Álvaro Bautista: Superbike und MotoGP im Vergleich
In Valencia war Álvaro Bautista im MotoGP-Fahrerlager zu Gast
2006 feierte Álvaro Bautista im GP-Paddock seinen ersten WM-Titel, als er auf Aprilia in der Klasse 125 ccm triumphierte. In der 250er-Klasse war er 2008 Vizeweltmeister, in der Königklasse MotoGP war der fünfte Gesamtrang aus der Saison 2012 Bautistas persönliche Bestleistung.
Seinen zweiten WM-Titel fixierte der mittlerweile 38-Jährige dann vor knapp drei Wochen für das Aruba.it Ducati-Werksteam in der Superbike-WM.
Damit lagen also ganze 16 Jahre zwischen den zwei Titelgewinnen in zwei unterschiedlichen Meisterschaften. Den einen Titel holte der Spanier mit Anfang 20, den zweiten mit Ende 30.
SPEEDWEEK.com hat bei Bautista nachgefragt, wie es sich im Vergleich anfühlt.
«Sie unterscheiden sich deutlich», erklärte der neue Superbike-Weltmeister. «Der erste Titel war … ich will nicht sagen, dass ich dafür nicht kämpfen musste, aber er kam zu mir, weil ich schnell war und weil ich bei Aspar ein gutes Motorrad und ein gutes Team hatte. Am Ende kämpfte ich mit Kallio mit der KTM. Jetzt war es harte Arbeit, ich musste mehr in die Waagschale werfen. Seit damals habe ich mich als Fahrer weiterentwickelt und habe die besten Fahrer in der Geschichte des Superbike-Sports geschlagen. Das war nicht einfach.»
Álvaro, ist die Superbike-Weltmeisterschaft immer noch die zweite Liga?
Die SBK-WM wird als zweite Liga gesehen. Ich gebe zu, dass ich vor meinem Wechsel auch darüber nachgedacht habe. Ehrlich gesagt, war ich überrascht. Schon im ersten Jahr habe ich eine echt coole Meisterschaft gesehen, etwas ganz anderes. Die Atmosphäre ist realer, mehr wie bei den GPs vor zehn Jahren. Man ist viel mehr in Kontakt mit den Fans. Und die Leute mögen das, denn sie fühlen sich als Teil der Show.
Ich glaube, heute sehen die Fahrer die SBK-WM als eine echte Option. Als mir zum ersten Mal gesagt wurde, ich solle zur SBK wechseln, habe ich abgelehnt. Als mit klar wurde, dass ich in der MotoGP keinen Platz finden würde, vollzog ich doch den Schritt. Ich bin hierhergekommen, weil ich weiter Rennen fahren wollte, weil ich immer noch Spaß daran habe ... Ich überzeugte mich selbst, indem ich sagte: «Anstatt zu Hause zu bleiben, gehst du einfach dorthin, fährst eine Ducati im offiziellen Team und wirst Spaß haben.» Ich habe eine coole Meisterschaft entdeckt.
Viele Leute sagen vielleicht: «Er hat bei den Superbikes gewonnen, das ist nichts wert». Aber ich sage euch, viele Fahrer wären von dem Niveau hier überrascht. Ich denke, mit einer Werksmaschine wären Toprak Razgatlioglu und Jonathan Rea in der MotoGP sicher unter den Top-5.
Bautista fuhr zwischen 2010 und 2018 in der MotoGP, der Königsklasse auf zwei Rädern. Ist Superbike-Racing weniger anstrengend?
Ich war auf dem MotoGP weniger müde als auf dem Superbike. Vielleicht verzeiht ein Superbike mehr, aber es bewegt sich und wackelt mehr. Man hat viel Arbeit, es zu kontrollieren. Ein Superbike ist ein Serienmotorrad, das gut funktionieren muss für schnelle und langsamer Fahrer, für schnelle und langsame Straßen oder für den Weg zur Arbeit. Ein MotoGP wurde für die Rennstrecke gebaut, das war es. Es ist ein Motorrad, das nur dafür gemacht ist, schnell zu fahren.
Das neue Sprintrennen in der MotoGP ist ein guter Weg, um die Meisterschaft ein wenig aufzuwerten. Als Fahrer mag ich das Format der Superbikes sehr, sehr gerne sogar. Denn man hat drei Chancen, gut abzuschneiden. Die zwei Rennen in der MotoGP werden meiner Meinung nach gut sein. Das kurze Rennen am Samstag wird mehr Zuschauer am Samstag an die Rennstrecke zu kommen, weil es ein zusätzliches Spektakel ist.
Ich glaube nicht, dass es für die Fahrer eine große zusätzliche Anstrengung bedeutet. Meiner Erfahrung nach ist es eher eine mentale Angelegenheit. Denn man muss wissen, wie man sich zurücksetzen kann. Unabhängig davon, wie gut oder schlecht man am Samstag abgeschnitten hat, muss man wissen, wie man den Zähler zurücksetzt. In der Superbike-WM ist der Sonntag schwieriger, weil man am Vormittag ein kurzes Rennen hat und zwei Stunden später ein weiteres. Für mich ist es eher ein mentaler Stress, als ein körperlicher. Und man kann davon ausgehen, dass die MotoGP-Piloten physisch in Bestform sind.