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Aleix Espargaró: Was muss Aprilia von KTM lernen?

Von Nora Lantschner
Aleix Espargaró gefolgt von Fabio Quartararo, Pol Espargaró, Brad Binder und Johann Zarco

Aleix Espargaró gefolgt von Fabio Quartararo, Pol Espargaró, Brad Binder und Johann Zarco

Während KTM in Brünn den ersten MotoGP-Sieg feierte, hat Aleix Espargaró auf der RS-GP20 vor dem ersten Spielberg-GP noch Aufholbedarf. Der Aprilia-Werksfahrer kann seine Enttäuschung nicht ganz verbergen.

Vor dem ersten Dreierpack der komprimierten Corona-Saison 2020 hatte Aleix Espargaró erklärt, Brünn und Spielberg seien zumindest in der Vergangenheit kritische Strecken für Aprilia gewesen. Mit Platz 10 im Tschechien-GP konnte er am vergangenen Wochenende nach einem starken Qualifying (Startplatz 4) daher recht gut leben. Was traut sich der 31-jährige Spanier auf der neuen RS-GP auf dem 4,3 km langem Red Bull Ring mit seinen Highspeed-Passagen zu?

«Im Vorjahr habe ich hier sehr gelitten, aber noch mehr in Brünn. Da hatte ich den Speed überhaupt nicht», erinnerte der Aprilia-Werksfahrer. «In diesem Jahr haben wir dort gezeigt, dass wir schnell sind. Ich glaube also, dass alles komplett anders ist – die Reifen und die RS-GP20. Deshalb bin ich etwas positiver eingestellt. Wir haben das Motorrad im Vergleich zum Vorjahr stark verbessert. Der Sprit-Verbrauch war im Vorjahr auch ein sehr großes Problem hier, in diesem Jahr haben wir uns in dem Bereich verbessert. Die RS-GP20 ist auch in Sachen Turning viel besser. Wir hatten in Brünn und Österreich im Vorjahr viel Chattering, davon war in Brünn jetzt keine Spur mehr. Ich habe mir das Brünn-Rennen in dieser Woche drei Mal angeschaut. Natürlich wurde ich Zehnter, aber als Zarco und Rins über die Ziellinie gefahren sind, waren wir nicht weit weg, es war wie ein Zug, wir waren sehr nahe am Podium. Natürlich ist es nicht einfach, diesen Schritt zu machen, richtig um das Podium zu kämpfen. Aber ich glaube, wir sind diesem Ziel näher als in den vergangenen Jahren.»

Am Sonntag überquerte Aleix Espargaró die Ziellinie nach 21 Runden 15 Sekunden hinter Brad Binder, 2020 betrug der Rückstand auf den damaligen Sieger des Tschechien-GP, Marc Márquez noch 37 Sekunden. Trotzdem sagt der Aprilia-Werkspilot: «Das neue Bike ist natürlich besser, das ist klar. Es ist besser positiv zu sein, aber bei mir überwiegt das Konkurrenzdenken und ich analysiere es auf eine andere Weise. Die stärksten Jungs im Feld waren in Brünn die drei KTM. Da kommt bei mir die Enttäuschung auf. Im vergangenen Jahr war Brünn für uns das schlechteste Rennen der Saison, in diesem Jahr war es nicht so übel, aber ich fühlte mich im Rennen nicht so wahnsinnig wohl, vielleicht war es auch eine Folge der zwei Stürze in Jerez. Insgesamt waren wir nicht so weit weg vom Podium, damit war ich ziemlich zufrieden, aber wir müssen uns nicht nur mit uns selbst und dem Vorjahr vergleichen, sondern auch mit unseren Rivalen. Wir sind noch weit von meinen Zielen weg.»

«Es ist wahr, KTM ist zwei Jahre nach uns in die WM gekommen», seufzte Aleix. «Uns bleibt nur, ihnen zu applaudieren, weil sie mit einer ganz anderen Herangehensweise als die anderen Hersteller, mit ihrem eigenen Chassis-System, einen großartigen Job gemacht haben. Das Level, das sie im Vorjahr mit Pol gezeigt haben, war schon ein wirklich guter Schritt nach vorne. In diesem Jahr sind sie mit Pol, Binder und Oliveira einfach sehr stark.»

Beim 31-Jährigen klingt etwas Frust durch: «Ich versuche es, ich arbeite super hart und stecke alles, was ich kann, in dieses Projekt mit Aprilia. Im Moment ist die Wahrheit aber, dass wir nicht auf dem Level sind, wo ich und Aprilia sein wollen. Aprilia, 54 Mal Weltmeister, verdient es – und wir müssen nach sechs Jahren in der MotoGP-Klasse um die Top-5 kämpfen. Wir sind im Moment aber noch weit weg, auch wenn ich sagen muss, dass ich mich in diesem Jahr besser fühle. Es ist das beste Motorrad, das ich bei Aprilia je hatte. Es ist aber noch nicht genug», bekräftigte er.

Dass KTM von einer Zusammenarbeit mit Michelin profitiert hätte, will der Bruder von Red Bull-KTM-Star Pol Espargaró nicht gelten lassen. «Damit bin ich nicht einverstanden», entgegnete er. «Klar, wenn mich jemand fragt, warum KTM so schnell war, dann habe ich keine Antwort. Als würde ich nach 15 Jahren im Fahrerlager noch nichts über Motorräder verstehen. Ich weiß nicht, warum sie in Brünn auf diesem Level waren. Ich glaube aber nicht, dass Michelin ihnen geholfen hat. In Jerez war Fabio der stärkste Mann in den zwei Rennen und da hat keiner über Michelin gesprochen. Jetzt darüber zu reden, wäre nicht fair. Ich glaube, dass Binder und KTM ein sehr gutes Wochenende und ein fantastisches Rennen gezeigt haben. Der Hinterreifen ist anders als im Vorjahr, wir wissen, dass die Karkasse etwas anders ist, aber ich glaube nicht, dass er der Grund dafür ist, dass KTM in Brünn so gewonnen hat, wie sie es getan haben.»

Was macht die RC16 dann so stark? «Es ist schwierig, ein Motorrad von außen zu analysieren. Ich spreche mit Pol auch nicht so viel über Motorräder. Ich weiß also nicht genau, wie sie arbeiten und an die Rennen herangehen. Aber ich weiß, dass die Österreicher eine andere Mentalität haben als die Spanier und Italiener», schickte der in Andorra lebende Spanier voraus. «Es sieht so aus, als hätten sie bei der Elektronik einen großen Schritt nach vorne gemacht. Aus meiner Sicht ist der größte Unterschied aber die pure Power: Die KTM ist eine Rakete. Auf den Geraden schauen sie aus wie die Ducati zur besten Zeit hier vor zwei Jahren. Die Traktion und die Power, die sie haben, ist unglaublich. Ich glaube nicht, dass die Aprilia ein schlechteres Bike ist als die KTM, aber aus meiner Sicht machen sie mit dem Motor den Unterschied.»

Das Engagement von KTM wird auch im umfangreichen Testprogramm sichtbar – unter anderem mit MotoGP-Legende Dani Pedrosa. Aprilia musste dagegen den Testfahrer Bradley Smith zum Stammfahrer befördern, weil Andrea Iannone noch immer gesperrt ist.

«Damit ist alles gesagt. Es gibt in dieser Welt keine Geheimnisse, je mehr du investierst, je mehr du arbeitest, umso erfolgreicher bist du», stellte Aleix Espargaró fest. «Ich hoffe, dass wir von ihnen lernen und im nächsten Jahr viel konkurrenzfähiger sind. Ich weiß, dass es Aprilia versucht, viele Dinge werden verändert. Aber mit dem Problem, das wir mit Iannone haben, wurde für uns alles schwieriger. Aprilia hat viel ins Testteam investiert, mit Savadori und Smith hätten wir zwei gute Testfahrer, aber Smith ist nun Rennfahrer. Die Situation ist etwas schwieriger, aber es soll keine Ausrede sein, weil es nicht unser erstes Jahr ist.»

WM-Stand nach 3 von 14 Rennen:

1. Quartararo, 59 Punkte. 2. Viñales 42. 3. Morbidelli 31. 4. Dovizioso 31. 5. Binder 28. 6. Zarco 28. 7. Rossi 27. 8. Nakagami 27. 9. Miller 20. 10. Rins 19. 11. Pol Espargaró 19. 12. Oliveira 18. 13. Alex Márquez 13. 14. Mir 11. 15. Petrucci 11. 16. Bagnaia 9. 17. Rabat 7. 18. Aleix Espargaró 6. 19. Crutchlow 6. 20. Smith 5.

Konstrukteurs-WM nach 3 von 14 Rennen:

1. Yamaha 70. 2. KTM 44. 3. Ducati 42. 4. Honda 27. 5. Suzuki 24. 6. Aprilia 11.

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