Sito Pons: «Situation in der MotoGP nun viel besser»
Teambesitzer Sito Pons betreibt seit 2010 eines der erfolgreichste Moto2-GP-Teams. 2009 hat er in der Mittelgewichtsklasse (damals 250 ccm) mit Héctor Barbera den zweiten Rang erreicht und das letzte 250-ccm-WM-Rennen der Geschichte in Valencia gewonnen.
Dass die Honda-Mannschaft von Sito Pons jahrelang zuerst auch in der 500-ccm-Weltmeisterschaft erfolgreich war und danach ab 2002 in der neuen MotoGP-Viertakt-990-ccm-WM, ist vielfach in Vergessenheit geraten. Immerhin hat Sito Pons in der Königsklasse als Teamchef 13 GP-Siege errungen, mehr als die meisten anderen MotoGP-Kundenteams. Erfolgreicher war nur Gresini in seiner Zeit mit Honda (Gibernau, Melandri usw.) sowie den vier Siegen 2022 mit Bastianini und Ducati – mit total 18 Siegen in der Königsklasse.
Zum Vergleich: Sogar Pramac hat seit Beginn der Zusammenarbeit mit Ducati 2005 erst einen MotoGP-Sieg gefeiert – 2021 mit Jorge Martin in Spielberg. LCR hat seit 2006 drei Siege mit Cal Crutchlow zustande gebracht, Tech3 hat mit Miguel Oliveira auf der KTM 2020 die ersten MotoGP-Erfolge eingeheimst. Sito Pons, der selber in der 250 ccm-WM 87 GP-Starts als Fahrer erledigte und dann 34 in der 500-ccm-Klasse, hat als Teamchef glorreiche Zeiten miterlebt. Er hatte Sponsoren wie die spanische Mineralölgesellschaft Campsa, dann Fortuna, Ducados, West und Camel; es waren die Zeiten, als die Zigarettenfirmen Millionen in den GP-Sport pumpten, ehe ihn das weltweite Tabakwerbeverbot den Garaus machte.
«Wir haben 2003 als Privatteam mit Biaggi und Ukawa sogar die Team-Wertung gewonnen», blickt Pons zurück. Damals war kein Geringerer als Max Biaggi das Aushängeschild (auf der Camel-Honda), der vierfache 250-ccm-Weltmeister, der im Kanemoto-Honda-Team 1998 gleich als Neuling in Suzuka seinen ersten 500er-GP gewonnen hat. Er beendete die WM als Dritter hinter Rossi und Gibernau, Ukawa als WM-Achter.
Nach seinem Rücktritt als Fahrer engagierte Pons für sein Honda-500-ccm-Team Fahrer wie Puig, Checa, Crivillé, Barros, Capirossi, Ukawa und Biaggi. Für den ersten Sieg von Pons Racing in der Halbliter-WM sorgte Alex Crivillé 1992 in Assen.
Sito Pons weiß, dass die Satellitenteams heute geringere Siegchancen haben, auch wenn sie wie bei Pramac und Tech3 viel enger mit den Werken zusammenarbeiten, die früher nie ebenbürtiges Material an die Privatteams der Königsklasse auslieferten, oft sogar nur Vorjahres-Material.
Und in der Übergangssaison 2002, als 500-ccm-Zweitakter gegen die neuen 990-ccm-Viertakter gegeneinander antreten durften, hatten zu Beginn der Saison nur die Factory-Teams die neuen Vierakt-Raketen in der Box.
Es waren andere Zeiten. Vor 40 Jahren fand man manchmal 9 Suzuki in den Top-Ten, 2021 und 2022 tauchten in der MotoGP oft sechs verschiedene Fabrikate auf den ersten sechs Plätzen auf. Und es gibt viel mehr unterschiedliche Sieger als früher. Valentino Rossi siegte auf der Honda NSR 500 im Jahr 2001 bei 16 Events elfmal, ein Jahr später mit der neuen Vuiertajkt-Fünfzylinder-RC211V ebenfalls.
«Momentan ist die Situation in der ‘premier class’ viel besser, denn es mischen mehr Hersteller mit», betont Sito Pons im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Die Zeiten liegen viel enger beisammen, die Konkurrenz ist stärker, viele Werke haben ebenbürtige und konkurrenzfähige Bikes. Das ist gut. Satellitenteams wie Pramac können heute wieder gewinnen. Die Struktur hat sich gegenüber meiner Zeit in der Königsklasse verändert. Denn manche Werke betreiben jetzt ein Kundenteam wie ihr B-Team, quasi als zweites Werksteam. Sie liefern aktuelle Werksmaschinen und nehmen die Fahrer unter Vertrag. Das ist komplett anders als früher. Wir haben vor 20 Jahren als Camel Pons Honda Team gegen das Honda-Werk gekämpft! Sie waren auf der Rennstrecke unser Feind! Sie waren auf der Piste nicht unsere Freunde, sondern unsere erbitterten Gegner.»
«Heute sieht es anders aus», hält der 63-jährige Sito Pons fest. «Heute hat Ducati drei Kundenteams, und wenn ein Fahrer aus so einem Rennstall gewinnt, jubeln und feiern sie und freuen sich, als hätte das Factory-Team gewonnen. Als wir unser MotoGP-Team betrieben haben, hat Honda um unsere Fahrer gefeilscht und versucht, uns die Sponsoren abspenstig zu machen», erinnert sich der 250-ccm-Weltmeister von 1988 und 1989. «Jetzt sieht es anders aus. Yamaha hatte mit Petronas ein erfolgreiches Satellitenteam, Ducati arbeitet eng mit Pramac zusammen, Aprilia hat sich inzwischen mit dem RNF-Team verbündet und bezahlt die Fahrer. Bei KTM und GASGAS ist es ähnlich. Ich halte das aktuelle System für besser, denn davon profitieren die privaten Teams und es wertet die Meisterschaft insgesamt auf. Das ist erfreulich. Eine Verbesserung für alle Beteiligten.»