Der Schock des Jahres: MotoGP künftig ohne Suzuki
Im April war die Suzuki-Welt noch in Ordnung, Alex Rins erreichte beim Texas-GP in Austin mit dem 500. GP-Podestplatz für die japanische Marke sogar einen historischen Meilenstein. Völlig überraschend verbreitete sich dann aber am Montag beim IRTA-Test in Jerez am 2. Mai eine Hiobsbotschaft wie ein Lauffeuer im Fahrerlager: Das japanische Suzuki-Management in Hamamatsu beschloss den Rückzug des MotoGP-Werksteams per Saisonende 2022.
Dabei war erst im Vorjahr ein neuer Fünf-Jahres-Vertrag bis Ende 2026 zwischen der Suzuki Motor Company und WM-Promoter Dorna Sports S.L. unterschrieben und verkündet worden. Deshalb dauerte es auch bis in den Sommer, ehe die rechtlichen und finanziellen Aspekte der Vertragsauflösung geklärt waren und das Aus somit offiziell besiegelt wurde.
Damit nicht genug: Suzuki erklärte auch noch das Ende des werksseitigen Engagements in der Endurance-WM. Stattdessen wolle man die Ressourcen künftig für Nachhaltigkeitsinitiativen einsetzen und konkret investieren, um das Ziel der CO2-Neutralität zu erreichen.
Zur Erinnerung: Aus der MotoGP-WM ist Suzuki nach 2011 schon einmal ausgestiegen – für drei Jahre. 2015 erfolgte die Rückkehr, statt des V4-Motors kam dann ein Reihenvierzylinder zum Einsatz. Ende September 2017 verkündete Suzuki aus heiterem Himmel den Rückzug der Werksteams aus den Motocross-WM-Klassen MX2 und MXGP per Saisonende. Aus der Superbike-WM zog sich das Suzuki-Werk schon Ende 2010 zurück.
Der Rennsport spielt in der Unternehmensstrategie von Suzuki bis auf Weiteres keine Rolle mehr. Bezeichnend: Sogar alle Online-Kanäle von Suzuki Racing werden mit Jahresende zugesperrt.
Daran änderten auch die großartigen Erfolge von Alex Rins am Ende der Saison nichts: Der Spanier gewann auf der GSX-RR auf Phillip Island und in Valencia zwei der letzten drei Rennen und bescherte dem Suzuki Ecstar Team somit einen besonders emotionalen Abschied aus der MotoGP-WM, in der sein bisheriger Teamkollege Joan Mir erst vor zwei Jahren den Titel geholt hatte.
Der Suzuki-Ausstieg ging nicht nur den betroffenen Teammitgliedern nahe, sondern auch Kollegen, Wegbegleitern und nicht zuletzt der Fangemeinde weltweit. Davon zeugte beim Saisonfinale in Valencia eine besonders designte Suzuki-Ecstar-Box: An den Wänden waren unzählige Botschaften abgedruckt, die unter dem Motto «Love Letters» auf den Social-Media-Kanälen gesammelt worden waren. Darunter hatten sich einige bekannte Namen verewigt.
Alex Rins: «Eine Familie»
Joan Mir: «lch werde dieses Team für immer vermissen.»
Aleix Espargaró: «Ich hatte das Glück, ein Suzuki-Fahrer zu sein, und ich werde immer ein Suzuki-Fan sein.»
Die Suzuki-Weltmeister in der Motorrad-WM:
Joan Mir (MotoGP: 2020), Kenny Roberts Jr. (500 ccm: 2000), Kevin Schwantz (500 ccm: 1993), Franco Uncini (500 ccm: 1982), Marco Lucchinelli (500 ccm: 1981), Barry Sheene (500 ccm: 1976, 1977), Dieter Braun (125 ccm: 1970), Hans-Georg Anscheidt (50 ccm: 1966, 1967, 1968), Hugh Anderson (125 ccm: 1963, 1965; 50 ccm: 1963, 1964) und Ernst Degner (50 ccm: 1962).
Anzahl GP-Siege von Suzuki: 162
50ccm: 30
125ccm: 35
500ccm/MotoGP: 97
Anzahl Podestplätze von Suzuki: 502
50ccm: 84
125ccm: 93
250ccm: 7
500ccm/MotoGP: 318
Suzuki-Fahrer mit den meisten Siegen:
1. Kevin Schwantz: 25 (25x 500ccm)
1. Hugh Anderson: 25 (17x 125ccm, 8x 50ccm)
3. Barry Sheene: 21 (18x 500ccm, 3x 125ccm)
4. Ernst Degner: 10 (3x 125ccm, 7x 50ccm)
5. Kenny Roberts Jr: 8 (8x 500ccm)
Suzuki-Fahrer mit den meisten Podestplätzen:
1. Kevin Schwantz: 51 (51x 500 ccm)
2. Hugh Anderson: 47 (25x 125 ccm, 22x 50 ccm)
3. Barry Sheene: 41 (31x 500 ccm, 10x 125 ccm)
4. Ernst Degner: 23 (8x 125 ccm, 15x 50 ccm)
5. Randy Mamola: 21 (21x 500 ccm)
6. Kenny Roberts Jr: 20 (20x 500 ccm/MotoGP)
7. Hans-Georg Anscheidt: 18 (4x 125 ccm, 14x 50 ccm)
8. Marco Lucchinelli: 17 (17x 500 ccm)
8. Alex Rins: 17 (17x MotoGP)
10. Joan Mir: 13 (13x MotoGP)
Meilensteine von Suzuki:
Erster Podestplatz: Ernst Degner 1962, 50ccm, Isle of Man
100. Podestplatz: Hugh Anderson 1965, 125ccm, Finnland
200. Podestplatz: Teuvo Länsivuori 1975, 500ccm, Deutschland
300. Podestplatz: Marco Lucchinelli 1980m 500ccm, Spanien
400. Podestplatz: Kevin Schwantz 1993, 500ccm, Spanien
500. Podestplatz: Alex Rins 2022, MotoGP, Amerika