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Marc Márquez steckt im Tief: Gibt es einen Ausweg?

Von Günther Wiesinger
Nach drei Rennstürzen in Serie und Startplatz 13 ist bei Marc Márquez vom alten Glanz tatsächlich nichts mehr zu sehen. Er spricht schonungslos über die Schwächen der Honda.

Der bedauernswerte Marc Márquez ist nur noch ein Schatten seiner selbst, das dokumentieren seine Startplätze und Rennergebnisse seit der Rückkehr nach den drei Oberarm-Operationen und den zwei Knochentransplantationen. Er hat immer angekündigt, er werde erst zurückkehren, wenn er so aggressiv fahren könne wie in der Vergangenheit. Und das macht er auch, nur hat er das Motorrad im Grenzbereich nicht mehr ausreichend unter Kontrolle. Das zeigte sich auch heute beim Catalunya-GP, als er in den Runden 4 und 5 als Sechster hinter Oliveira, Miller, Mir und Quartararo bei Start/Ziel vorbeiflitzte. Aber dann fiel er hinter Zarco auf Platz 7 zurück, und dann versagte in der achten Runde wieder seine einst so geniale Fahrzeugbeherrschung – Vorderrad überbremst, Sturz in der umgebauten Kurve 10.

Der Repsol-Honda-Star hat jetzt in fünf Rennen nur 16 Punkte eingesammelt, während Bruder Alex gleichzeitig immerhin einen sechsten, einen 14. und einen 11. Platz gesammelt hat. In Le Mans, Mugello und Montmeló ist der sechsfache MotoGP-Weltmeister durch Stürze ausgeschieden.

Dass die Honda RC213V wie schon in der ganzen Saison 2020 ihre Schwächen hat, lässt sich nicht leugnen.

Ein Blick auf die Statistik: Nach zwei zweiten Plätzen von Alex Márquez im Herbst in Le Mans und Aragón fehlt in dieser Saison noch ein Podestplatz. In der Marken-WM liegt Honda an fünfter und vorletzter Stelle vor Aprilia. In der Team-WM ist Repsol-Honda unter elf Teams auf Platz 8 abgesackt – nach der heutigen Nullnummer von Katalonien.

In der Fahrer-WM hält sich kein Honda-Pilot unter den Top-Ten auf. Takaaki Nakagami findet sich als WM-Elfter mit einem vierten Platz in Jerez. Sein zweitbestes Ergebnis 2021: Rang 7 in Le Mans, das hat Marc Márquez auch in Portimão geschafft; Pol Espargaró war zweimal Achter...

Hat Marc Márquez inzwischen eine Ahnung, in welche Richtung die Honda-Ingenieure die RC213V verändern müssen, um die ominösen Vorderrad-Stürze einzudämmen und endlich die neuen weichen Hinterreifen besser zur Geltung bringen zu können?
«Die Lösung ist einfach zu sagen, aber schwierig umzusetzen», weiß der Honda-Star. «Es lässt sich nicht leugnen, dass wir ein Problem haben. In der Beschleunigungsphase können wir nicht genug Grip erzeugen, und am Kurveneingang können wir das Bike nicht ordentlich abbremsen, weil es auch in dieser Phase hinten an Grip mangelt. Das sind zwei unterschiedliche Probleme in zwei unterschiedlichen Bereichen. Aber ich glaube, es gibt eine Richtung, mit deren Hilfe sich beide Probleme lösen lassen. Wenn wir spät bremsen, fängt das Bike zu springen an, es schaukelt sich auf. Es gibt dann nur die Möglichkeit langsam zu fahren, dann lässt sich ein Sturz vermeiden. So einfach ist das...»

Doch die Werks-Honda sind nicht nur im Rennspeed unterlegen, auch über eine einzelne schnelle Runde hat das Motorrad eklatante Schwächen – das beweisen die tristen Startplätze. In Mugello gelang Marc nur durch den Windschatten von Viñales der Aufstieg ins Q2, in Montmeló reichte nicht einmal der Slipstream von Jack Miller. Also 13. Startplatz!

«Wenn die Konkurrenz bei der Zeitenjagd gleich 100 Prozent aus den neuen weichen Reifen rausquetscht, fangen wir Honda-Fahrer bei 80 Prozent an, uns das summiert sich halt auf einige Zehntel pro Runde», beschreibt Testfahrer Stefan Bradl das Dilemma.

«Da wir beim Beschleunigen verlieren, fallen wir auf den ganzen Geraden zurück, wir haben nicht den erwünschten Top-Speed», sagt Márquez. «Und all diese Schwierigkeiten verschlimmern die Nachteile, wenn es über die Renndistanz von 24 Runden geht.»

Testfahrer Stefan Bradl hat in der vergangenen Wochen in Jerez wieder 200 Testrunden mit neuen Komponenten abgespult, die beim Montag-Test von den Stammfahrer ausprobiert werden.

Aber es wurde bei Honda seit zwei bis drei Jahren keine Patentlösung gefunden, deshalb hält sich die Zuversicht in Grenzen.

Marc Márquez kann jetzt immerhin auf einen Lichtblick auf dem Sachsenring hoffen. Dort sind die von ihm bevorzugten Linkskurven klar in der Überzahl, deshalb hat er dort seit 2013 jedes einzelne MotoGP-Rennen gewonnen, dazu 2010 in der 125-ccm-Klasse und danach zweimal in der Moto2.

MotoGP-Ergebnis, Montmeló, 6. Juni:

1. Oliveira, KTM, 24 Runden in 40:21,749 min
2. Zarco, Ducati, + 0,175 sec
3. Miller, Ducati, + 1,990
4. Mir, Suzuki, + 5,325
5. Viñales, Yamaha, + 6,281
6. Quartararo, Yamaha, + 7,815*
7. Bagnaia, Ducati + 8,175
8. Binder, KTM, + 8,378
9. Morbidelli, Yamaha, + 15,652
10. Bastianini, Ducati, + 19,297
11. Alex Márquez, Honda, + 21,650
12. Marini, Ducati, + 22,533
13. Nakagami, Honda, + 27,833
14. Martin, Ducati, + 29,075
15. Savadori, Aprilia, + 40,291

*Zwei Drei-Sekunden-
Strafen

Stand Fahrer-WM nach 7 Rennen von 19 Rennen

1. Quartararo 115 Punkte. 2. Zarco 101. 3. Miller 90. 4. Bagnaia 88. 5. Mir 78. 6. Viñales 75. 7. Oliveira 54. 8. Aleix Espargaró 44. 9. Binder 43. 10. Morbidelli 40. 11. Nakagami 31. 12. Pol Espargaró 29. 13. Bastianini 26. 14. Alex Márquez 25. 15. Rins 23. 16. Petrucci 23. 17. 17. Martin 19. 18. Marc Márquez 16. 19. Rossi 15. 20. Lecuona 13. 21. Marini 13. 22. Bradl 11. 23. Savadori 4. 24. Pirro 3. 25. Rabat 1.

Stand Konstrukteurs-WM:

1. Yamaha 143 Punkte. 2. Ducati 143. 3. KTM 83. 4. Suzuki 82. 5. Honda 52. 6. Aprilia 45.

Stand Team-WM:
1. Monster Energy Yamaha 190 Punkte. 2. Ducati Lenovo 178. 3. Pramac Racing 124. 4. Suzuki Ecstar 101. 5. Red Bull KTM Factory Racing 97. 6. LCR-Honda 56. 7. Petronas Yamaha SRT 55. 8. Repsol Honda 52. 9. Aprilia Racing Team Gresini 48. 10. Esponsorama Racing Ducati 39. 11. Tech3 KTM Factory Racing 36.

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