MotoGP: Der Druck auf Marc Marquez steigt

Rossi zu Moto3-Horror-Crash: Wie Russisches Roulette

Von Nora Lantschner
Valentino Rossi macht sich Sorgen

Valentino Rossi macht sich Sorgen

Im Moto3-Sprintrennen kam es in Austin am Sonntag zu einem fürchterlichen Unfall, der nur mit viel Glück nicht in einer Tragödie endete. MotoGP-Star Valentino Rossi fand deutliche Worte.

Das Moto3-Rennen auf dem «Circuit of The Americas» musste gleich zweimal mit roter Flagge abgebrochen werden. Zunächst flog Filip Salac in der siebten Runde ausgangs der elften Kurve heftig ab und musste unmittelbar neben der Strecke behandelt werden, nach dem Neustart kam es bereits in der dritten Runde zu einem Horror-Unfall.

Auf der Gegengerade zog Deniz Öncü nach links, dabei berührte er das Vorderrad von Jeremy Alcoba, der deshalb zu Sturz kam. Die nachfolgenden Andrea Migno und Pedro Acosta konnten nicht ausweichen, krachten voll in die am Boden liegende Gresini-Honda und flogen in hohem Bogen durch die Luft, der WM-Leader sogar gegen die Leitplanken. Wie durch ein Wunder standen wenig später aber alle drei Fahrer auf eigenen Beinen.

Die furchterregenden Szenen feuerten die Sicherheitsdiskussion vor allem im Bezug auf die kleinste Klasse der Motorrad-WM neu an. Für Öncü hatte das Manöver ein Nachspiel: Als Sturzauslöser wurde er mit einer harten Strafe belegt, das FIM MotoGP Stewards Panel schloss ihn von den nächsten zwei Grand Prix in Misano und Portimão aus.

Ist dieser Penalty angemessen? «Es geht nicht um Öncü, unabhängig vom Namen des Fahrers ist die Strafe aus meiner Sicht richtig», hielt Valentino Rossi fest. «Sie müssen etwas unternehmen. Zwei Rennen zu Hause sind das Minimum. Es muss ernsthaft etwas getan werden, weil die Situation komplett außer Kontrolle geraten ist», meinte der VR46-Mentor mit Blick auf die Moto3-Klasse.

«Öncü hat auf der Gerade einen Schlenker gemacht, wenn er weiß, dass ein Fahrer auf der Seite ist, und hat dadurch einen Crash ausgelöst, der potenziell ein tödlicher Crash sein kann. Ich hatte große Angst um alle, natürlich auch weil Migno dabei war. Acostas Sturz war fürchterlich... Es war sehr großes Glück, dass nichts passiert ist», ist sich der «Dottore» bewusst. «Es muss aber etwas unternommen werden für diese jungen Kerle, von Anfang an. Die Situation muss sich verändern, bevor noch etwas passiert. Motorradrennen sind zu gefährlich für dieses Verhalten auf der Strecke. Man muss die eigene Sicherheit und die der Gegner respektieren, das ist das Wichtigste – wichtiger als ein Platz weiter vorne. Denn hier spielt man mit dem Leben der Jungs, es ist ein potenzielles Desaster.»

Der neunfache Weltmeister prangerte allerdings auch die Entscheidung der Rennleitung an, die Moto3-Klasse nach dem ersten Abbruch für ein Sprintrennen über nur fünf Runden auf die Strecke zu schicken. «Meiner Meinung nach haben sie damit einen Fehler gemacht, das ist wirklich zu gefährlich. Es ist wie Russisches Roulette. Sie hätten versuchen müssen, Salac so schnell wie möglich aus der Gefahrenzone zu bringen und die rote Flagge zu vermeiden. Denn ein erneuter Start ist sehr gefährlich, vor allem über fünf Runden. Die sind ja schon in einem normalen Rennen komplett außer Kontrolle, dann kann man sich vorstellen, was über fünf Runden passiert.»

«Die Entscheidung war aus meiner Sicht falsch. Das Schlimmste aber ist das Verhalten dieser Fahrer auf der Strecke, die komplett verrückt sind», bekräftigte der 42-jährige Italiener. «Sie sind zu gefährlich. Von klein auf lernen sie, mehr als aggressiv zu sein und zu versuchen, den eigen Gegner immer in eine schwierige Situation zu bringen. Was am Sonntag passiert ist, war ein dramatischer Sturz, alle hätten sich verletzen können.»

«Wir sagen es schon zu lange: Auf den Geraden darf man nicht die Linie wechseln und auf die anderen zukommen. Sie müssen also anfangen, sie zu Hause zu lassen. Zwei Rennen sind aus meiner Sicht angemessen. Denn wenn ein Rennfahrer zwei Grand Prix lang zu Hause sitzt und die Rennen im TV verfolgt, macht er es das nächste Mal nicht mehr oder denkt wenigstens vorher nach. Wenn er dagegen nur drei Plätze nach hinten versetzt wird oder zehn Minuten des Trainings verpasst, macht er wieder», befürchtet «Vale».

Dazu komme: «Die gefährlichsten Fahrer sind auch immer dieselben. Wenn einer die Moto3-Rennen verfolgt, weiß er sehr gut, welche es sind. Die Regelhüter sollten auch darauf schauen: Zuerst zwei Rennen zu Hause und wenn es wieder passiert, dann fünf. Man muss versuchen, die zu erziehen, die immer übertreiben», forderte der MotoGP-Superstar.

Moto3-Ergebnis, Austin (3. Oktober):

1. Guevara, GASGAS, 7 Runden in 15:57,747 min
2. Foggia, Honda, + 0,385 sec
3. McPhee, Honda, + 0,499
4. Masia, KTM, + 0,706
5. Öncü, KTM, + 1,266
6. Alcoba, Honda, + 1,271
7. Binder, Honda, + 1,391
8. Acosta, KTM, + 1,543
9. Suzuki, Honda, + 1,820
10. Migno, Honda, + 2,480
11. Nepa, KTM, + 2,683
12. Fenati, Husqvarna, + 3,257
13. Sasaki, KTM, + 3,492
14. Artigas, Honda, + 3,652
15. Antonelli, KTM, + 6,086

Ferner:
17. Kofler, KTM, + 9,529

Moto3-Stand Fahrer-WM (nach 15 von 18 Rennen):

1. Acosta 218 Punkte. 2. Foggia 188. 3. Garcia 168. 4. Fenati 138. 5. Masia 135. 6. D. Binder 123. 7. Antonelli 119. 7. 8. Guevara 101. 9. Sasaki 96. 10. Migno 90. 11. D. Öncü 84. 12. McPhee 72. 13. Alcoba 70. Toba 64. 14. Suzuki 69. 15. Toba 64. 16. Rodrigo 60. 17. Salac 46. 18. Yamanaka 42. 19. Nepa 42. 20. Artigas 32.

Marken-WM:
1. KTM 308 Punkte. 2. Honda 290. 3. GASGAS 231. 4. Husqvarna 144.

Team-WM:
1. Red Bull KTM Ajo 353 Punkte. 2. Gaviota GASGAS Aspar Team 269. 3. Leopard Racing 220. 4. Petronas Sprinta Racing 198. 5. Red Bull KTM Tech3, 180. 6. Sterilgarda Max Racing Team 158. 7. Avintia Esponsorama 154. 8. Indonesian Racing Gresini 130. 9. Rivacold Snipers Team 125. 10. CarXpert PrüstelGP 80. 11. CIP Green Power 75. 12. BOE Owlride 71. 13. SIC58 Squadra Corse 69. 14. Honda Team Asia 18.

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