Pol Espargaró: «Honda stoppte die Entwicklung»
Pol Espargaró (31)
Mit großen Träumen und hohen Erwartungen wechselte Pol Espargaró nach der Saison 2020 von Red Bull KTM Factory Racing ins glorreiche Repsol-Honda-Werksteam. Nach zwei schwierigen Jahren, in denen er auf der RC213V gerade einmal eine Pole-Position, zwei Podestplätze und die WM-Ränge 12 und 16 einfuhr, kehrte der Moto2-Weltmeister von 2013 in die Pierer-Familie zurück. Bei Tech3 tritt er 2023 in GASGAS-Farben auf.
Im Interview mit «L'Esportiu de Catalunya» blickte der 31-jährige Katalane aber noch einmal auf die vergangenen zwei Jahre zurück, als sich sein Traum vom Erfolg in Repsol-Honda-Farben in einen Albtraum verwandelte: «Es war frustrierend und sehr hart. Bei Repsol Honda zu sein ist ein Privileg, nur sehr wenige Fahrer werden auserkoren, diese Farben zu tragen. Ich sah mich in der Pflicht, derjenige zu sein, der mit Marc Márquez der Leader für ein derartiges Projekt ist, aber so war es nicht.»
Nach Anlaufschwierigkeiten begann zumindest Pols zweite Honda-Saison mit dem Podestplatz beim WM-Auftakt 2022 in Katar noch vielversprechend. Danach ging es aber abwärts. «Ich dachte damals, dass die Saison sehr gut werden würde. Ich hatte die beste Vorsaison meiner Karriere – sowohl in Thailand, wo ich [beim Test] Schnellster war, als auch in Malaysia, wo es nie besonders gut gelaufen war, weder für mich, noch für Honda. Im ersten Rennen in Katar habe ich lange geführt, in Argentinien bin ich aus der ersten Reihe losgefahren. Darauf folgte ein Niedergang, der schlechte Ergebnisse, fehlendes Vertrauen und viele Stürze mit sich brachte.»
Zu den Gründen für diesen Absturz befragt erklärte der jüngere Espargaró: «Technisch gesehen ist das ein Thema für die Ingenieure und Techniker, denn sie kennen die Gründe, warum ein Teil funktioniert oder nicht. Wir wussten nicht, wie wir das Problem beheben sollten, oder hatten nicht die notwendigen Tools, um es zu tun. Mit der Verletzung von Marc Márquez hat Honda beschlossen, die Entwicklung des Motorrads zu stoppen. Außerdem müssen wir die Probleme dazuzählen, die wir bereits hatten, bei denen sich die anderen Marken weiterentwickelt haben. Es läuft alles auf den Mangel an Lust und Arbeit der Ingenieure hinaus, die die Situation rechtzeitig hätten lösen sollen.»
Fühlte sich Pol schlecht behandelt? «Schlecht behandelt nicht, aber ich war sehr frustriert von der Situation. Du siehst, dass es dir nicht gut geht, dass die Erwartungen groß sind und du nichts tun kannst, weil dir niemand hilft und dir Hände und Füße gebunden sind. Die Dinge werden nicht besser, es gibt keine neuen Teile, um die Situation in eine andere Richtung zu lenken, und das lässt dich verzweifeln, weil du keinen Ausweg siehst. Ich habe in einem Moment der Krise und verlorener Kontrolle viel Ruhe und Entspannung gesehen, und das hat mich sehr gestört.»
Seinen Wechsel ins Honda-Werksteam bereue der WM-Fünfte von 2020 (noch auf KTM) dennoch nicht. «Nein, und das sage ich aus vollem Herzen. Ich hatte alle Optionen auf dem Tisch und habe die Entscheidung getroffen, die mir die beste erschien, und ich würde sie wieder treffen. Man lernt aus allem, noch mehr aus dem Schlechten. Alle Sportler sollten unabhängig vom Geld oder anderen Aspekten für ihre Träume kämpfen.»
Was hat Pol Espargaró aus den schwierigen Honda-Zeiten gelernt? «Dass du aus den schlechten Momenten Kraft schöpfst. Du lernst deine Fehler leichter zu erkennen, wie du dich angesichts von Widrigkeiten verhältst und die guten Zeiten mehr zu schätzen. Du lernst, wem du Vertrauen kannst und wem nicht», schob der 31-jährige Spanier nach.