Aleix Espargaró: «Frische Energie durch die Kinder»
Pole-Mann Aleix Espargaró wusste genau, dass so eine einmalige Siegchance wie auf 4,806 km langen Autódromo Termas de Río Hondo für Aprilia vielleicht nicht so rasch wieder des Weges kommen würde. Deshalb warf er in den 25 Rennrunden sein ganzes Können aus den vorherigen 199 MotoGP-Rennen in die Waagschale, um Pramac-Ducati Pilot Jorge Martin am Sieg zu hindern. Ein direkter Triumph gegen den ewigen Erzrivalen Ducati – so ein Erfolg versüßte den Sonntag für verschworene Aprilia-Racing-Mannschaft zusätzlich.
Schon in der zweiten Saisonhälfte 2021 hatte Aprilia eine Serie von starken Rennen gezeigt, die in dem dritten Platz in England durch Aleix Espargaró gipfelten. Doch hier in Las Termas präsentierten sich der 32-jährige Spanier und Aprilia zwei Tage lang in unwiderstehlicher Form.
Wenn das kein sensationelles Weekend für die Italiener war: Erster GP-Sieg für Aleix Espargaró, erster MotoGP-Triumph für Aprilia, erste Pole-Position in der MotoGP für Aprilia, dazu die Führung in der Fahrer-WM, Rang 3 in der Marken-WM, dazu Platz 3 in der Team-WM für den langjährigen Nachzügler unter den sechs Werken!
«Ich bin extrem happy mit diesem Wochenende in Argentinien», jubelte Aleix. «Insgesamt habe ich mich schon in Doha und Mandalika sehr stark gefühlt. Es passiert ja alles aus einem bestimmten Grund. Ich habe mich konkurrenzfähig gefühlt, und wir haben ein solides Weekend präsentiert.»
«Ehrlich gesagt, das Rennen war kein Kinderspiel», ergänzte der Aprilia-Routinier. «Ich war zwar im Warm-up am Vormittag sehr stark. Aber ich habe im Rennen nicht mehr denselben Grip gefunden. Es war sehr heiß, und nach dem Moto2-Rennen war der Belag sehr, sehr rutschig. Ich denke, ich bin ein schlaues Rennen gefahren. Endlich nach den mehr als fünf Jahren mit Aprilia haben wir gewonnen, das fühlt sich wie ein Traum an. Wir haben diesen Erfolg wirklich verdient. Doch wir müssen mit den Füßen auf dem Boden bleiben. Jetzt müssen wir diesen Schwung beibehalten. Doch jetzt gehen wir nach Texas, das ist eine sehr schwierige Piste für uns. Trotzdem, wir haben viel positive Energie getankt.»
Vor zwei, drei Jahren dachte Aleix wegen der vielen Rückschläge bei Aprilia sogar über einen Rücktritt nach, er fühlte sich müde und ausgelaugt. Doch er raffte sich immer wieder auf und fand von Woche zu Woche frische Motivation, um das Projekt voranzutreiben. «Diesen heutigen Tag werde ich nie vergessen. Ich vergesse aber auch die Situation 2020 nicht, als ich keine Energie mehr hatte. Mein Tank war komplett leer. Ich sagte zu meiner Frau: ‚Laura, ich kann nicht mehr weiterfahren. Ich habe keine Freude mehr daran. Ich bin immer noch jung. Lass‘ uns eine andere Aufgabe für mich finden.‘ Aber sie hat mich in dieser schwierigen Phase wahnsinnig stark unterstützt und mir viel geholfen. Und als Massimo Rivola zu uns kam, haben sich erste Veränderungen abgezeichnet. Ich habe dank ihm wieder an unser Projekt geglaubt. Wir haben viel geschuftet, um so einen Erfolg feiern zu können. Deshalb haben wir ihn auch wirklich verdient. Es spielt keine Rolle, welches Fabrikat du fährst, wenn du gewinnst und in der WM führst. Aber wenn es dir mit Aprilia gelingt, ist es doch etwas ganz Besonderes. Deshalb bin ich unbeschreiblich glücklich.»
Im Parc Fermé telefonierte Aleix gleich mit seiner Frau Laura daheim in Andorra und seinen Zwillingen Max und Mia. Es flossen die Tränen. «Ja, ich bin ein sehr leidenschaftlichen Mensch. Immer wenn ich nach schwierigen Wochenenden heim gekommen bin, und das war fast jeden Montag in den ersten fünf Jahren bei Aprilia der Fall, hat mich meine Frau immer wieder unterstützt, aufgebaut und motiviert. Die Geburt der Kinder hat mir noch einmal einen Boost mit positiver Energie verabreicht. Ich bin sehr froh, dass ich jetzt für die Zwillinge diesen ersten Sieg erreicht habe. Denn es ist immer sehr schwierig für mich, wenn ich sie daheim lassen muss. Das ist das Schlimmste bei meinem Job, wenn ich von ihnen getrennt bin. Deshalb waren meine Frau und meine Kinder das Erste, an das ich nach der karierten Flagge gedacht habe.»
Espargaró: «Max hat mir kürzich gesagt: 'In Katar hast du mir versprochen, dass du eine Trophäe holst, aber es hat nicht geklappt.' Er war damals verärgert. Deshalb bin ich froh, dass ich ihm heute sagen konnte: 'Max, ich bringe einen ganz besonderen Pokal nach Hause.'»
«Es wird zwar noch acht Tage dauern, bis ich wieder heimkomme», ergänzte der Sieger. «Aber vielleicht bringe ich dafür einen zweiten Pokal mit.»
MotoGP-Ergebnis, Termas (3. April):
1. Aleix Espargaró, Aprilia, 41:36,198 min
2. Martin, Ducati, + 0,807 sec
3. Rins, Suzuki, + 1,330
4. Mir, Suzuki, + 1,831
5. Bagnaia, Ducati, + 5,840
6. Brad Binder, KTM, + 6,192
7. Viñales, Aprilia, + 6,540
8. Quartararo, Yamaha, + 10,215
9. Bezzecchi, Ducati, + 12,622
10. Bastianini, Ducati, + 12,987
11. Marini, Ducati, + 13,962
12. Nakagami, Honda, + 14,002
13. Oliveira, KTM, + 14,456
14. Miller, Ducati, + 14,898
15. Alex Márquez, Honda, + 23,472
16. Fernández, KTM, + 25,862
17. Gardner, KTM, + 28,711
18. Darryn Binder, Yamaha, + 28,784
19. Bradl, Honda, + 31,943
20. Dovizioso, Yamaha, + 3 Runden
– Di Giannantonio, Ducati
– Pol Espargaró, Honda
– Morbidelli, Yamaha
– Zarco, Ducati
WM-Stand nach 3 von 21 Grand Prix:
1. Aleix Espargaró 45 Punkte. 2. Brad Binder 38. 3. Bastianini 36. 4. Rins 36. 5. Quartararo 35. 6. Mir 33. 7. Oliveira 28. 8. Zarco 24. 9. Martin 20. 10. Pol Espargaró 20. 11. Miller 15. 12. Morbidelli 14. 13. Viñales 13. 14. Bagnaia 12. 15. Marc Márquez 11. 16. Nakagami 10. 17. Marini 10. 18. Bezzecchi 7. 19. Darryn Binder 6. 20. Alex Márquez 4. 21. Dovizioso 2. 22. Gardner 1.
Konstrukteurs-WM:
1. Ducati 61 Punkte. 2. KTM 55. 3. Aprilia 45. 4. Suzuki 37. 5. Yamaha 35. 6. Honda 24.
Team-WM:
1. Suzuki Ecstar 69 Punkte. 2. Red Bull KTM Factory 66. 3. Aprilia Racing 58. 4. Monster Energy Yamaha 49. 5. Pramac Racing 44. Gresini Racing MotoGP 36. 7. Repsol Honda 31. 8. Ducati Lenovo 27. 9. Mooney VR46 Racing 17. 10. LCR Honda 14. 11. WithU Yamaha RNF 8. 12. Tech3 KTM Factory 1.