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Mike Leitner (KTM): «Ich traue Remy und Raúl viel zu»

Von Günther Wiesinger
Der bisherige KTM Race Manager Mike Leitner spricht über das schwache Abschneiden des Tech3-KTM-Teams und lobt, wie KTM die neuen Talente Fernández, Gardner und Acosta groß gemacht hat. «Das ist eine Supersache.»

Das KTM Tech3 Factory Team von Hervé Poncharal ging nach den zwei Siegen von Miguel Oliveira 2021 mit großen Hoffnungen in die MotoGP-WM. Danilo Petrucci und Iker Lecuona, so lautete die neue Fahrerpaarung. Der Italiener hatte 2019 und 2020 in Mugello und Le Mans auf der Werks-Ducati gewonnen und 2019 die WM auf dem sechsten WM-Rang beendet. Und Iker Lecuona hatte als Rookie 2020 einige Talentproben abgeliefert, mit 21 Jahren und einem Jahr MotoGP-Erfahrung wurde ihm einige Überraschungen zugetraut.

Doch am Ende landete die KTM-Tech3-Mannschaft in der Team-WM auf dem letzten Platz. Petrucci gelang zwar im Regen von Le Mans ein fünfter Rang, in Mugello schaffte er Rang 9. Auch Lecuona gelangen nur drei Top-Ten-Ergebnisse, in der Fahrer-WM kamen Lecuona und Petrucci über die Ränge 19 und 20 nicht hinaus.
Ob diese Ergebnisse zur Ablöse von Race Manager Mike Leitner beigetragen haben, lässt sich nur vermuten. KTM hat die personelle Veränderung geräuschlos vollzogen.

Aber dass Neuzugang Francesco Guidotti als Teammanager künftig nur für das Red Bull KTM Factory Team zuständig ist und nicht auch für die Tech3-Truppe wie Leitner, deutet auf strukturelle Veränderungen bei Tech3 hin. Die Anbindung ans Werk wird auf jeden Fall verstärkt, dafür sorgt der neue Technical Coordinator Esteban Garcia als Schnittstelle zwischen Tech3 und der Rennabteilung in Munderfing/A.

«Natürlich kann man mit dem Abschneiden von Tech3 nicht zufrieden sein», bemerket Mike Leitner im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Iker hat ein paarmal aufgezeigt, aber am Ende hat er das Ergebnis am Rennsonntag oft nicht ins Ziel gebracht. Er hat durch Stürze einige gute Platzierungen verloren. Iker hat sein Talent gezeigt, aber wir können nicht jeden Fahrer ewig behalten. Denn wir haben mit Remy Gardner und Raúl Fernández jetzt wirklich zwei sehr starke junge Fahrer, die von der Moto2 in die MotoGP raufkommen. Das bringt dieser Sport mit sich, dass man sich manchmal von Piloten trennen muss.»

Jorge Martin hat 2021 als Rookie bei Ducati vier Pole-Positions und vier Podestplätzte erzielt, dazu hat er in Spielberg-1 gewonnen. Darf man solche Ergebnisse 2022 auch den neuen KTM-Tech3-Talenten zutrauen?

Leitner: «Natürlich werden wir auch am Motorrad arbeiten müssen. Und es werden auch alle anderen Hersteller wieder einen Schritt machen. Aber ich traue Remy und Raúl echt etwas zu. Sie haben in der Moto2-Klasse bewiesen, dass sie die größten Talente sind. Jetzt muss man abwarten, wie die beiden in der neuen Klasse zurechtkommen und wie sie mit der neuen Situation umgehen. Denn zwischen den beiden Klassen besteht ein Riesenunterschied.»

Um diese jungen Talente langfristig bei KTM zu halten, tun Firmenchef Stefan Pierer und Motorsport-Direktor Pit Beirer jetzt alles, um den Tech3-MotoGP-Fahrern identische Voraussetzungen zu bieten wie Miguel Oliviera und Brad Binder im Red Bull-Team.

Denn Jorge Martin wechselte im Frühjahr 2020 nicht zuletzt deshalb trotz eines gültigen KTM-Vertrags zu Pramac Ducati, weil er sich dort bessere Erfolgschancen ausrechnete als bei Tech3.

«Bei KTM hatten wir 2020 dieselbe Situation wie Pramac in der vergangenen Saison. Tech3 hat als Satellitenteam im Vorjahr mit Oliveira zwei Grands Prix gewonnen», betont Leitner. «Die Ergebnisse haben also nicht immer damit zu tun, ob man im Werks- oder im Kundenteam fährt. Fabio Quartararo und Franco Morbidelli haben im Petronas-Team 2020 auch je drei Grands Prix gewonnen. Der Fahrer muss natürlich seinen Teil dazu beitragen... Bei Tech3 hatten wir von Anfang an den Plan, dass wir alle vier Fahrer gleich gut unterstützen so gut es nur geht und es möglich ist. Das wird auch in Zukunft geschehen.»

Mike Leitner hat einen Vertrag mit KTM bis Ende 2022. Er wird eine Beraterrolle ausüben und sich aus dem operativen Geschäft heraushalten.

Nach sieben Jahren wird der 59-jährige Oberösterreicher also deutlich weniger unter Druck stehen.

«In der MotoGP-WM ist der Druck dein Nachbar. Das ist einfach so. Ich kenne keine Sportart, wo man keinen Druck spürt. Wenn ich außergewöhnliche Leistungen liefern will, gehört es dazu, dass ich mit dem Druck umgehen kann», sagt Leitner. 

Nach Remy Gardner und Raúl Fernández hat KTM mit Moto3-Weltmeister Pedro Acosta den nächsten Ausnahmekönner unter Vertrag. Er debütiert 2022 in der Moto2-WM als Teamkollege von Jaume Masia beim Red Bull KTM Ajo-Team.

«Es ist eine außergewöhnliche Leistung, dass KTM all diese Jungs groß gemacht hat. Das ist eine Supersache», betont Leitner. «Remy war fünf Jahre lang in der Moto2 kein schlechter Fahrer, aber er war nie so herausragend bei 2021. Wie immer die Reise mit diesen Jungs weitergeht, man hat schon einiges erreicht mit diesen Talenten.»

MotoGP Endstand Fahrer-WM (nach 18 Rennen):

1. Quartararo, 278 Punkte. 2. Bagnaia 252. 3. Mir 208. 4. Miller 181. 5. Zarco 173. 6. Binder 151. 7. Marc Márquez 142. 8. Aleix Espargaró 120. 9. Martin 111. 10. Viñales 106. 11. Bastianini 102. 12. Pol Espargaró 100. 13. Rins 99. 14. Oliveira 94. 15. Nakagami 76. 16. Alex Márquez 70. 17. Morbidelli 47. 18. Rossi 44. 19. Marini 41. 20. Lecuona 39. 21. Petrucci 37. 22. Bradl 14. 23. Pirro 12. 24. Dovizioso 12. 25. Pedrosa 6. 26. Savadori 4. 27. Rabat 1.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati 357 Punkte. 2. Yamaha 309. 3. Suzuki 240. 4. Honda 214. 5. KTM 205. 6. Aprilia 121.

Team-WM:

1. Ducati Lenovo 433 Punkte. 2. Monster Energy Yamaha 380. 3. Suzuki Ecstar 307. 4. Pramac Racing 288. 5. Repsol Honda 250. 6. Red Bull KTM Factory Racing 245. 7. LCR Honda 146. 8. Esponsorama Racing 143. 9. Aprilia Racing Team Gresini 135. 10. Petronas Yamaha SRT 96. 11. Tech3 KTM Factory Racing 76.

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