Valentino Rossi: Seltene Tränen beim Abschied
Valentino Rossi
Valentino Rossi hat nach 432 Grands Prix einen Schlussstrich unter seine beispiellose Karriere als Motorradrennfahrer gezogen. Und wenn man zurückblickt, so haben sich die Diskussionen über den Rückzug über fast zehn Jahre hingezogen. Denn der 42-jährige Italiener sagte fast jedes Jahr, dass er nur weitermacht, wenn er weiter um Siege und Podestplätze fighten kann und ihm der Sport weiter Freude macht.
Jetzt ist diese endlose Geschichte vorbei. Rossi wird Vater, er wird nächstes Jahr Autorennen fahren, am 8. Januar einmal die «12h Gulf» mit Luca Marini und Alessio Salucci in Abu Dhabi auf einem Kessel-Ferrari, danach irgendeine bisher nicht definierte GT3-Sportwagen-Rennserie. Aber er bereut nichts. «Ich möchte nichts ändern. Dabei war ich mehrmals oft nahe am Karriere-Ende, ich denke zum Beispiel an die zwei Ducati-Jahre 2011 und 2012. Ich habe damals ernsthaft bezweifelt, ob ich genug Speed und genug Kraft haben würde, um einen Neustart zu machen und danach wieder um Rennsiege und WM-Titel zu fighten.»
Rossi hat viele Phasen in der Motorrad-Weltmeisterschaft miterlebt, vom Beginn mit der Zweitakt-Aprilia 125 ccm bis zur Viertakt-1000-ccm-M1-Yamaha.
«Der Motorradsport ist in diesen 26 Jahren größer und besser geworden», betont der neunfache Weltmeister. «Diese Rennserie hat weltweit stark an Bedeutung gewonnen, sie ist berühmter und wichtiger geworden. Sie wird immer meine größte und erste Leidenschaft bleiben. Ich habe mitgeholfen, den Sport zu verbessern und ihn populärer zu machen, bei sehr jungen und sehr alten Menschen, die jetzt den Rennen ihre Aufmerksamkeit schenken. Das ist ein großartiges Gefühl.»
Rossi hat seinen Emotionen immer freien Lauf gelassen. Wir haben ihn glücklich gesehen, freudestrahlend, enttäuscht, aber wir haben ihn nie weinend erlebt. Zumindest nicht in der Öffentlichkeit.
«Ich weine fast nie. Ich habe aber nicht gewusst, was nach dem letzten Rennen in Valencia passieren wird. Ich wollte eine gute Performance zeigen und ins Ziel kommen. Ich konnte es nicht vorhersagen. Aber bisher war es meistens so, dass ich solche Gelegenheiten genieße und die Freude im Vordergrund steht. In allen besonderen Augenblicke lache ich meistens. Ja, ich weine nicht oft. Bohh, das ist halt so. Es ist einfach mein Charakter.»
Aber wir haben es alle gesehen: Nach der Zieldurchfahrt in Valencia stürmte so viel auf Valentino ein, dass er sich immer wieder einmal verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel wischte, auch beim Zusammentreffen mit Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta, einem langjährigen Freund und Weggefährten.
«Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, nicht in Tränen auszubrechen», lachte Rossi.
Die Bilanz von Valentino Rossi in der Motorrad-WM:
1996: WM-9. auf Aprilia 125, 111 Punkte, ein GP-Sieg
1997: WM-1. auf Aprilia 125, 321 Punkte, elf Siege
1998: WM-2. auf Aprilia 250, 201 Punkte, fünf Siege
1999: WM-1. auf Aprilia 250, 309 Punkte, neun Siege
2000: WM-2. auf Honda 500, 209 Punkte, zwei Siege
2001: WM-1. auf Honda 500, 325 Punkte, elf Siege
2002: WM-1. auf Honda 990, 355 Punkte, elf Siege
2003: WM-1. auf Honda 990, 357 Punkte, neun Siege
2004: WM-1. auf Yamaha 990, 304 Punkte, neun Siege
2005: WM-1. auf Yamaha 990, 367 Punkte, elf Siege
2006: WM-2. auf Yamaha 990, 247 Punkte, fünf Siege
2007: WM-3. auf Yamaha 800, 241 Punkte, vier Siege
2008: WM-1. auf Yamaha 800, 373 Punkte, neun Siege
2009: WM-1. auf Yamaha 800, 306 Punkte, sechs Siege
2010: WM-3. auf Yamaha 800, 233 Punkte, zwei Siege
2011: WM-7. auf Ducati 800, 139 Punkte, kein Sieg
2012: WM-6. auf Ducati 1000, 163 Punkte, kein Sieg
2013: WM-4. auf Yamaha 1000, 237 Punkte, ein Sieg
2014: WM-2. auf Yamaha 1000, 295 Punkte, zwei Siege
2015: WM-2. auf Yamaha 1000, 325 Punkte, vier Siege
2016: WM-2. auf Yamaha 1000, 249 Punkte, zwei Siege
2017: WM-5. auf Yamaha 1000, 208 Punkte, ein Sieg
2018: WM-3. auf Yamaha 1000, 198 Punkte, kein Sieg
2019: WM-7. auf Yamaha 1000, 174 Punkte, kein Sieg
2020: WM-15. auf Yamaha 1000, 66 Punkte, kein Sieg
2021: WM-18. auf Yamaha 1000, 44 Punkte, kein Sieg