Lucio Cecchinello: «Cal war der wichtigste Fahrer»
Nach drei Jahren bei Tech3 Yamaha und einer Saison auf Ducati kam Cal Crutchlow 2015 zu LCR Honda. Schon im dritten Rennen auf der RC213V stand er in Argentinien als Dritter auf dem Podest. 2016 bescherte er sich und dem Rennstall von Lucio Cecchinello beim Brünn-GP den ersten MotoGP-Sieg – als erster britischer Sieger in der «premier class» nach Barry Sheene 1981.
Der zweite Erfolg gelang Cal ebenfalls 2016 auf Phillip Island, der dritte 2018 in Argentinien. Den insgesamt zwölften und letzten Podestplatz in LCR-Farben holte der inzwischen 35-jährige Familienvater beim Australien-GP 2019.
Die verkürzte Saison 2020 entwickelte sich für Crutchlow dann zu einer einzigen Pechsträhne: Kahnbeinbruch in Jerez, Arm-pump-OP samst schlimmer Nachwirkungen und einem weiteren Eingriff – und nicht zu vergessen die Bänderverletzung im Paddock des Catalunya-GP.
Das Auftaktrennen und das Misano-Doppel verpasste der Brite deshalb, seine letzte Saison als Stammfahrer beendete er nur auf WM-Rang 18, ehe der Supersport-Weltmeister von 2009 im kommenden Jahr als Yamaha-MotoGP-Testfahrer anheuert. Dass er seinen Platz im Honda-Kundenteam für Alex Márquez räumen muss, war schon vor dem verspäteten Saisonauftakt bestätigt worden.
Sekt gab es beim Saisonfinale in Portimão trotzdem, denn das LCR Team ließ es sich nicht nehmen, den Haudegen hochleben zu lassen. Besonders Cecchinello fiel der Abschied schwer, «denn Cal war definitiv der wichtigste Fahrer in der Geschichte des LCR Honda Teams. Er hat die meisten Jahre hintereinander mit uns verbracht, deshalb ist er Teil unserer Familie.»
Auch die Erfolge spielen dabei natürlich eine wichtige Rolle: «Cal bescherte LCR drei überwältigende Siege und insgesamt zwölf Podestplätze. Wir konnten damit auch Honda unterstützen und entscheidende Punkte zur Konstrukteurs-WM beitragen – und wir haben 2016 in der Wertung ‚Best Independent Team‘ gewonnen. Was Cal für das LCR Honda Team geleistet hat, ist einfach außergewöhnlich», unterstrich der italienische Teambesitzer.
«Während dieser sechs gemeinsamen Saisonen haben wir auch harte Momente, Schwierigkeiten und Verletzungen erlebt… Aber das gehört alles zu diesem unglaublichen Sport, der uns auch viele Emotionen, Glücksgefühle und Adrenalin beschert. Auf der anderen Seite gibt es natürlich auch Kopfschmerzen, Ängste, Stress», gestand Cecchinello. «Wenn alles immer reibungslos und perfekt wäre, würden wir unseren Job am Ende nicht so sehr genießen. Ich glaube, es liegt an diesen Emotionen und diesem Mix an Gefühlen, dass wir die MotoGP lieben.»
Zum Abschied ergänzte der LCR-Chef noch: «Cal Crutchlow wird immer Teil unserer Familie sein. Wir wünschen ihm das Beste für seine berufliche Zukunft und sein privates Leben mit Lucy und Willow.»