Der Betrug von Yamaha: Die ganze unappetitliche Story
Niemand kann beurteilen, ob Yamaha durch die illegalen Ventile eine Performance-Steigerung erreicht hat. Fakt ist: Es wurden in diesem Zusammenhang vom Werk etliche Unwahrheiten verbreitet.
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Es bleibt uns nichts anderes übrig, als dem obersten Yamaha-Management und dem betroffenen Projektleiter Takahiro Sumi im Zusammenhang mit den Motorschäden in Jerez einen sehr sparsamen Umgang mit der Wahrheit vorzuwerfen. Es fällt schwer, das Wort "Lügen" zu vermeiden, wenn man sich an die Aussagen des Yamaha-Managements zurückerinnert.
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Yamaha schwebte nach den beiden Jerez-GP im siebten Himmel. Beim Spanien-GP (19. Juli) hatten Quartararo und Viñales für einen Doppelsieg gesorgt, beim GP von Andalusien eine Woche später (am 26. Juli) hatten Quartararo, Viñales und Rossi alle drei Podestplätze beschlagnahmt. Quartararo eroberte bei beiden Gelegenheiten die Pole-Position. Yamaha schlug also im Gegensatz zu Ducati und Suzuki optimal Kapital aus der Verletzung und Abwesenheit von Weltmeister Márquez sowie der Honda-Schwäche. Yamaha schien ganz klar auf dem Weg zum ersten MotoGP-WM-Titel seit 2015 – damals mit Jorge Lorenzo
Doch am 15. August brachte SPEEDWEEK.com beim Österreich-GP in Erfahrung: Yamaha machte eine Lieferung von schadhaften Ventilen für die Motorschäden verantwortlich und fragte deshalb vorschriftsmäßig bei MotoGP Technical Director Danny Aldridge an, ob die Siegel der betroffenen Motoren geöffnet und die angeblich schadhaften Ventile getauscht werden dürfen.
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Gestern hatte Aldridge nach einer Untersuchung offenbar genug Beweise für den Verdacht, dass die Ventile nicht schadhaft waren – sondern illegal, also nicht homologiert.
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Und wer nicht versteht, warum sogar die Ventile beim Saisonstart homologiert werden: Das ist ein Konzept zur Kostensenkung, eingeführt nach der Wirtschaftskrise von 2008 und 2009. Denn dadurch wird die Motorenentwicklung während der Saison gestoppt. Wegen der Coronakrise und der verkürzten Saison 2020 bleibt die aktuelle "engine specification" für die Factory Teams sogar für die gesamte Saison 2021 eingefroren. Nur für das sieglose Aprilia-Concession-Team nicht. Aprilia kann nach dem Saisonstart 2021 wieder Motor-Updates einsetzen
Für den Tausch der angeblich schadhaften (in Wirklichkeit aber illegalen) Ventile benötigte Yamaha die Zustimmung aller anderen MotoGP-Hersteller – also von Honda, Suzuki, Ducati, KTM und Aprilia Die gegnerischen Hersteller verlangten Beweise für den Verdacht von Yamaha, eine nicht zum Konzern gehöriger Zulieferfirma habe schadhafte Ventile geliefert, die im Juli drei Motorschaden bei Rossi, Viñales und Morbidelli verursacht haben.
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Doch Yamaha legte keine Beweise für diese Behauptung vor, sondern zog den Antrag zurück. Lin Jarvis, Managing Director von Yamaha Motor Racing, erklärte nach den schwachen Yamaha-Ergebnissen in Brünn und Spielberg gegenüber SPEEDWEEK.com: "Wir haben eine Lösung gefunden und können die Motorschäden durch geänderte Settings verhindern. Und wir haben keine Sorgen, dass wir mit den fünf Motoren nicht über die 14 Grand Prix kommen." Zu Erinnerung: Die letztjährigen Siegerteams Honda, Yamaha, Suzuki und Ducati dürfen 2020 nur fünf Motoren verheizen Bei Verwendung eines sechsten Triebwerks muss der betroffene Fahrer beim nächsten Rennstart entweder aus der Boxengasse (5 sec nach dem grünen Licht) losfahren oder im Rennen eine Boxendurchfahrtsstrafe absolvieren In Wirklichkeit lässt sich jetzt ausmalen, was bei den beiden MotoGP-Teams bei Yamaha passiert ist. Beim ersten der beiden Jerez-GP wurden die 1000-ccm-M1-Motoren mit illegalen Ventilen bestückt.
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Diese möglicherweise Performance-steigernden Ventile führten aber zu drei Motorschäden. Deshalb wurden sie in aller Eile aus den bis dahin noch nicht versiegelten Motoren ausgebaut – für den Andalusien-GP eine Woche später. Beim ersten Jerez-GP hat Yamaha ursprünglich für jeden der vier Fahrer zwei Motoren versiegeln lassen und sie auch verwendet. Nach dem Motorschaden von Viñales im dritten freien Jerez-1-Training musste für ihn ein dritter Motor verplombt werden. Er setzte ihn ab den FP4 ein. Der defekte Motor wurde beim Andalusien-GP aus der Allocation genommen und dann untersucht. Rossis defekter Motor wurde beim Brünn-GP offiziell aus der Alloction zurückgezogen, jener von Morbidelli ebenfalls. Ein versiegelter Motor kann aus der Zuteilung ("Allocation") wieder herausgenommen werden, wenn der Fahrer damit die Boxengasse noch nie verlassen hat. Aber die Teams von Rossi, Quartararo und Morbidelli haben beim ersten Jerez-GP (19. Juli) nur zwei Motoren versiegeln lassen. Erst beim Brünn-GP (9. August) und den restlichen Wettbewerbe kamen weitere Motoren zum Einsatz. Die illegalen Ventile kamen also nur am 19. Juli zum Renneinsatz, deshalb wurden nur für diesen Wettkampf Punkteabzüge in der Marken- und Team-WM verhängt.
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Weil Viñales schon vor dem ersten Rennen von einem Motorschaden betroffen war und den dritten Motor früher als seine Markengefährten auf die Strecke kutschierte, ist er heute am schlimmsten von den Motor-Engpässen bei Yamaha betroffen. Er machte daraus gestern in Valencia gar kein Geheimnis mehr. Inzwischen wird sich Yamaha sogar überlegen müssen, Viñales aus der Boxengasse wegfahren zu lassen, wenn er bei einem der zwei Valencia-GP im Qualifying nur um Platz 15 platziert sein sollte. In Valencia verlieren die Fahrer in so einem Fall weniger Zeit als auf jeder anderen Rennstrecke. Zur Erinnerung: Yamaha wurden gestern nicht nur die in Jerez am 19. Juli einkassierten 25 Punkte in der Konstrukteurs-WM gestrichen, sondern 50. Das unterstreicht die Schwere des Vergehens. Und in der Team-WM verloren Monster Energy Yamaha und Petronas SRT Yamaha jene 20 und 36 Punkte, die beim Spanien-GP errungen wurden. In der Marken-WM fiel Yamaha deshalb vom ersten auf den dritten Platz zurück. Stand Fahrer-WM nach 11 von 14 Rennen:
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