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Andrea Dovizioso: Spielberg ist keine Garantie

Von Nora Lantschner
Andrea Dovizioso dämpft die Erwartungen

Andrea Dovizioso dämpft die Erwartungen

Der Red Bull Ring von Spielberg ist eine Ducati-Hochburg. Vor dem Österreich-GP 2020 betont Andrea Dovizioso aber: «Realistisch gesehen waren wir in den vergangenen zwei Rennen langsam.»

2016 kehrte der Österreich-GP in den Kalender der Motorrad-WM zurück, seither triumphierte auf dem Red Bull Ring ausschließlich Ducati: 2016 Andrea Iannone, 2017 Andrea Dovizioso, 2018 Jorge Lorenzo und im Vorjahr war nach einem Herzschlagfinale gegen Marc Márquez erneut «Dovi» der strahlende Sieger.

Ein Jahr später gestaltet sich die Situation für den dreifachen MotoGP-Vizeweltmeister schwierig: Nach einem enttäuschenden elften Platz im Brünn-GP liegt der Ducati-Werksfahrer als Vierter der WM-Tabelle schon 28 Punkte hinter Leader Fabio Quartararo zurück.

«Die Situation ist generell ziemlich merkwürdig, ein bisschen für alle. Auch in Brünn hat sich ein besonders ungewöhnliches Rennen ergeben, nur wenige hätten solche Ergebnisse von gewissen Fahrern erwartet. Das ist eine weitere Bestätigung dafür, dass die Situation für die meisten Fahrer nicht unter Kontrolle ist», analysierte Dovizioso. «Gewisse Teams, gewisse Motorräder, gewisse Fahrer hatten weniger Probleme in den Wintertests und in den ersten Rennen, aber in Brünn war es dann vielleicht nicht so. Andere, darunter wir, hatten von Anfang an Mühe. Das bestätigt, dass die Situation nicht so linear ist wie in den vergangenen Jahren.»

«Es ist eine verrückte WM-Saison wegen der Reifen», glaubt der erfahrene Italiener. Auf dem 4,3 km langen Red Bull Ring, der den Reifen besonders viel abverlangt, setzt Michelin übrigens einen speziell konstruierten Hinterreifen ein, der 2020 sonst nur in Buriram hätte zum Einsatz kommen. «Sicher ist, dass wir mit dem anderen noch keinen Weg gefunden haben, es ist also kein Problem», kommentierte Dovi die Neuerung schmunzelnd. «Vielleicht ist es sogar besser, aber das wird schwierig. Es ist aber schon in der Vergangenheit passiert, dass sie hier in Österreich einen anderen Reifen gebracht haben, weil wir hier einfach einen anderen brauchen, um das Rennen zu Ende fahren zu können.»

Fortschritte erhofft sich Dovizioso vor allem nach der detaillierten Auswertung der Daten aus Brünn: «Wir haben wirklich viel analysiert in diesen Tagen und wir haben einige Dinge mehr verstanden. Wir müssen jetzt sehen, ob wir wirklich einen Schritt nach vorne schaffen, ob wir exakt herausfinden konnten, um welche Punkte es geht, und ob wir uns verbessern können, wo wir in der Analyse gewisse Situationen herauslesen konnten.»

Der 34-Jährige tankte nach dem herben Rückschlag in Brünn zu Hause in Forlì wieder neue Energie und kam erst am Donnerstagvormittag in der Steiermark an. Mit seiner Ducati-Crew stand er trotzdem in regem Austausch: «Die Techniker haben einen unglaublichen Job gemacht, sie haben sich nicht erholt und stattdessen mehr gearbeitet als an den Rennwochenenden», lobte der Italiener. «Dabei sind viele Details herausgekommen. Es ist allerdings nicht einfach, alles zusammenzufügen. Wir werden sehen, ob es uns auf der Strecke gelingt.»

Spürt der 14-fache MotoGP-Sieger den Druck, in Spielberg unbedingt gewinnen zu müssen? «Nicht wirklich», winkte er ab. «Im Gegensatz zu vielen Leuten, die in der Situation natürlich nicht wie ich drin stecken und sich stattdessen nur auf vergangene Daten oder Dinge stützen und daher gewisse Erwartungen haben… Die Wahrheit ist, dass man den Moment leben muss. Und die aktuelle Wahrheit ist doch recht anders», betonte er und konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. «Wir kommen sicher nicht mit mehr Siegchancen als andere hierher. Aber Fakt ist: Wenn wir das umsetzen können, von dem wir glauben, dass wir es verstanden haben, können gewisse Dinge sich ändern. Aber ich halte mir für einen Realisten, deshalb spreche ich zunächst über die aktuellen Tatsachen – und danach von dem, was passieren kann. Zunächst müssen wir also gewisse Dinge verbessern. Wenn jemand in diesem Moment vom Sieg redet, dann freut mich das auf eine gewisse Weise, weil das für die Wertschätzung und das Vertrauen in uns spricht, aber realistisch gesehen waren wir in den vergangenen zwei Rennen langsam. Deshalb kann man nicht verlangen oder davon ausgehen, dass wir vor allen anderen sein werden – auch wenn es eine Strecke ist, auf der wir in der Vergangenheit schon gewonnen haben.»

«Das Niveau ist hoch, auch die Yamaha sind schon im Vorjahr nicht weit hinter uns gelandet. In diesem Jahr sind sie besser – und es gibt auch nicht nur sie», mahnte der Ducati-Star. «Es ist also sinnlos, jetzt Prognosen abzugeben. Das wäre jetzt sogar ziemlich verrückt. Und es ist auch nicht so wichtig. Wir müssen uns verbessern. Wenn wir das schaffen, können sich gewisse Dinge verändern – und auch wir können dann im Kampf dabei sein.»

Zur Atmosphäre in seiner Ducati-Box versicherte Dovi, dessen sportliche Zukunft noch immer nicht geklärt ist: «Wir konzentrieren uns nur darauf, das Motorrad zum Laufen zu bringen – unabhängig von dem, was in meiner Zukunft passiert, können wir nicht akzeptieren, uns von einer derartigen Saison und dieser anderen Reifensituation unterkriegen zu lassen. Wir wollen das unbedingt und unabhängig von meiner Zukunft lösen und wieder nach vorne kommen. Wir konzentrieren uns darauf, ich rede nur über diese Dinge und verbringe meine Zeit mit den Personen, die über diese Dinge sprechen. Denn das ist das, was mich interessiert. Was passieren wird, werden wir dann herausfinden. Ich glaube nicht, dass es noch lange dauert.»

Weiß der Ducati-Pilot, der seit 2013 in den Diensten des Herstellers aus Borgo Panigale steht, wie es mit ihm und seinem Arbeitgeber weitergeht? «Nein, ich weiß es nicht», blieb er seiner Linie aus den vergangenen Wochen treu.

WM-Stand nach 3 von 14 Rennen:

1. Quartararo, 59 Punkte. 2. Viñales 42. 3. Morbidelli 31. 4. Dovizioso 31. 5. Binder 28. 6. Zarco 28. 7. Rossi 27. 8. Nakagami 27. 9. Miller 20. 10. Rins 19. 11. Pol Espargaró 19. 12. Oliveira 18. 13. Alex Márquez 13. 14. Mir 11. 15. Petrucci 11. 16. Bagnaia 9. 17. Rabat 7. 18. Aleix Espargaró 6. 19. Crutchlow 6. 20. Smith 5.

Konstrukteurs-WM nach 3 von 14 Rennen:

1. Yamaha 70. 2. KTM 44. 3. Ducati 42. 4. Honda 27. 5. Suzuki 24. 6. Aprilia 11.

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