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Carmelo Ezpeleta: Formel 1 & MotoGP am selben Weekend

Von Günther Wiesinger
Bisher ist alles nur eine Idee, eine Vision. Aber Carmelo Ezpeleta (MotoGP) und Stefano Domenicali (Formel 1) überlegen, ob die beiden populärsten Motorsportserien bei einem Riesenspektakel gemeinsam auftreten könnten.

Carmelo Ezpeleta, seit 30 Jahren CEO von Dorna Sports S.L., jener Firma, die vor der Saison 1992 mit Hilfe von Bernie Ecclestone vom Weltverband FIM die kommerziellen Rechte am Motorrad-GP-Sport erworben hat und das Programm von fünf auf drei Klassen stutzte (die Klassen 80 ccm und Seitenwagen wurden aus dem GP-Plan gestrichen, die 350er-WM war schon zehn Jahre vorher beerdigt worden), steht ständig in Kontakt mit seinem Formel-1-Kollegen Stefano Domenicali, der die F1-Geschäfte für Liberty Media führt und vorher Teamprinzipal bei der Scuderia Ferrari und nachher Geschäftsführer bei Lamborghini war.

Ezpeleta und Domenicali tauschen sich regelmäßig zur Kalender-Planung für die kommende Saison aus. Das Verhältnis ist von gegenseitiger Wertschätzung geprägt, auch wenn die Werbemillionen und Budgets in der Formel 1 viel lockerer fließen als in der MotoGP-Rennserie, die durch den Rücktritt von Valentino Rossi stärker gelitten hat als erwartet und außerdem durch die dauernden Verletzungen von Marc Márquez oft auf einen weiteren Helden verzichten muss.

Stefano Domenicali besuchte vor drei Wochen auf Einladung von Ezpeleta den Portimão-GP.

Jetzt verriet Carmelo Ezpeleta in einem Interview mit der spanischen Radio-Station «Cadena Cope», dass er mit Domenicali beim Portugal-GP die Frage erörtert habe, ob man eines Tages einen Mega-Event mit Formel 1 und MotoGP am selben Wochenende und auf derselben Strecke organisieren könnte.

«Aber uns ist natürlich klar, dass wir uns hier mit einem schwierigen Projekt beschäftigen», räumte Carmelo Ezpeleta im Rahmen des Texas-GP auf Nachfrage von SPEEDWEEK.com ein.

Der 76-jährige Spanier hat in all den Jahren erkannt, dass sich Formel 1 und MotoGP wegen der unterschiedlichen Sicherheitsvorkehrungen kaum vereinbaren lassen.

«Wir haben nur wenige Rennstrecken im Kalender, auf denen die Formel 1 und MotoGP im selben Jahr auftreten», hält Ezpeleta fest. «Wir haben in all den Jahren herausgefunden, dass so etwas nur klappt, wenn der GP-Veranstalter und der Streckenbetreiber oder Streckenbesitzer identisch sind.»

In der Rennsaison 2023 existieren nur fünf Schauplätze, die einen Formel-1-GP und einen MotoGP-Event beherbergen: Texas, Catalunya, Silverstone, Spielberg und der Losail Circuit in Doha, der jedoch für die Formel 1 mit einem Riesenaufwand umgebaut werden muss.

Auf dem Sepang Circuit (Malaysia) und auf dem Buddh Circuit (Indien) fährt die Formel 1 nicht mehr, dafür gastiert dort die Zweirad-Weltmeisterschaft.

Auf dem Autodromó Internazionale del Mugello und in Portimão trat die Formel 1 im Jahr 2020 nur auf, weil keine Übersee-Rennen möglich waren.

Die F1-Veranstalter in Abu Dhabi und auf dem Jeddah Circuit in Saudi-Arabien waren stark an der MotoGP interessiert, doch diese Strassenkurse wären für die MotoGP-Asse viel zu gefährlich gewesen.

Deshalb sind Ezpeleta und Domenicali bei der Frage, wo in ferner Zukunft so ein gemeinsamer Mega-Event ausgetragen werden könnte, bisher keinen Millimeter weitergekommen.

«Ein Straßenkurs kommt für die MotoGP absolut nicht in Frage», stellte Carmelo Ezpeleta gegenüber SPEEDWEEK.com klar. «Denn wir brauchen in der MotoGP viel größere Auslaufzonen als in der Formel 1.»

Dafür wird momentan über ein etwas kleineres Zukunftsprojekt nachgedacht: Die Betreiber des Circuit of The Americas (COTA) in Austin möchten die Zuschauerflaute bekämpfen, indem sie die populäre US-Supercross Championship 2024 in Texas mit dem MotoGP-Anlass verknüpfen.

Denn in den drei GP-Klassen Moto3, Moto2 und Moto3 fehlt seit Jahren ein zugkräftiger Lokalmatador. Nicky Hayden, Ben Spies und Colin Edwards werden beim Publikum schmerzlich vermisst.

Zurück zur Vision des Mega-Motorsport-Spektakels: Falls sich so ein Projekt eines Tages umsetzen lässt, dann nur auf einer der Pisten, die heute schon für beide Serien homologiert sind. 

Und da die Antrittsgebühren für beide Top-Serien gemeinsam jenseits von 50 Millionen Euro liegen würden, kommen vielleicht nur die Scheichs in Katar als Ansprechpartner in Frage.

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