Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Aprilia ohne Privilegien: Alle Werke gleichberechtigt

Von Günther Wiesinger
Aleix Espargaró beim Valencia-Test

Aleix Espargaró beim Valencia-Test

Durch die Podestplätze von Aleix Espargaró und Viñales verlor jetzt auch Aprilia die «concessions» der MotoGP-Neueinsteiger. Was sich dadurch alles ändert.

Als Suzuki 2015 (erstmals mit der GSX-RR mit einem Reihenmotor statt einem V4) in die WM zurückkehrte, Aprilia gleichzeitig mit dem verkappten RSV4-Superbike-Motor in die MotoGP-WM zurückkam (2002 bis 2004 wurde mit der 990-ccm-Dreizylinder-Cube gefahren) und KTM 2017 in der MotoGP-Klasse debütierte, wurden die Neulinge mit lukrativen neuen Privilegien geködert. Sie wurden als «concession teams» tituliert, während die Siegerteams von Honda, Yamaha und Ducati unter dem Factory-Status antraten.

Das bedeutete: Die Neulinge konnten dank der «concessions» (Zugeständnisse) mehr Motoren pro Fahrer und Saison verheizen, die Motorenentwicklung war ab dem Saisonstart nicht eingefroren, die Testtage für die Stammfahrer waren nicht limitiert. So sollten die neuen Werke den technischen Rückstand zu den etablierten Teams rascher aufholen können. 

Suzuki verlor die «concessions» erstmals nach 2016 wegen der erste Erfolge von Maverick Viñales für 2017. Dann bekamen sie die Japaner nach der verpatzten Saison 2017 (neue Piloten: Alex Rins und Andrea Iannone) noch einmal für ein Jahr zurück.

KTM verlor den «Concession»-Status nach 2020 durch die Siege von Brad Binder in Brünn und Miguel Oliveira beim Steiermark-GP (Spielberg-2) und in Portimão sowie durch die fünf dritten Plätze von Pol Espargaró.

Denn wer innerhalb von zwei Jahren sechs «concession points» einsammelt, verliert alle Privilegien für die kommende Saison.

Ein Sieg bringt drei Konzessions-Punkte ein, ein zweiter Platz zwei Punkte, ein dritter Rang einen Punkt.

Aprilia erreichte die sechs «concession points» im Vorjahr mit dem dritten Platz von Aleix Espargaró beim Spanien-GP 2022 in Jerez, nachdem der Spanier zuvor schon 2021 in Silverstone (ein Punkt als Dritter) und 2022 in Las Termas (drei Punkte für den Sieg) sowie Portimão (ein Punkt als Dritter) auf dem Podest gestanden war.

Die Aprilia-Stammfahrer durften deshalb mit sofortiger Wirkung nicht mehr beliebig oft privat testen, sondern nur noch bei den offiziellen IRTA- und Montag-Tests. Und es mussten drei Teststrecken nominiert werden, auf denen das Testteam fahren darf.

Ein Großteil der Beschränkungen tritt für Aprilia allerdings erst mit der Saison 2023 in Kraft. So wird die Motorentwicklung wie bei allen anderen Werken ab dem Saisonauftakt in Portugal mit der homologierten Spezifikation eingefroren. Aprilia darf im Laufe der Saison auch nur noch dieselbe Anzahl an Triebwerken wie die anderen Top-Teams verheizen.

Hier gilt seit letztem Jahr: Wenn 21 oder mehr MotoGP-Rennen auf dem Terminplan stehen, bekommen die Werke acht Motoren pro Fahrer und Saison, die «concessions teams» zehn. Der achte (oder zehnte) Motor darf aber erst ab dem 19. Event in Anspruch genommen werden.

Außerdem darf Aprilia-Testfahrer Lorenzo Savadori ab 2023 nur noch maximal drei statt sechs Wildcard-Einsätze pro Jahr absolvieren.

Übrigens: Auch wenn GASGAS als Marke 2023 neu in die MotoGP-Klasse kommt, wird die «Concession»-Regelung nicht herangezogen. Denn das Motorrad ist baugleich mit der KTM RC16.

Wegen der erfolglosen Saison 2020 ohne Sieg (Alex Márquez sicherte sich nur zwei zweite Plätze im Repsol-Team in Le Mans und Aragón) hätte Honda normalerweise den Factory-Status verloren. Aber wegen der Corona-Situation (und nur 14 Rennen) wurde von den Herstellern vereinbart, dass 2020 kein Werk «concessions» gewinnen oder verlieren könne.

KTM litt übrigens zu Beginn der Saison 2021 spürbar unter dem Verlust der Concession-Privilegien. So gelang den Österreichern bei den ersten zwei Grand Prix in Losail (Katar-GP und Doha-GP) mit jeweils vier Piloten (Binder, Oliveira, Petrucci und Lecuona) nur ein einziges Top-Ten-Ergebnis – durch Binders achten Platz beim zweiten Losail-Event am 4. April.  

Offenbar hatte KTM wegen der um zwei Exemplare geringeren Anzahl von Motoren pro Fahrer und Saison die Drehzahl und die Motorleistung zu stark verringert.

Erst beim sechsten Saisonrennen in Mugello am 30. Mai gelang KTM 2021 durch Platz 2 von Miguel Oliveira der erste Podestplatz, nachdem beim Chassis und bei der Elektronik und Updates an die Strecke gebracht worden waren – und dazu ein modifizierter Treibstoff von Lieferant ETS. 

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