Erstes Bild: Andrea Dovizioso auf der Aprilia RS-GP
Andrea Dovizioso auf der RS-GP21 in Jerez
Für Andrea Dovizioso begann heute bei 24 Grad in Jerez ein neues Kapitel in seiner reichen MotoGP-Karriere. Nach Honda (2008 bis Ende 2011), Tech3-Yamaha (2012) und Ducati (2013 bis Ende 2020) machte er heute beim dreitägigen Jerez-Test erstmals mit der Aprilia RS-GP21 Bekanntschaft. Es ist sein viertes Fabrikat in der «premier class».
So eine reichhaltige Erfahrung haben in den letzten 30 Jahren nur wenige Piloten gemacht – zum Beispiel Loris Capirossi mit Honda und Yamaha (jeweils 500 ccm) sowie mit den MotoGP-Vierttaktern von Ducati und Suzuki.
Dovi war heute nicht allein auf der Piste – Honda war mit Stefan Bradl zugegen, Yamaha mit Cal Crutchlow, KTM mit Dani Pedrosa.
Wie geht es nach dem Test weiter?
Nach seinem Abschied von Ducati war Andrea Dovizioso zuletzt vor allem auf den Motocross-Strecken anzutreffen, wo er eine 250er-Viertakt-Yamaha steuert. Erstmals in diesem Jahr schwang sich der inzwischen 35-jährige Italiener am heutigen Montag wieder auf ein MotoGP-Bike – auf die Aprilia RS-GP21.
Geplant ist ein dreitägiger Test mit dem Hersteller aus Noale, allerdings kündigen die Wettervorhersagen für den Mittwoch Regen in Jerez an. Ebenfalls im Einsatz sind dort dieser Tage – neben den MotoGP-Testteams von Honda, KTM und Yamaha – die MotoE-Piloten.
Bisher sickerten wenige Informationen von Dovis heutigem Testtag auf der RS-GP21 durch, er soll sich am Vormittag aber ausgiebig mit der Ergonomie beschäftigt haben. Aprilia veröffentlichte am Montagabend immerhin ein erstes Bild: «Viel Spaß Andrea, es ist eine Freude, dass du mit uns hier bist!»
Dovi könnte 2021 für Aprilia bis zu fünf Wildcard-Einsätze bestreiten – oder sogar den enttäuschenden Lorenzo Savadori als Stammfahrer beerben.
Aber bisher hat sein Manager Simone Battistella mit Aprilia-Rennchef Massimo Rivola nicht über Renneinsätze gesprochen, nicht einmal über einen zweiten Test auf der V4-Aprilia.
Dovizioso sucht ein konkurrenzfähiges Motorrad. Er wird nur auf die Rennstrecke zurückkehren, wenn er mit 35 Jahren eine sinnvolle neue Herausforderung sieht.
Wildcards würden nur Sinn machen, wenn sich Dovi nach dem Test mit der Piaggio Group und Aprilia Racing auf ein gemeinsames Projekt für 2022 und 2023 einigen könnte. Dann könnte er bald damit beginnen, unter Rennbedingungen das Motorrad weiterzuentwickeln.
Falls Aprilia nach diesem Test die Zusammenarbeit vertiefen möchte, werden umfangreiche Verhandlungen nötig. Am Ende des Tages wird alles vom Budget und von den Zukunftsaussichten abhängen.
«Dovi» hat schon im Vorjahr bei Yamaha und Suzuki abgesagt, weil ihm die Japaner außer einem Testfahrer-Vertrag für 2021 nichts anbieten konnten. Er hat auch mehrmals durchblicken lassen, dass er 2021 auf keinen Fall irgendwo als Ersatz für zwei Rennen einspringen wird.
«Wir brauchen einen Partner mit einem ordentlichen Budget und einem vielversprechenden Plan für die Zukunft», stellte Battistella schon im Sommer 2020 immer wieder fest.
Es geht da nicht um das Budget für den Fahrer, sondern um das Rennbudget, wenn ein Hersteller wie Aprilia (seit dem Einstieg 2015 in der Marken-WM auf dem letzten Platz) an die Spitze vordringen will, wie es in den letzten fünf Jahren Suzuki und KTM gelungen ist.
Dovizioso wird an Aprilia sehr hohe Ansprüche stellen, was die Teamstruktur, die Technik und die Manpower betrifft, ist Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti überzeugt.
Dovizioso, immerhin 15-facher MotoGP-Sieger und dreimal MotoGP-Vizeweltmeister, möchte bei Aprilia die Gewissheit haben, dass endlich mit dem nötigen Drive an den GP-Bikes gearbeitet wird, dass die vielen entlaufenen Ingenieure und Techniker endlich adäquat ersetzt werden, ein anständiges Testteam zustande kommt und die Entwicklung vehement und zielstrebig vorangetrieben wird.
Dovizioso weiß, dass Aprilia momentan über kein Sieger-Motorrad verfügt. Aber wenn ihm das Werk in absehbarer Zeit ein handfestes Konzept und ein zukunftsweisendes Budget garantiert, spielt es keine Rolle, ob Aprilia 2021 gewinnt oder nicht.
Simone Battistella kann sich momentan nicht vorstellen, dass Dovizioso 2021 ein MotoGP-Rennen bestreiten wird. «Wir haben mit Aprilia nicht darüber gesprochen. Zuerst machen wir den ersten Schritt mit dem Test in Jerez. Danach sehen wir weiter.»
An den ursprünglichen Plänen von Dovi hat sich nichts geändert. «Andrea will 2022 als Stammfahrer zurückkehren», sagt der Manager.