Fix: MotoGP-Finale nicht in Valencia

Was ist mit Hondas MotoGP-Projekt passiert?

Von Michael Esdaile
Hondas Speerspitze Marc Márquez

Hondas Speerspitze Marc Márquez

Nach dem viel umjubelten Texas-Sieg von LCR-Kundenteam-Fahrer Alex Rins wurde Honda zuletzt in Jerez wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Die Chronologie der Ergebnisse seit 2011.

Es ist einige Jahr her, seit wir die Honda-Piloten (Plural) zuletzt an der Spitze gesehen haben – mit zwei (oder mehr) davon auf dem Podium.

2011 zum Beispiel gab es für den größten Motorrad-Hersteller der Welt auf Phillip Island noch einen Vierfachsieg:
1. Casey Stoner
2. Marco Simoncelli
3. Andrea Dovisioso
4. Dani Pedrosa

Doppelpodien waren zu dieser Zeit für Honda durchaus üblich, auch im Jahr 2012, als allein Pedrosa sieben Rennen gewann – im Vergleich zu Lorenzos sechs Siegen auf der Yamaha, während Stoner in seiner letzten Saison noch fünf Mal gewann.

2013 übernahm Marc Márquez die gut entwickelte Honda und die gesamte Crew von Stoner – und gewann auf Anhieb sechs Rennen. Pedrosa steuerte drei Siege bei und stand zehn weitere Male auf dem Podium. Stefan Bradl schaffte in der Saison ebenfalls einen Podestplatz (Laguna Seca).

2014 gewann Marc ganze 13 Rennen (davon zehn in Folge). Pedrosa kam immerhin auf zehn Podestplätze, darunter sein Sieg in Brünn.

Dann kam die Saison 2015, die Marc in der WM mit fünf Siegen und vier weiteren Podestplätzen auf dem dritten WM-Rang beendete (hinter Lorenzo und Rossi), während Pedrosa in Japan und Malaysia gewann und vier weitere Top-3-Ergebnisse sammelte.

2016 triumphierte Márquez fünf Mal, dazu holte er sieben weitere Podestplätze – und eroberte den Titel von Yamaha zurück. Bei Pedrosa fielen die Ergebnisse mit drei Podestplätzen, darunter ein Sieg in Misano, magerer aus. Crutchlow schaffte vier Mal den Sprung in die Top-3 (darunter zwei Siege in Brünn und auf Phillip Island). Und Jack Miller gewann sensationell im Regen von Assen.

2017 stand Márquez zwölf Mal auf dem Podium, sechs Mal davon ganz oben. Dani schaffte neun Podestplätze, darunter zwei Siege. Crutchlow holte einen Podestplatz.

2018: Márquez stürmte mit 14 Podestplätzen (darunter neun Siegen) zum Titel. Und Dani? Für den gab es kein einziges Podium… Crutchlow gelangen immerhin drei Top-3-Ergebnisse, darunter der Sieg in Termas de Río Hondo.

2019 erzielte Márquez beeindruckende 18 Top-2-Ergebnisse, darunter zwölf Siege. Danis Nachfolger im Repsol-Honda-Werksteam war Jorge Lorenzo, der im Jahr zuvor noch drei Rennen auf der Ducati gewonnen hatte, auf der RC213V aber nicht einmal in die Nähe der Podestplätze kam. Ein 11. Rang in Le Mans war seine Bestleistung.

Crutchlow sorgte immerhin noch für drei Podestplätze. Takaaki Nakagamis bestes Ergebnis war ein fünfter Platz in Mugello, in der Gesamtwertung landete er auf dem 13. Rang – auf der 2018er-Honda.

Nach dem Heim-GP in Motegi ließ Nakagami eine Schulter-OP durchführen, weshalb er die letzten drei Grand Prix verpasste. Johann Zarco sprang als Ersatz ein. Ihm standen nur die Trainings-Sessions, das Qualifying und das Warm-up zur Verfügung, um sich an die LCR-Honda anzupassen, dennoch fuhr er auf Phillip Island als 13. In die Punkte. Crutchlow wurde auf der anderen LCR-Honda Zweiter. In Malaysia ging der Franzose im Rennen an Crutchlow vorbei, lag kurzzeitig sogar auf Rang 8, dann wieder auf Platz 9, ehe er vier Runden vor Schluss stürzte. Crutchlow war zu diesem Zeitpunkt schon ausgeschieden.

Dann folgte die Saison 2020, die aufgrund der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Reiseeinschränkungen sehr seltsam war. Welche Veränderungen gab es bei Repsol Honda hinter den Kulissen, abgesehen von Marc Márquez‘ selbstverschuldeten Verletzungen?

Sein Bruder Alex Márquez fuhr als Rookie zweimal auf Platz 2 (Le Mans und Aragón). In jenem Aragón-GP arbeitete er sich nach mäßigem Start durch das Feld und stetig nach vorne. Bemerkenswert war die Tatsache, dass die Repsol-Honda nicht dazu in der Lage war, eine der beiden Suzukis auf der langen Gegengeraden im MotorLand zu überholen. Alex schob sich in der schnellen Bergauf-Linkskurve nach der Geraden an Mir vorbei und verfolgte Rins, wobei er dazu in der Lage war, eine enge, wenn nicht sogar eine engere Linie zu fahren.

Honda hatte vor Le Mans in Misano getestet und Alex sagte, Bradl und er hätten eine andere Chassis-Geometrie ausprobiert. Nun, das hatte offenbar funktioniert. Die Honda sah so gut aus wie seit Jahren nicht mehr. Dann aber schien Honda diese Daten prompt wieder verloren zu haben.

Die bestplatzierte Honda in der WM-Tabelle 2020 war Takaaki Nakagami auf Rang 10 mit 116 Punkten – auf der 2019er-Honda, wohlgemerkt. Zwei vierte Plätze waren seine persönlichen Bestleistungen.

Alex Márquez beendete seine Rookie-Saison als 14. mit 74 Punkten. Cal Crutchlow wurde von der 2020er-Honda gebissen, seine (letzte) Saison war von Verletzungen geprägt, nur zweimal schaffte er den Sprung in die Top-10 (Catalunya und Aragón). Bradl hatte manchmal sogar Mühe, in die Punkteränge zu kommen.

2021 gewann Márquez zwar dreimal, 2022 aber erlebte Honda die zweite sieglose Saison innerhalb von drei Jahren.

Diese Chronologie der Ereignisse lässt erahnen, dass bei Honda zu der Zeit, als Pedrosa ging, etwas schiefgelaufen ist. Die Theorie des Autors: Honda entwickelte das Motorrad (in Pedrosas Abwesenheit) um einen Fahrer herum und bezahlte den Preis dafür, als sie der Input dieses Fahrers in eine Sackgasse führte, die dann den Fahrer selbst ausgebremst hat.

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