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Warum MotoGP-Kundenteams an Bedeutung gewinnen

Von Simon Patterson
Die letzte Kurve des Red Bull Rings: Miguel Oliveira schnappt sich auch Jack Miller

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Petronas-Yamaha-Pilot Fabio Quartararo führt die MotoGP-WM an, Miguel Oliveira aus dem Red Bull KTM Tech3 Team triumphierte beim Steiermark-GP. Hervé Poncharal erklärt, warum die Kundenteams auf dem Vormarsch sind.

Ein Blick in die WM-Tabelle zeigt: Von den Top-6 der MotoGP-WM stammt die Hälfte aktuell aus den Kundenteams – angefangen bei Spitzenreiter Fabio Quartararo auf der Yamaha in den Petronas-Farben, dazu gesellen sich Jack Miller (Pramac Ducati) und Takaaki Nakagami (LCR Honda).

Zuletzt triumphierte mit Red Bull-KTM-Tech3-Pilot Miguel Oliveira in Spielberg ein weiterer «Independent Team»-Fahrer.

«Wir sehen Petronas vor dem Yamaha-Werksteam und manchmal ist eine Pramac die erste Ducati – aber für uns war es wichtig, KTM, der MotoGP und der ganzen Welt zu zeigen, dass wir jetzt auf dem Level sind, weil wir dasselbe Material bekommen», betonte Hervé Poncharal. «Jeder Hersteller setzt nun auf diese Strategie, das ist kein Handicap.»

«Als man Zarco in Misano im Vorjahr gesagt hat, er möge zu Hause bleiben, haben sie Miguel gefragt, ob er den Werks-Platz haben wollte – und er hat es abgelehnt. Denn solange er denselben Support bekommen würde, wollte er noch ein Jahr mit Tech3 weitermachen, was schön war», erinnerte sich der Franzose. «Aus technischer Sicht haben Brad und Miguel dieselben Bikes. Als ich zu KTM kam, war eine meiner Bedingungen, dass alle auf demselben Material sein würden. Sie hatten sich aber schon darauf geeinigt, bevor wir überhaupt gefragt haben. Für mich macht es keinen Sinn, auf Motorrädern unterwegs zu sein, die schon zur Vergangenheit gehören, denn dann hat man auch kein Interesse daran, das Feedback unserer Fahrer anzuhören.»

Tech3 ist erst seit 2019 Teil der KTM-Familie, nach 20 Jahren in der Königsklasse der Motorrad kam für die erfahrene Truppe von Poncharal nun endlich der erste MotoGP-Sieg. «Im Nachhinein ist es immer einfach, aber ich war mit meinen 20 Jahren bei Yamaha sehr glücklich und würde nie ein böses Wort über sie verlieren», stellte der Teamchef klar. «Damals war es im Kommen, sie haben angefangen es zu verstehen. Man hat sich immer ein bisschen wie eine Last für den Hersteller gefühlt – ‚Lass uns in Ruhe, wir konzentrieren uns auf die Top-Jungs‘ – aber als ich sie verlassen habe, haben sie verstanden, dass sie etwas verloren hatten, was sie brauchten. Razlan [Razali] hat den Platz dann übernommen und es sehr gut gemacht. Er hat die Unterstützung eines großen Sponsors im Rücken, sie haben die richtigen Fahrer ausgewählt – und wenn du jetzt zu Yamaha gehen würdest, um ihnen zu sagen, dass ein ‚Independent Team‘ eine Last ist, wären sie sicher nicht einverstanden.»

«Aber nicht nur die Hersteller haben sich verändert, auch das technische Regelwerk: Einheitsreifen, Einheits-ECU – und jeder hat verstanden, dass die Fahrer das Schlüsselelement sind. Man muss sich nur Honda anschauen: Sie haben ihren Top-Fahrer verloren und sind nun nirgends mehr. Das ist heutzutage der Schlüssel und die jungen Fahrer sind die Zukunft», hielt Poncharal fest, der neben dem 25-jährigen Oliveira mit dem 20-jährigen Iker Lecuona einen Rookie in der Box hat. «Unsere beiden Fahrer stehen bei KTM unter Vertrag, das ist für sie eine Anerkennung. Manchmal macht sich ein Fahrer Sorgen über Dinge wie seine Gage, aber Teil einer Factory zu sein, bedeutet auch, ein Werksfahrer zu sein. All diese Dinge helfen uns zu tun, was wir tun.»

«Aus technischer Sicht ist es jetzt einfacher, mit denselben Spezifikationen zu arbeiten. Vorher waren die Satelliten-Mannschaften dagegen noch B-Teams. Sie verfolgten ihre eigenen Strategien und wählten ihre eigenen Fahrer aus. Als Teamchef hast du manchmal den Kerl ausgewählt, den der Sponsor mochte, der Budget mitbrachte oder nicht viel verlangte. Man ist eben ein Unternehmer und darf nicht bankrottgehen», gab Poncharal ganz offen zu. «Dazu bekam man ein Bike, das ein oder zwei Jahre alt war und recycelt wurde. Die Hersteller haben sich zwar gekümmert, aber es ging mehr darum, das Spiel mit Dorna zu spielen, um ein schönes Startfeld zu haben und mit dem recycelten Material noch etwas Geld zu verdienen. Jetzt, seit sich die Regeln verändert haben, versteht jeder, dass der Entwicklungsprozess beschleunigt wird, wenn vier Fahrer auf demselben Motorrädern sitzen und alle Daten verwendet werden können.»

Davon habe auch KTM profitiert, was sich nun mit zwei Siegen und einem dritten Platz in Brünn und Spielberg eindrucksvoll zeigte: «Meiner bescheidenen Meinung nach glaube ich auch, dass wir KTM geholfen haben, ein wenig weiterzukommen. Sie haben ihre zwei Werksfahrer, Dani [Pedrosa] und das Testteam haben eine wichtige Rolle gespielt, aber Miguels Crew-Chief Guy Coulon konnte im Vorjahr seine Sichtweise schildern, er hat mit Mike Leitner gesprochen und sein Input wurde als Plus gesehen», so Poncharal.

«Deshalb pusht Suzuki nun und ich glaube, Aprilia sollte es auch tun», verwies der Tech3-Chef und IRTA-Präsident auf die einzigen verbliebenen MotoGP-Hersteller ohne Kundenteam. «Wir haben mit Carmelo [Ezpeleta] immer darüber gesprochen, dass es die ideale Situation wäre, wenn sechs Hersteller mit jeweils vier Maschinen ein Feld mit 24 Bikes füllen würden. Das ist für die Hersteller gut, aber es hilft den ‚Independent Teams‘ genauso. Je mehr Hersteller sich unserer Bedeutung bewusst werden, umso mehr können wir unsere Karten ausspielen.»

WM-Stand nach 5 von 14 Rennen:

1. Quartararo, 70 Punkte. 2. Dovizioso 67. 3. Miller 56. 4. Binder 49. 5. Vinales 48. 6. Nakagami 46. 7. Rossi 45. 8. Mir 44. 9. Oliveira 43. 10. Pol Espargaró 35. 11. Morbidelli 32. 12. Zarco 30. 13. Rins 29. 14. Petrucci 25. 15. Alex Márquez 15. 16. Aleix Espargaró 15. 17. Lecuona 13. 18. Bagnaia 9. 19. Smith 8. 20. Rabat 7. 21. Crutchlow 7. 22. Pirro 4.

Konstrukteurs-WM nach 5 von 14 Rennen:

1. Yamaha 88. 2. Ducati 87. 3. KTM 82. 4. Suzuki 57. 5. Honda 46. 6. Aprilia 20.

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