Bestürzung bei Tech3-KTM: Red Bull plant Ausstieg
Hauptsponsor Red Bull steigt nach zwei Jahren beim Tech3-KTM-Team als Hauptsponsor aus. Seit dem Steiermark-GP geistert diese Neuigkeit durch das GP-Fahrerlager, doch die Beteiligten gaben sich bisher ausweichend und zugeknöpft. Inzwischen sind diese Nachrichten allerdings auch zur Teamvereinigung IRTA und zu WM-Promoter Dorna durchgedrungen.
Die geplante Trennung kommt überraschend, weil zwischen Tech3-Teambesitzer Hervé Poncharal und KTM ein Drei-Jahres-Vertrag bis Ende 2021 existiert und dieser wohl verlängert wird. Denn der KTM-Vorstandsvorsitzende Stefan Pierer hat bei Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta die MotoGP-Teilnahme von 2022 bis 2026 zugesagt, und ein Kundenteam ist fixer Bestandteil dieser Pläne.
Miguel Oliveira hat kurz nach der Red Bull-Entscheidung den Steiermark-GP gewonnen, es war der erste MotoGP-Sieg von Tech3 in fast 20 Jahren in der Königsklasse. Pramac rennt seit 2005 (damals begann die Zusammenarbeit mit Ducati) einem Sieg nach.
Teambesitzer Poncharal will sich zur Situation nicht äußern. «Ich bin in die Verhandlungen nicht involviert», betont der Franzose. «Das läuft über KTM.»
Aber man kann sich seine Enttäuschung ausmalen, denn mit Danilo Petrucci und Iker Lecuona wird er auch 2021 ein schlagkräftiges Fahrerduo haben, und die KTM RC16 wird aller Voraussicht nach auch in der kommenden Saison konkurrenzfähig sein. Die Motorenentwicklung bleibt ja bis Ende 2021 eingefroren.
Auch beim Red Bull-KTM-Tech3-Team in der Moto3-WM sieht Poncharal Fortschritte. «Deniz Öncü war in Misano Siebter. Wir werden auch mit Sasaki bald um Podestplätze fighten», meinte er bereits vor dem zweiten Misano-Rennen.
Red Bull und KTM sind seit vielen Jahren in allen namhaften Meisterschaften eng verbündet. Seit 2003 wurden durch diese enge Partnerschaft 122 Fahrer-WM-Titel gewonnen.
Deshalb ist nicht vorstellbar, dass KTM das zweite KTM-MotoGP-Team einem anderen Energy-Drink-Hersteller anbietet. Das würde bei gemeinsamen Foto-Sessions, bei der Hospitality und so weiter für Kummer sorgen.
KTM war nicht nur aus finanziellen Gründen froh über die Red Bull-Sponsorship bei Tech3. «Denn so können wir demonstrieren, dass Hervé kein Kundenteam im alten Stil betreibt und mühsam 25 kleine Sponsoren zusammenkratzen muss. Dank Red Bull können wir zeigen, dass Tech3 in der MotoGP gleichwertiges Material bekommt und wir als Einheit mit vier echten Werksfahrern antreten. Wir wollen kein eindeutiges Satellitenteam», erklärte Motorsport-Direktor Pit Beirer bei der Tech3-Teampräsentation im Februar 2019.
KTM führt momentan in der Moto3-WM mit Albert Arenas, hat mit der Zweitmarke Husqvarna am Sontag den ersten Moto3-Sieg (Romano Fenati) errungen und freut sich dazu über den starken dritten Platz in der MotoGP-Marken-WM – vor Suzuki, Honda und Aprilia.
KTM-Firmenchef Stefan Pierer hat im Vorjahr verraten, dass Red Bull ca. 10 Millionen Euro zum GP-Budget von 30 Millionen beisteuert, also ein wichtiger Partner ist. Da in diesem Betrag das Factory-Team (jetzt mit Binder und Pol Espargaró, 2021 mit Binder und Oliveira), die beiden Ajo-Teams (Moto3 und Moto2) eingeschlossen sind, kann man für das Tech3-Projekt (MotoGP, Moto3) rund 3 Millionen des Red Bull-Budgets veranschlagen.
2020 wurde im Red Bull-Konzern entschieden, bei Tech3 für die Sparte Red Bull Organics zu werben, um die Sichtbarkeit für die nicht als Energy-Drinks geltenden Geschmacksrichtungen (Simply Cola, Bitter Lemon, Ginger Ale, Tonic Water, Viva Mate) zu erhöhen und die Tech3-Bikes farblich von den Factory Bikes abzugrenzen.
Red Bull wirbt 2020 in der MotoGP-WM auf den vier Werks-KTM und verfügt über 30 Prozent der Werbefläche bei Repsol-Honda. Dazu kommen Personal Sponsorships mit den vier KTM-Piloten Pol Espargaró, Binder, Oliveira und Lecuona sowie Sponsorverträge mit Marc und Alex Márquez, Stefan Bradl, Zarco, Dovizioso und Nakagami.
Gut möglich, dass KTM für 2021 die Tech3-Maschinen ganz in Orange und im Ready to Race-Design an den Start bringt.
Ergebnis MotoGP, Emilia Romagna-GP, 20. September
1. Viñales, Yamaha, 27 Runden in 41:55,846 min
2. Mir, Suzuki, + 2,425 sec
3. Pol Espargaró, KTM, + 4,528
4. Quartararo, Yamaha, + 6,419
5. Oliveira, KTM, + 7,368
6. Nakagami, Honda, + 11,139
7. Alex Márquez, Honda, + 11,929
8. Dovizioso, Ducati, + 13,113
9. Morbidelli, Yamaha, + 15,880
10. Petrucci, Ducati, + 17,682
11. Zarco, Ducati, + 23,144
12. Rins, Suzuki, + 24,962
13. Smith, Aprilia, + 30,008
Fahrer-WM nach 7 von 14 Rennen:
1. Dovizioso 84 Punkte. 2. Quartararo 83. 3. Viñales 83. 4. Mir 80. 5. Morbidelli 64. 6. Miller 64. 7. Nakagami, 63. 8. Oliveira 59. 9. Rossi 58. 10. Pol Espargaró 57. 11. Binder 53. 12. Rins 44. 13. Zarco 36. 14. Petrucci 31. 15. Bagnaia 29. 16. Alex Márquez 24. 17. Aleix Espargaró 18. 18. Lecuona 15. 19. Smith 11. 20. Rabat 7. 21. Crutchlow 7. 22. Pirro 4.
Konstrukteurs-WM nach 7 von 14 Rennen:
1. Yamaha 138 Punkte. 2. Ducati 115. 3. KTM 104. 4. Suzuki 93. 5. Honda 63. 6. Aprilia 26.