binder, der heute seinen 25. Geburtstag feiert.

Pol Espargaró wollte aber unbedingt selbst den Meilenstein setzen und KTM in seiner vierten Saison den heiß ersehnten Podestplatz im Trockenen bescheren. Er wurde jedoch in ein Duell gegen seinen letztjährigen Teamgefährten Johann Zarco verwickelt – und stürzte nach einer Kollision mit dem Franzosen, als er sich nach einem Verbremser wieder auf die Kurveninnenseite drängte. Da lag Binder schon auf Platz 2 hinter Morbidelli. Pol hatte es eilig...

Die FIM-Stewards brummten Zarco einen Long-lap-Penalty auf, er schaffte trotzdem Platz 3 – und Brad Binder machte nicht nur die Gegner sprachlos, indem er einen nach dem anderen überrumpelte und mit mehr als 5 sec Vorsprung gewann.

Auch Pol Espargaró schrieb Zarco die Schuld zu.

Aber Pit Beirer, 1999 selbst 250-ccm-Motocross-Vizeweltmeister, ließ eine andere Sicht der Dinge erkennen.

«Der Zusammenstoß von Pol mit Johann Zarco war ärgerlich», räumt der KTM-Rennchef ein. «Und ich möchte hier die Schuld absolut nicht bei Zarco suchen. Wenn du außen bist wie Pol, hast du vielleicht das Vorderrad vorne und bist vielleicht der moralische Sieger; das wissen wir. Aber dafür kriegst du nichts.»

Beirer offenbarte als Ex-Rennfahrer Verständnis für die angriffslustige Fahrweise von Zarco. «Der Johann hat noch keinen Vertrag für das nächste Jahr. Er war fast zwei Jahre nicht auf dem Podium. Dass er natürlich kämpft, mit allem, was er hat, damit er auf dem Podium bleibt, das musst du als Gegner wissen. Das war eine Scheiß-Situation. Da will ich bitte überhaupt nicht die Zarco-KTM-Story hochbeschwören. Ich glaube, dieses Thema können wir langsam abhaken. Johann wurde ja nach seinem dritten Platz auf KTM angesprochen. Er hat da sehr nett über uns gesprochen. Dieser Respekt beruht auf Gegenseitigkeit. Ich habe das Gefühl, er gönnte uns den Erfolg vom Sonntag, und wir gönnen ihm seinen dritten Platz. Wir haben 2019 nicht zusammengepasst. Schade, aber jetzt können er und wir aufs Podium fahren. Wir haben jetzt den Beweis, dass unsere Marke in der MotoGP konkurrenzfähig sein kann. Und dass der Johann ein guter Rennfahrer ist, haben wir auch gewusst. Sonst hätten wir ihn damals nicht für 2019 engagiert. Er hat dann letztes Jahr beim Österreich-GP den ersten Schritt gemacht. Er wollte den Vertrag für 2020 auflösen, nicht wir.»

Am Sonntag zeigte sich Johann Zarco als fairer Sportsmann: Der Pole-Setter gratulierte Sieger Binder mit einer Umarmung. 

Die TV-Zuschauer beim Brünn-GP bestaunten auch Zarcos bewundernswerten Balanceakt bei der Zentimeter-genauen Ausführung des Long-Lap-Penaltys.

Beirer: «Johann hat oft bewiesen, dass er ein genialer Rennfahrer ist. Wie er auf diesem Strich auf der Long-Lap-Runde diesen Radius gezogen hat, das kann man nicht besser machen. Er hat am Sonntag seinen dritten Platz sauber verdient. Alles gut.»

Ergebnis Brünn-GP, MotoGP, 9. August:

1. Binder, KTM, 41:38,764 min
2. Morbidelli, Yamaha, + 5,266 sec
3. Zarco, Ducati, + 6,470
4. Rins, Suzuki, + 6,609
5. Rossi, Yamaha, + 7,517
6. Oliveira, KTM, + 7,969
7. Quartararo, Yamaha, + 11,827
8. Nakagami, Honda, + 12,862
9. Miller, Ducati, + 15,013
10. Aleix Espargaró, Aprilia, + 15,087
11. Dovizioso, Ducati, + 16,455
12. Petrucci, Ducati, + 18,506
13. Crutchlow, Honda, + 18,736
14. Viñales, Yamaha, + 19,720
15. Alex Márquez, Honda, + 24,597
16. Rabat, Ducati, + 29,004
17. Smith, Aprilia, + 32,290
18.
Bradl, Honda, + 55,977

WM-Stand nach 3 von 14 Rennen:

1.Quartararo, 59 Punkte. 2. Viñales 42. 3. Morbidelli 31. 4. Dovizioso 31. 5. Binder 28. 6. Zarco 28. 7. Rossi 27. 8. Nakagami 27. 9. Miller 20. 10. Rins 19. 11. Pol Espargaró 19. 12. Oliveira 18. 13. Alex Márquez 13. 14. Mir 11. 15. Petrucci 11. 16. Bagnaia 9. 17. Rabat 7. 18. Aleix Espargaró 6. 19. Crutchlow 6. 20. Smith 5.

Konstrukteurs-WM nach 3 von 14 Rennen:

1. Yamaha 70. 2. KTM 44. 3. Ducati 42. 4. Honda 27. 5. Suzuki 24. 6. Aprilia 11.

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