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Franco Morbidelli: «Kann Vale gar nicht genug danken»

Von Günther Wiesinger
«Ich will Valentino unbedingt besiegen. Denn so kann ich ihm am besten beweisen, dass er die richtige Wahl traf, als er an mich geglaubt hat», seufzte Misano-Sieger Morbidelli.

Vier Yamaha YZR-M1 standen beim San-Marino-GP auf dem Misano World Circuit Marco Simoncelli auf den ersten vier Startplätzen. Viñales vor Morbidelli, Quartararo und Rossi. Den vierten trennten nur 0,466 sec vom Erstplatzierten. Trotzdem galten in erster Linie Viñales, Quartararo und Rossi als Favoriten. Von «Morbido» redete niemand, eher noch von Jack Miller, dem man zutraute, die Yamaha-Suppe gehörig zu versalzen. Denn Morbidelli ist der einzige aus diesem Quartett, der über keine reinrassige 2020-Werksmaschine verfügt. Seine M1 basiert auf der Version, die Rossi beim WM-Finale 2019 eingestezt hat, er bekam jedoch einen Technik-Upgrades. «Spec-A», nennt Yamaha dieses Modell.

Und dann brauste ausgerechnet Franco Morbidelli (25) auf der Petronas-Yamaha unwiderstehlich davon, während Quartararo seine Kiste zweimal wegschmiss und jetzt bei vier Rennen nur 20 Punkte einkassiert hat. Die Unbeschwertheit der Saison 2019 ist vorbei, Marc Márquez fehlt, eine einmalige Gelegenheit für einen Titelgewinn, aber Andrea Dovizioso nutzt sie bisher geschickt, andere versagen, auch Viñales, der in der WM punktegleich mit Rossi ist, obwohl der Italiener einen Nuller wegen Motorschadens in Jerez verzeichnet hat.

Morbidelli sah in der Anfangsphase des sechsten Saisonrennens gestern lange Zeit «plus 0,0 sec 46» auf der Boxentafel. Das bedeutete: sein Entdecker, Förderer, Freund, Trainingsgefährte und VR46-Academy-Chef persönlich saß ihm im Nacken.

«Es ist nie einfach, wenn Vale hinter dir ist. Ich trainiere ja unaufhörlich mit ihm auf der Ranch, ich kämpfe dort dauernd gegen ihn, mit Pocketbikes und allen anderen Fahrzeugen», schilderte Franco. «Aber in der Weltmeisterschaft ist das eine andere Sache. Denn da siehst du immer die vielen geschwenkten gelben Flaggen, wenn du an einer Tribüne vorbeifährst. Dann kapierst du, dass er an deinem Hinterrad liegt wie in diesem Rennen. Vale bezieht viel ‚Mojo‘ durch die Menge, viele magische Kräfte. Du siehst das und spürst das. Aber ich habe mir eingeredet: ‚Relax, fahr‘ deine Pace. Dann wird sich zeigen, was dabei herauskommt.‘ Und das Ende konnte sich sehen lassen. Dafür bin ich stolz und dankbar.»

Morbidelli hat Rossis VR46 Riders Academy 2017 in der Moto2-WM den ersten Weltmeistertitel beschert. Aber die ersten zwei Jahre in der MotoGP waren kein Kinderspiel. Denn die Honda RC213V bei Marc VDS war 2018 nicht konkurrenzfähig, 2019 stand Morbidelli bei Petronas-Yamaha im Schatten von Fabio Quartararo.

Aber Valentino hat immer an Franky geglaubt und ihm als tatkräftiger Fürsprecher zum neuen Vertrag bei Petronas für 2021 verholfen. Auch die Zusammenarbeit mit dem routinierten Crew-Chief Romano Forcada (vormals Lorenzo und Viñales) kam über Vermittlung von Rossi zustande.

2021 werden Morbidelli und Rossi bei Petronas-Yamaha aller Voraussicht nach sogar Teamkollegen werden.

Morbidelli vergaß auch im Moment der größten Freude nicht, wem er den Großteil des Erfolgs im GP-Sport zu verdanken hat. «Wenn ich mich jetzt bei allen Menschen bedanke, die mich immer unterstützt haben, muss ich Valentino natürlich besonders hervorheben», stellte Franco fest, der im Triumph keineswegs die Haltung verlor, sondern cool und gelassen blieb wie in der 27-Runden-Jagd zuvor. «Vale steht an der Spitze von allen Personen, die an mich geglaubt haben. Ich kann ihm gar nicht genug dankbar sein. Er hat so unbeschreiblich viel für mich getan. Jetzt die Chance zu haben, gegen ihn fahren zu können, ist eine Segen, ein wahres Vergnügen. Er ist definitiv eine Legende, der Beste aller Zeiten. Vor der ganzen Welt gegen Vale Rennen fahren zu können, ist einfach großartig. Ich will ihn unbedingt besiegen. Denn dadurch kann ich ihm am besten beweisen, dass er die richtige Wahl getroffen hat, als er an mich geglaubt hat. Das ist ein ausgezeichnetes Gefühl. Ich hoffe, dass wir noch viele gemeinsame Gefechte austragen werden.»

Ergebnis, MotoGP, San Marino-GP

1. Morbidelli, Yamaha, 27 Runden in 42:02,,272 (= 162,8 km/h)
2. Bagnaia, Pramac Ducati, + 2,217 sec
3. Mir, Suzuki, + 2,290
4. Rossi, Yamaha, + 2,643
5. Rins, Suzuki, + 4,044
6. Viñales, Yamaha, + 5,383
7. Dovizioso, Ducati, + 10,358
8. Miller, Pramac Ducati, + 11,155
9. Nakagami, Honda, + 10,839 (eine Position zurückversetzt)
10. Pol Espargaró, KTM, +12,030
11. Oliveira, KTM, + 12,376
12. Binder, KTM, + 12,405
13. Aleix Espargaró, Aprilia, + 15,142
14. Lecuona, KTM, + 19,914
15. Zarco, Ducati, + 20,152
16. Petrucci, Ducati, + 22,094
17. Alex Márquez, Honda, + 22,473
18. Bradl, Honda, + 37,856
19.
Smith, Aprilia, + 1:18,831 min

Fahrer-WM nach 6 von 14 Rennen

1. Dovizioso 76 Punkte. 2. Quartararo 70. 3. Miller 64. 4. Mir 60. 5. Viñales 58. 6. Rossi 58. 7. Morbidelli 57. 8. Binder 53. 9. Nakagami 53. 10. Oliveira 48. 11. Pol Espargaró 41. 12. Rins 40. 13. Zarco 31. 14. Bagnaia 29. 15. Petrucci, 25.

Konstrukteurs-WM nach 6 von 14 Rennen

1. Yamaha 113 Punkte. 2. Ducati 107. 3. KTM 88. 4. Suzuki 73. 5. Honda 53. 6. Aprilia 23.

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